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Tödliche Randale: "Wir brauchen ein starkes Signal"

Nach dem zweiten Toten innerhalb einer Woche ruht der Fußball in Italien. Ministerpräsident Romano Prodi warnt vor einem Niedergang des Sports. Man brauche ein starkes Signal, um den Verfall zu verhindern.

Catania - Der italienische Fußballverband (FIGC) setzte nach den schweren Krawallen am Rande des Serie-A-Spiels zwischen Catania Calcio und US Palermo (1:2) alle Ligaspiele für unbestimmte Zeit aus. Auch das für Mittwoch in Siena geplante Freundschafts-Länderspiel gegen Rumänien wurde abgesagt, nachdem am Freitagabend ein 38 Jahre alter Polizist durch einen Sprengkörper vor dem Stadion Angelo Massimino getötet wurde. Ein weiterer Beamter erlitt schwere Verletzungen, war am Samstag aber außer Lebensgefahr. Bereits am vergangenen Wochenende war der Manager eines süditalienischen Amateurclubs bei einer Prügelei auf dem Platz umgekommen.

Noch in der Nacht zum Samstag verhaftete die Polizei in Catania 15 Randalierer, sieben von ihnen waren minderjährig. Der Täter konnte nach Angaben der Behörden jedoch noch nicht gefasst werden. Die Staatsanwaltschaft in der sizilianischen Hafenstadt ermittelt.

"Nun geht es nicht mehr weiter", zog FIGC-Präsident Luca Pancalli wenige Stunden nach den tödlichen Krawallen die Notbremse. Sein Stopp aller Spiele wurde von den Clubs, dem Nationalen Olympischen Komitee (Coni) und der Regierung in Rom ausnahmslos begrüßt. Für alle Sportveranstaltungen am Wochenende wurde in Italien eine Schweigeminute angesetzt.

Vereine bekommen die Gewalt nicht in den Griff

"Jetzt brauchen wir ein starkes Signal, um den Verfall des Fußballs zu verhindern", sagte Ministerpräsident Romani Prodi. Sportministerin Giovanna Melandri forderte drastische Maßnahmen. "Die Regierung wird nicht mehr jedes Wochenende tausende Polizisten zu den Spielen schicken, wenn diese dann auch noch um ihre Unversehrtheit fürchten müssen", warnte Melandri. Fußball ohne massiven Polizeischutz ist in Italien allerdings nicht möglich, da die Clubs die Gewalt inner- und außerhalb der Stadien nicht in den Griff bekommen.

In Absprache mit der Regierung haben Coni und der Fußballverband schon für Sonntag einen ersten Krisengipfel in Rom einberufen, um über drastische Maßnahmen gegen die seit Jahren herrschende Gewalt im italienischen Fußball zu beraten. "Dies ist ein schrecklicher Moment. Jetzt geht es um die Zukunft des Fußballs", sagte Liga-Präsident Antonio Matarese. Nach dem Liga-Manipulationsskandal im vergangenen Sommer und den jetzigen Gewalt-Exzessen muss Italien auch um die bislang als sehr aussichtsreich eingeschätzte Kandidatur für die Ausrichtung der Europameisterschaft 2012 bangen. Die EM 2012 wird im April vergeben.

"Es war wie ein Hinterhalt"

In Catania hatten hunderte von so genannten Ultras die Fans des US Palermo und die Polizei mit Steinen, Rauchbomben und Sprengsätzen offensichtlich geplant angegriffen. "Es war wie ein Hinterhalt", berichtete ein Polizist. 71 Personen mussten in den drei Krankenhäusern der Stadt behandelt werden, die aufgrund der großen Zahl der Verletzten den Notstand ausriefen.

"Diese Randalierer sind Verbrecher", klagte Palermos Präsident Maurizio Zamparini. Catanias Präsident Antonio Pulvirenti kündigte seinen Rücktritt an: "In Catania kann man keinen Fußball spielen", sagte er verzweifelt. Auschreitungen gehören bei den sizilianischen Derbys zwischen Palermo, Catania und Messina zum traurigen Alltag. Wie alle anderen Sport-Funtionäre und Politiker zeigte sich Pulvirenti schockiert und sprach den Angehörigen des toten Polizisten sein Mitgefühl aus. Der Polizist hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. (tso/dpa)

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