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Ins Netz gegangen. Die Berliner um Adrian Ramos konnten in Wolfsburg ihre Chancen nicht in Punkte umwandeln. Foto: dpa

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Sport: „Tödliche Momente“

Hertha BSC agiert klug in Wolfsburg – und verliert durch zwei unglückliche Gegentreffer 0:2.

Robin Knoche musste sich vorkommen, als wäre er von einer Zeitmaschine in die siebziger Jahre verfrachtet worden, in eine Ära, in der im Fußball noch Raum und Zeit im Übermaß vorhanden war. Im modernen Fußball gibt es das eigentlich nicht mehr. Knoche aber, der Innenverteidiger des VfL Wolfsburg, konnte im Spiel gegen Hertha BSC den Ball in aller Ruhe annehmen, mit ihm durchs Mittelfeld spazieren. Niemand griff ihn an. Genau das war Herthas Plan: alle Anspielstationen zustellen und Knoche einfach mal machen lassen. Bis er einen Fehlpass spielt, um die Wolfsburger dann per Konter zu überrumpeln. Der Plan ging lange auf, am Ende aber mussten sich die Berliner selbst ziemlich überrumpelt vorkommen. 0:2 (0:2) verlor Hertha und kassierte im vierten Saisonspiel die erste Niederlage – es war alles in allem eine unglückliche. „Wir haben ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht, zumindest in der ersten Halbzeit“, sagte Verteidiger Sebastian Langkamp.

In den ersten 35 Minuten waren die Berliner vor 28 625 Zuschauern eine Klasse besser als der VfL. Die Hausherren kamen in den „schlechtesten 35 Minuten dieser Saison“ (Trainer Dieter Hecking) zu keiner einzigen schlüssigen Offensivaktion; ihr Spielaufbau war fahrig, von vielen leichten Fehlern durchzogen. Hertha hingegen attackierte entschlossen, gewann dadurch viele Bälle – und hatte schon nach 80 Sekunden die erste Großchance zur Führung. Sami Allagui schoss den Ball nach einem zackigen Konter jedoch aus guter Position über die Latte.

Dass Herthas Trainer Jos Luhukay erstmals in dieser Saison dieselbe Startelf aufbot wie in der Woche zuvor, sprach auch für sein Selbstbewusstsein. Der Holländer richtete sein Team weit weniger am heimstarken Gegner aus, als man das zuvor hätte vermuten können. Fabian Lustenberger übernahm im Mittelfeld diesmal den offensiven Part, während sich Hajime Hosogai vornehmlich um Diego kümmerte. Wolfsburgs Spielmacher fand auch deshalb nur schwer in die Gänge.

Nachdem Adrian Ramos eine gute Kopfballchance für Hertha vergeben hatte, kamen auch die Gastgeber zu ihren ersten Gelegenheiten. Ivan Perisic verpasste mit einem Kopfball noch recht deutlich das Tor, Diego mit einem Linksschuss schon wesentlich knapper. Beim Führungstreffer durch Ivica Olic wurde dann ein verunglückter Torschuss von Naldo zur perfekten Vorlage für den Kroaten. „Ich weiß nicht, was das sein sollte: ein Pass? Ein Torschuss?“, fragte Langkamp. „Wahrscheinlich weiß Naldo das selbst nicht.“

Noch unglücklicher war für Hertha die Entstehung des zweiten Tores in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. John Anthony Brooks sprang im Strafraum der Ball vom Fuß, Diego setzte nach und brachte sich mit einem geschickten Sprung mehr zu Fall, als dass er von Brooks gefoult wurde. Doch Schiedsrichter Robert Hartmann entschied auf Elfmeter. Einen Körperkontakt habe es gegeben, gestand Lustenberger. Aber Diego sei auch nicht abgeneigt, solche Situationen für sich zu nutzen. „Das sind tödliche Momente“, sagte Luhukay. „Du verlierst in drei Minuten die Kontrolle. Das musst du erstmal wegstecken.“

Herthas Konzept, kompakt zu verteidigen und dann schnell zu kontern, war durch den deutlichen Rückstand nur noch bedingt tauglich. Die Gäste mussten nun das Spiel machen, Wolfsburg konnte reagieren und hatte in der zweiten Halbzeit die besseren Möglichkeiten.

Echte Gefahr entwickelten die Berliner erst in letzter Sekunde, als sich der eingewechselte Ronny durch den Wolfsburger Strafraum wuselte. Seinen Schuss wehrte Diego Benaglio ab, Ramos scheiterte im Nachschuss am VfL-Torhüter, und auch der nächste Versuch von Ronny wurde geblockt – es sollte an diesem Tag offensichtlich nicht sein. Zum ersten Mal in dieser Saison blieb Hertha ohne eigenes Tor.

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