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Rau

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Tobias Rau: Auf der Suche nach dem Glück

Paul Breitner bezeichnete ihn eins als "Rohdiamanten des deutschen Fußballs" Der frühere Nationalspieler Tobias Rau will jetzt lieber studieren.

Berlin - Vor sechseinhalb Jahren erscheint ein so frühes Karriereende undenkbar. Tobias Rau spielt eine starke Saison beim VfL Wolfsburg, der FC Bayern München zeigt schnell Interesse an dem talentierten Linksverteidiger. Ende 2002 bezeichnet Paul Breitner den damals 20-Jährigen als einen „Rohdiamanten des deutschen Fußballs“. Anfang 2003 wird Tobias Rau von Teamchef Rudi Völler in die Nationalmannschaft berufen, sieben Mal steht er in den nächsten Monaten in der deutschen Startaufstellung. Sein Wolfsburger Mitspieler Stefan Effenberg nennt Rau nach dessen Länderspieldebüt gegen Spanien (1:3) „die erste Ideallösung auf der linken Seite seit Andi Brehme“. Im Sommer 2003 wechselt Rau für eine Ablösesumme von mehr als zwei Millionen Euro zum FC Bayern München, der ihn als Nachfolger des französischen Weltmeisters Bixente Lizarazu aufbauen will.

Ob der Wechsel zum deutschen Rekordmeister zu früh kam, vielleicht eine riesige Fehlentscheidung war, darüber möchte Tobias Rau heute nicht mehr reden. „Ich blicke nicht zurück“, sagt er. „Ich würde wieder zum FC Bayern gehen.“ Durchsetzen kann er sich in München jedoch nicht. Von Verletzungen geplagt kommt er in zwei Spielzeiten nur zu 13 Bundesligaeinsätzen. Er wechselt zu Arminia Bielefeld, doch auch dort fällt er immer wieder verletzt aus. In der vergangenen Saison ist er zuletzt wieder fit, wird aber insgesamt nur zweimal eingewechselt und spielt bloß einmal volle 90 Minuten – „das hat mir die Entscheidung für das Studium natürlich erleichtert“. Nach dem Ende der Saison läuft sein Vertrag beim Absteiger Bielefeld aus, andere deutsche Zweitligisten und ein Erstligist aus Griechenland wollen ihn verpflichten. Aber Rau sagt allen ab und schreibt sich an der Universität Bielefeld für Erziehungs- und Sportwissenschaften ein.

Es kümmert ihn wenig, dass er dem Vergleich mit Andreas Brehme, der im Alter von 27 zu Inter Mailand wechselte und Deutschland mit 29 zum Weltmeistertitel schoss, nicht standhalten konnte. „Ich war nie das überragende Talent, sondern musste mir immer alles hart erarbeiten. Da werfen einen die Verletzungen natürlich doppelt zurück.“ Trotzdem hat Rau im Fußball viel erreicht, ordentlich Geld verdient und eine „Super-Zeit“ erlebt. Sein einziger Lebensinhalt war der Sport aber nie. Schon früh machte er sich Gedanken darüber, was nach dem Fußball kommen könnte. Vor dem Wechsel nach München nahm er sich vor, ein Sportmanagement-Fernstudium aufzunehmen. „Dafür war bei den Bayern dann aber keine Zeit“, erinnert er sich.

Raus Freundin studiert dagegen schon seit einiger Zeit. Durch sie hat er das Uni-Leben aus der Nähe kennengelernt. Und so wurde aus der Überlegung, ein Studium könne eine Alternative zum Fußball sein, ein Entschluss. „Mit 27 geht das noch relativ reibungslos“, sagt Rau. Schon nach dem Abitur habe er sich vorstellen können, Lehrer zu werden, „dann ist der Fußball dazwischen gekommen“.

Wenn er über sein im Oktober beginnendes erstes Semester spricht, ist Rau die Vorfreude deutlich anzumerken. „Ich bin hundertprozentig sicher, dass es die richtige Entscheidung ist“, sagt er. Und dass ihm wichtig war, etwas zu tun, das ihn glücklich macht.

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