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Sport: Torheit oder Torjubel? Ein Treffer beim Spiel der Eisbären und sein Nachspiel

Die Szene begann ansehnlich. David Roberts, Stürmer der Eisbären, hatte sich vor dem Ingolstädter Drittel den Puck geschnappt, zwei Gegenspieler umkurvt, schließlich die Scheibe gegen die Torlatte geschossen.

Die Szene begann ansehnlich. David Roberts, Stürmer der Eisbären, hatte sich vor dem Ingolstädter Drittel den Puck geschnappt, zwei Gegenspieler umkurvt, schließlich die Scheibe gegen die Torlatte geschossen. So sah es aus. An sich tragisch für Roberts, hätte doch sein schönes Solo ein Tor verdient gehabt. Willi Schimm sah es wohl auch so. Der Schiedsrichter verließ die Eisfläche im Sportforum Hohenschönhausen, um sich die Videoaufzeichnung der Szene anzuschauen. Ein Beleg für die Sorgfalt des Unparteiischen. Doch was dann passierte, war überraschend: Schimm kam zurück, zeigte auf den Bullykreis in der Mitte der Eisfläche: Tor! 1:0 für die Eisbären, die schließlich 5:4 siegten. Ingolstadt legte allerdings Protest gegen die Wertung der Partie ein.

Das Spiel wurde live von Premiere übertragen, für die Fernsehzuschauer war nicht erkennbar, ob der Puck im Tor war. Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sagt: „Es war offensichtlich kein Tor.“ Nun hat der Fall ein Nachspiel, droht eine Wiederholung des Spieles. Bisher gab es das in der neunjährigen Geschichte der DEL noch nicht. Allerdings „gab es auch noch keinen vergleichbaren Fall“, sagt Tripcke. Bis Montag muss Schimm zu dem Fall Stellung nehmen. Dann will die DEL entscheiden, was passieren soll. „Wenn der Schiedsrichter ein Tor gesehen hat und auf Tor entschieden hat, haben wir eine Tatsachenentscheidung“, sagt der gelernte Jurist Tripcke. „Sollte der Schiedsrichter allerdings kein Tor gesehen und dann auf Tor entschieden haben, wäre das ein Regelverstoß.“ Dann gäbe es eine Spielwiederholung. Die Eisbären glauben nicht daran. „Der Schiedsrichter hat auch noch andere Fehler gemacht“, sagt Manager Peter John Lee. Die DEL solle darüber nachdenken, ob sie wie in Nordamerika einen Videorichter einführt. „Dann wäre der Schiedsrichter nicht mehr unter Druck bei solchen Entscheidungen.“ Tripcke sieht es anders: „Dann würde die Schuld für Fehlentscheidungen beim Videorichter gesucht.“

Schuldig oder nicht – Schimm käme in die Bredouille, wenn er zugeben müsste, dass er wider besseren Wissens eine Fehlentscheidung gefällt hat. Vielleicht muss er das auch gar nicht: Es gibt Bilder, die belegen sollen, dass der Puck im Tor war. Wahrscheinlich also wird das 1:0 von Roberts als Tor in die Statistik der DEL eingehen.

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