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Hand in Hand mit dem Kontrahenten: Kiels Filip Jicha (r.) und Alexander Petersson.

© Imago

Titelkampf in der Handball-Bundesliga: Finale zu dritt

Seit Jahren war die Handball-Bundesliga nicht so spannend wie vor dem Spitzenspiel am Mittwochabend, wenn die Rhein Neckar Löwen auf den THW Kiel treffen. Doch auch die SG Flensburg-Handewitt hat noch Chancen, Meister zu werden.

Große Trainer sollten in der Lage sein, jeder Situation positive Aspekte abgewinnen zu können, auch wenn sie noch so bescheiden ist. Es sprach am Samstagabend also Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, die soeben ihr DHB-Pokal-Halbfinale gegen Flensburg verloren hatten.

„Auch wenn es mir im Moment schwer fällt, das so zu sehen – vielleicht hilft es uns ja wirklich, dass wir am Sonntag kein Finale spielen müssen“, sagte der Isländer, „da haben wir am Mittwoch womöglich ein bisschen mehr Power.“

Da trifft Gudmundssons Mannschaft im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga auf den THW Kiel (20.15 Uhr, live bei Sport1). Bei einem Sieg der Mannheimer gegen den Serienmeister käme es zu einer in den letzten Jahren nie da gewesenen Gemengelage in der stärksten Handball-Liga. Die Löwen wären zum einen Tabellenführer, zum anderen dürfte sich fünf Spieltage vor dem Saisonende noch ein weiteres Team berechtigte Hoffnungen auf den Meistertitel machen: die SG Flensburg-Handewitt. Der HSV Handball verabschiedete sich dagegen am Dienstagabend mit einer Niederlage in Magdeburg aus dem Spitzen-Trio.

Allerdings besitzt der Umkehrschluss ebenso Gültigkeit. „Gewinnt der THW, ist die Meisterschaft entschieden“, sagte Ex-Nationalspieler und Fernsehexperte Daniel Stephan den „Kieler Nachrichten“.

Eine Halbserie lang widerlegten die Kieler mit überraschender Gelassenheit alle vermeintlichen Experten. Die hatten vor der Saison ein Übergangsjahr und daraus resultierend einen ausgeglichen Titelkampf prognostiziert. Trotzdem schien die Meisterschaft nach der Hinrunde so gut wie entschieden. In den vergangenen Wochen passierte dann allerdings das, was nach dem Abgang der Leistungsträger Daniel Narcisse, Thierry Omeyer, Momir Ilic und Kapitän Marcus Ahlm vor der Saison zu erwarten war: Der THW schwächelte. In den letzten fünf Partien gaben die Kieler drei Punkte ab, wohingegen die Löwen ihre letzten elf Bundesliga-Spiele für sich entschieden. Im Pokal-Achtelfinale kassierte der THW überdies die erste Heimniederlage in diesem Wettbewerb seit mehr als 20 Jahren – gegen den heutigen Gegner.

Flensburg-Trainer Vranjes: "Kiel ist leichter Favorit"

„Die Bundesliga war lange nicht so spannend wie in diesem Jahr“, sagt Ljubomir Vranjes, und er muss es wissen: Neun Jahre lang war der schwedische Spielmacher selbst in Deutschland aktiv, seit 2010 arbeitet er nun als Trainer der SG Flensburg-Handewitt. „Man muss aber auch ehrlich zugeben, dass die anderen die kleine Schwächephase der Kieler bislang nicht genutzt haben“, sagt Vranjes. Das ist durchaus als Selbstkritik zu verstehen. Vor der Saison galten seine Flensburger als ärgster Widersacher des ungeliebten Dauerkonkurrenten. Großes Verletzungspech und ein ziemlich missratener Saisonstart ließen die Hoffnungen aber frühzeitig schwinden. „Trotzdem ist noch immer keine Entscheidung gefallen“, sagt Vranjes. Dieser Umstand spreche für die neue Ausgeglichenheit in der Liga. „Jeder kann an einem guten Tag jeden schlagen, das war über lange Zeit keine Selbstverständlichkeit.“

Mittlerweile ist das auch in Kiel angekommen, wenngleich die Erhabenheit geblieben ist beim deutschen Rekordmeister. „Wir haben in jeder Situation des Spiels einen Plan“, sagte THW-Kapitän Filip Jicha kürzlich der „Handballwoche“. Und was tippt Vranjes für das Spitzenspiel? Flensburgs Trainer antwortet mit einem Lächeln auf diese Frage, er sagt: „Kiel ist immer noch Kiel und damit auch Favorit. Leichter Favorit zwar, aber Favorit.“ Am Mittwoch steht die Stichhaltigkeit dieser These auf dem Prüfstand.

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