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Augen zu und durch. Stefan Kießling und Christian Schulz im Kopfballduell.

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Update

Titelkampf schon entschieden?: Leverkusen verliert 2:3 in Hannover

Der nächste Bayern-"Verfolger" strauchelt und macht das Wochenende für den Tabellenführer der Bundesliga perfekt. Beim 2:3 von Leverkusen in Hannover bringt sich Bayer 04 durch individuelle Fehler selbst auf die Verliererstraße.

Von Christian Otto

Die böse Frage nach der Tabelle und der verpassten Chance beantwortete Rudi Völler auf seine Art. Erst schüttelte er milde seinen Kopf, dann kam eine abwinkende Handbewegung zum Einsatz, dazu gab es klare Worte. „Wir wissen, was wir können. Und wir wissen, dass die Bayern in dieser Saison eine Übermannschaft sind“, sagte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen. Das Eingeständnis von Völler, dass auch sein Klub es mit dem FC Bayern München derzeit nicht aufnehmen kann, rundete eine ärgerliche Niederlage ab. Leverkusen hatte mit 2:3 (1:1) bei Hannover 96 verloren. Der Rückstand auf den Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga beträgt damit bereits elf Punkte. „Aber wir stehen zurecht auf dem zweiten Platz“, sagte Völler. Was als Lob für seine Mannschaft gemeint war, kam einer vorzeitigen Gratulation an die Münchner zum nächsten Meistertitel gleich.

Rund 60 Minuten lang hatte der Tabellenzweite aus Leverkusen wie ein Team gespielt, das das Titelrennen noch ein ganz klein wenig hätte spannend machen können. Schnelle Führung durch Gonzalo Castro (3. Minute), einen Rückstand durch Szabolcs Huszti (20.) und Mame Diouf (57.) durch einen Kopfballtreffer von Stefan Kießling (58.) sofort ausgeglichen – es sah wirklich schön aus, was die Leverkusener zum Abschluss des 16. Spieltages vor 45 800 Zuschauern zu bieten hatten. Aber sie stellten sich in der Defensive einfach zu ungeschickt an und ermöglichten ihrem Gastgeber gleich zwei Elfmeter. Dem 1:1 von Huszti war ein Foul von Manuel Friedrich vorausgegangen. Und Husztis Strafstoß zum 3:2-Siegtreffer, vor dem erneut der Ungar regelwidrig gestoppt worden war, hatte Stefan Reinartz durch eine unvorsichtige Grätsche ermöglicht. Wir hätten das anders lösen können“, sagte Bayer-Trainer Sascha Lewandowski und beließ es bei dieser milden Kritik an seinen Verteidigern.

Der Mut und die Entschlossenheit, mit denen Hannovers Spielgestalter Huszti dem Abend eine kuriose Note gegeben hatte, verdiente Applaus. Und der Ungar, der zweimal als Gefoulter zum Elfmeter angetreten und erfolgreich war, stand mit seiner kleinen Frechheit Modell für den feinen Unterschied in dieser sehenswerten Begegnung. Huszti zwang sowohl Friedrich als auch Reinartz mit seinen Dribblings zu Fehlern. „Unser Wille, noch etwas nachzulegen, das war der Schlüssel zum Sieg“, meinte Hannovers Trainer Mirko Slomka. Nach langem Zögern hat der 45-Jährige am Wochenende seinen Vertrag bis 2016 verlängert. Und in seinem 100. Bundesligaspiel als 96-Cheftrainer durfte er für sich in Anspruch nehmen, seine Mannschaft perfekt auf die individuelle Klasse der Leverkusener eingestellt zu haben. Hannovers Offensive hatte mit dem unermüdlichen Diouf, dem frechen Jan Schlaudraff und dem nervenstarken Huszti die wenigen Schwächen des Gegners eiskalt ausgenutzt.

Während der Sieger ausgelassen jubelte, waren die meisten Leverkusener Spieler damit beschäftigt, den Konjunktiv in Serie zu bemühen. „Man hätte es ausbauen können“, sagte Lars Bender und meinte den Abstand in der Tabelle zu den anderen Anwärtern auf einen Platz in der Champions League. „Wir hätten es vorne auch besser machen können. Da muss man unsere Verteidiger auch mal in Schutz nehmen“, sagte Bayer-Angreifer Kießling. Das hätte, wenn und aber, mit dem die Leverkusener sich auf die Heimreise begaben, klang leicht enttäuscht, aber nicht vollends traurig. „Das war doch schon nach dem fünften oder sechsten Spieltag klar. Der FC Bayern spielt in dieser Saison in seiner ganz eigenen Liga“ – mit dieser erschreckend ehrlichen Aussage bestätige Nationalspieler Bender die Leverkusener Kapitulation und damit die der gesamten Liga vor der Münchner Übermacht.

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