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Sport: Toben im Tollhaus

Serbiens Tennis-Team um Novak Djokovic gewinnt erstmals den Davis-Cup

Belgrad - Als alles vorbei war und Serbien erstmals in seiner Tennis-Geschichte den Davis-Cup gewonnen hatte, ging es Novak Djokovic ans Haar. Johlend und feixend rasierten seine Teamkollegen dem Weltranglisten-Dritten ein Kreuz in die schwarze Kurhaarfrisur. Sie wussten, wem sie zu danken hatten: Serbien hatte im Finale des Tennis-Nationenwettbewerbs nach dem Doppel am Samstag noch mit 1:2 gegen Frankreich zurückgelegen, als Djokovic am Sonntag durch ein klares 6:2, 6:2, 6:4 im Top-Einzel gegen den Ranglistenzwölften Gael Monfils für den wichtigen Ausgleich sorgte. Und schließlich war es an Viktor Troicki, der für Janko Tipsarevic nachnominiert worden war, mit einem ebenso deutlichen 6:2, 6:2, 6:3 gegen den Franzosen Michael Llodra den entscheidenden dritten Punkt für Serbien zu holen. Die Belgrad-Arena wandelte sich in ein Tollhaus.

„Für solche Momente lebt man“, schrie Matchwinner Troicki in die Mikrofone. „Das ist einfach unglaublich“, jubelte Djokovic. Nachdem die Spieler das Kreuz in die Kameras gehalten hatten, rasierten sie auch den Rest des Kopfes und schließlich die Köpfe aller Spieler.

Für den serbischen Team-Berater Niki Pilic war es ein ganz besonderer Erfolg. Nach Deutschland und Kroatien führte der 71-jährige Kroate mit Serbien die dritte Nation zum Sieg im wichtigsten Team-Wettbewerb im Tennis – dies war vor ihm noch niemandem gelungen.

Frankreich wartet dagegen weiter auf den zehnten Triumph. Wie schon im Endspiel gegen Russland im Jahr 2002 gaben die Franzosen einen fast schon sicher geglaubten Sieg am Schlusstag noch aus der Hand.

Nachdem Llodra und sein Partner Arnaud Clément die Gäste am Samstagnachmittag mit einem dramatischen 3:6, 6:7 (3), 6:4, 7:5, 6:4 im Doppel gegen Nenad Zimonjic und Troicki in Führung gebracht hatten, stand Djokovic gegen Monfils unter ungeheurem Druck. Doch der Australian-Open-Sieger von 2008 zeigte eine herausragende Leistung und ließ der französischen Nummer eins in 2:13 Stunden keine Chance.

„Unter den Umständen war das vielleicht mein bestes Match in diesem Jahr. Der Druck war gewaltig“, gestand Djokovic. Anschließend heizte der 23-Jährige seine Landsleute für die entscheidende Partie ein. „Wir werden es ihnen zeigen. Sie sind nichts, wir sind besser und das müssen wir gleich beweisen“, rief Djokovic den Zuschauern nach seinem zweiten Einzel-Sieg an diesem Wochenende zu. Die Arena in Belgrad tobte – in dieser Halle hatten die Serben noch kein Davis-Cup-Spiel verloren. Troicki machte im Duell der Ersatzleute gegen Llodra alles klar.

Zuvor hatte bereits Serbiens Teamkapitän Bogdan Obradovic mit Psychospielchen versucht, das Blatt noch zugunsten seines Teams zu wenden. Nach der unerwarteten Doppel-Niederlage hatte er die einheimischen Linienrichter heftig kritisiert. „Sie waren wie eine dunkle Kraft und ihr fehlender Patriotismus war erschreckend“, sagte Obradovic. Doch all das war nach Troickis Sieg vergessen. „Jetzt feiern wir zwei Tage“, sagte der 24-Jährige. Tsp/dpa

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