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Sport: Torreich und ein wenig glorreich

Mit einem 6:2 über Borussia Dortmund verschafft sich Hertha BSC etwas Luft im Abstiegskampf

Berlin. Die aktuelle Saison ist noch nicht beendet, da wirft Hertha BSC immer häufiger den Blick schon auf die nächste Spielzeit. In dieser Woche hat der Berliner Fußball-Bundesligist seinen neuen Trainer Falko Götz vorgestellt, der am 1. Juli seine Arbeit aufnimmt, und gestern, nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund, lud Hertha die Fans zwischen 17.30 und 19 Uhr zum Probesitzen im umgebauten Stadion ein. Sie sollten testen können, für welchen Platz sie eine Dauerkarte kaufen wollen. Eine kleine Unbekannte für die Berliner Anhänger gibt es immer noch, aber die Aussicht, dass sie auch in der nächsten Saison Erstligafußball im Olympiastadion zu sehen bekommen, sind gestern ein bisschen gestiegen. 6:2 besiegte Hertha, der Abstiegskandidat, den Tabellenfünften Borussia Dortmund. „Wir haben super gespielt“, sagte Verteidiger Josip Simunic. „Wir haben jetzt alles in unseren Händen.“

Wenn 1860 München heute in Rostock verliert, reicht den Berlinern am nächsten Samstag gegen die Sechziger schon ein Unentschieden zum Klassenverbleib. Andererseits: Gewinnen die Münchner bei Hansa, liegt Hertha weiterhin nur einen Punkt vor einem Abstiegsplatz. „Rechnen sollten wir nicht“, sagte Trainer Hans Meyer nach Herthas drittem Heimsieg hintereinander. „Wir haben’s noch nicht geschafft.“

Auch die Konkurrenz der Berliner – Mönchengladbach, Hannover und Kaiserslautern – hat ihre Spiele gestern ausnahmslos gewonnen, in der Tabelle hat es zwischen Platz 1 und 18 nur zwei Veränderungen gegeben. Als der eingewechselte Nando Rafael in der Schlussminute das 6:2 für Hertha erzielte, tauschten die Berliner mit dem 1. FC Kaiserslautern den Platz, weil sie nun ein Tor mehr geschossen haben als die Pfälzer. „Das Torverhältnis spielt auch eine Rolle“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß.

Eine solche Effizienz wie gegen Dortmund hat Hertha in dieser Saison nur selten gezeigt. Mit ihren ersten beiden Offensivaktionen gingen die Berliner 2:0 in Führung. In der siebten Minute flog ein Freistoß in den Dortmunder Strafraum, Torhüter Guillaume Warmuz missglückte eine Faustabwehr, und am Ende einer Reihe von Unzulänglichkeiten lenkte Sebastian Kehl den Ball mit seinem schwachen rechten Fuß ins eigene Tor.

Knapp eine Viertelstunde später versuchte der Dortmunder Angreifer Gambino vergeblich, den Berliner Spielmacher Marcelinho mit einer kunstfertigen Pirouette im eigenen Strafraum zu irritieren, anstatt ihn zu attackieren – der Brasilianer nutzte den Freiraum und traf zum 2:0. Fredi Bobic reklamierte hinterher für sich, den Ball noch mit seinem Fuß gestreift zu haben. Kurz darauf traf der Nationalspieler dann aber zum 3:0- Pausenstand, erneut nach einem Fehler von Torhüter Warmuz.

„Heute hat Dortmund uns auch ein bisschen geholfen“, sagte Herthas Trainer Meyer. „Sechs Tore gegen Dortmund – so gut sind wir gar nicht.“ In der Tat kombinierten die Borussen recht hübsch durchs Mittelfeld, aber die Berliner traten zielstrebiger auf als ihr Gegner. „Wir haben für die Galerie gespielt“, sagte Dortmunds Trainer Matthias Sammer. Seine Mannschaft kam im Laufe des Spiels zu sieben Ecken, Hertha hatte keine, und bei den Ballkontakten lag Dortmund ebenfalls deutlich vorne (63 Prozent). Dafür wies die Statistik Hertha als das bessere Team bei den gewonnenen Zweikämpfen aus (54 Prozent). „Hertha war galliger“, sagte Sammer. Ein Verdienst harter Arbeit sei das deutliche Resultat gewesen, „da hat Hertha Vorteile gehabt“.

Der eingewechselte Brasilianer Ewerthon verkürzte zwar zweimal für die Dortmunder (zum 1:3 und 2:4) und traf noch einmal den Pfosten, doch anders als so oft in dieser Saison hatte Hertha kaum Gelegenheit, die eigenen Nerven flattern zu lassen. Fünf Minuten nach dem 1:3 erzielte Wichniarek das 4:1, sechs Minuten nach dem 2:4 erhöhte Andreas Neuendorf mit einem Heber über Warmuz auf 5:2. „Wir hatten gute Konter“, sagte Fredi Bobic. Vielleicht kommt Herthas Gegenangriff gerade noch rechtzeitig.

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