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Kleiner Pokal, große Freude. Die Füchse Berlin mit der Klub-WM-Trophäe.

© AFP

Titelverteidigung bei Klub-WM: Die Füchse Berlin und ihre verrückte Bilanz

Mit der Titelverteidigung bei der Klub-WM haben die Füchse Berlin gezeigt, dass sie in dieser Saison zu großen Leistungen fähig sind.

Ein Blick in die Gesichter der Verlierer genügte, um zu erkennen: eine bessere Kirmes-Veranstaltung war es bestimmt nicht, dieses Endspiel um die Weltmeisterschaft der Handball-Vereinsmannschaften. Dem Turnier mit dem hochtrabenden Namen "IHF Super Globe", das seit Jahren in der katarischen Hauptstadt Doha und zu einem eigentlich ungünstigen Zeitpunkt kurz nach dem Bundesliga-Start stattfindet, eilt dieser Ruf ja auch genau deshalb voraus. Am Donnerstagabend aber, daran bestand kein Zweifel, war die Enttäuschung beim unterlegenen Finalisten Paris St. Germain wirklich echt und nicht im Ansatz gespielt.

Nikola Karabatic, Daniel Narcisse, Uwe Gensheimer und all die anderen Superstars im Dienste der Franzosen ließen sich ihre Silbermedaillen nach der 28:29 (15:12)-Finalniederlage gegen die Füchse Berlin jedenfalls nur widerwillig und wortkarg vom IHF-Präsidenten Hassan Moustafa um den Hals hängen. Zweite Plätze sind eben nicht der Anspruch des Klubs, der dank katarischer Öl-Millionen schwerreich geworden ist.

Ein paar Meter weiter standen die Spieler der Füchse Berlin, die Überraschungssieger des Abends und des Turniers in freudiger Erwartung ihrer Goldmedaillen, fein aufgereiht und bereits teilweise hüpfend, und waren zurecht stolz auf ihre Aufholjagd in der Schlussphase. "40 Minuten waren wir wirklich nicht gut", sagte Nationaltorhüter Silvio Heinevetter, der ein überragendes Spiel gemacht hatte, ganz besonders in der Schlussphase, und sein Team damit überhaupt erst wieder in Schlagdistanz brachte. Zeitweise lag der Bundesligist bereits mit sieben Treffern hinten, spätestens beim 16:23 schien die Partie gelaufen.

Früh in der Saison haben die Füchse ihren ersten Pokal

"Aber wir haben gekämpft, gekämpft, und gekämpft und unseren Stil durchgezogen", sagte Heinevetter, "ein unglaubliches Match, ein unglaublicher Sieg für uns." In seiner Dramaturgie erinnerte das Weltpokal-Endspiel stark an das Olympia-Halbfinale von Rio de Janeiro zwischen Frankreich und Deutschland, in dem die Nationalmannschaft einen vermeintlich aussichtslosen Rückstand kurz vor Schluss ausgeglichen hatte, bevor Narcisse in letzter Sekunde zum Sieg der Franzosen traf. Narcisse stand auch am Donnerstag gegen die Füchse auf dem Feld, diesmal hatte sein Team allerdings das schlechtere Ende.

Für den Berliner Bundesligisten bedeutet die Titelverteidigung nicht nur den ersten greif- und archivierbaren Pokal der Saison, sondern auch die Erweiterung einer ziemlich verrückten Bilanz. Seitdem die Berliner vor gut einem Jahr, damals als frisch gekürter EHF-Pokalsieger, eine Einladung zum Turnier nach Doha bekommen haben, haben sie dort kein einziges Spiel verloren und dabei unter anderem solch klangvolle Namen wie den FC Barcelona, Ungarns Top-Klub Veszprem und jetzt eben Paris St. Germain besiegt.

Hanning sieht sich in seiner Strategie bestätigt

"Diesen Titel zu bestätigen, ist eine noch größere Leistung als ihn zum ersten Mal zu gewinnen, weil diesmal alle wussten, dass wir gut sind und dass man uns auf dem Zettel haben sollte", sagte Manager Bob Hanning. "Aber wir haben wieder so eine Millionen-Truppe geschlagen, und das mit vielen eigenen Nachwuchsleuten im Kader", ergänzte Hanning. Die Schlussphase des Finals konnte der Manager allerdings nicht live in der Halle verfolgen, weil er da schon wieder im Taxi auf dem Weg zum Flughafen saß. In Berlin wartete am Freitag ein voller Terminkalender auf Hanning. Handeschütteln, Sponsorengespräche, solche Sachen. Auch das Endspiel von Doha und der hübsche Goldpokal dürften sicher noch einmal Thema gewesen sein.

Im allgemeinen Überschwang setzte Hanning am Donnerstagabend dann noch einen Tweet ab, seinen ersten seit dem Gewinn der Bronzemedaille von Rio. "Was nicht geht, ist heute Wirklichkeit geworden", schrieb er, "zum ersten Mal in der Geschichte wird der Weltpokal verteidigt!" Diese Statistik stimmte zwar nicht ganz, weil der FC Barcelona besagten Titel bereits 2014 verteidigt hatte. Am Ende eines großen Abends war das aber auch ziemlich egal.

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