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90 WM-Minuten. Foto: AFP

© REUTERS

TORSCHÜTZEN Liste: Aua! Paraguay siegt mühelos gegen die Slowakei Eskalation Tricolore

Italien wartet nach dem 1:1 gegen Außenseiter Neuseeland weiterhin auf den ersten Sieg bei der WM Frankreichs Spieler verweigern nach Nicolas Anelkas Rauswurf das Training, ihr Verband kündigt Konsequenzen an

Ricki Herbert hatte nach dem Schlusspfiff Tränen in den Augen. Wahrscheinlich konnte der Trainer von Neuseeland so kurz nach Spielende noch gar nicht fassen, was ihm und seiner Mannschaft gerade gelungen war. Soeben hatte Neuseeland 1:1 (1:1) gegen den amtierenden Weltmeister Italien gespielt – für das nicht gerade als Fußballnation bekannte Land der größte Erfolg bisher.

Kapitän Ryan Nelsen fand schneller als der Trainer seine Worte wieder. „Das war ein unglaubliches Spiel. Wir haben eine wunderbare Mannschaft. Wir sind das am härtesten arbeitende Team, das ich je gesehen habe.“ Nach dem zweiten Punktgewinn im zweiten Spiel kann Neuseeland mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Paraguay sogar den Einzug ins Achtelfinale schaffen. Es wäre wohl die größtmögliche Sensation bei diesem Turnier. Niemand hatte der Mannschaft im Vorfeld etwas zugetraut. Neuseeland besaß vor Beginn der Weltmeisterschaft sogar die schlechtesten Wettquoten aller Teilnehmer.

Inzwischen dürften diese nun nicht mehr weit von der der Italiener entfernt sein. Wieder gelang dem Weltmeister kein Sieg – wieder enttäuschte die Mannschaft auf ganzer Linie. „Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir mehr zeigen“, sagte Trainer Marcello Lippi. Ihm war die Wut über die schwache Vorstellung seiner Mannschaft anzusehen. Dabei konnte Lippi zum Schluss mit dem einen Punkt noch zufrieden sein. Als Kapitän Fabio Cannavaro sieben Minuten vor Schluss erneut nicht gut aussah, wäre dem erst 18-jährigen Chris Wood beinahe der Siegtreffer für Neuseeland gelungen. Schon beim ersten Tor hatte Cannavaro keine glückliche Figur abgegeben: Simon Elliott schlug einen Freistoß in Italiens Strafraum, Abwehrmann Winston Reid verlängerte den Ball, der beim verdutzten Fabio Cannavaro landete. Der 36-Jährige bugsierte den Ball im Fallen zu Stürmer Shane Smeltz, der ihn am überraschten Torwart Federico Marchetti vorbei ins Tor schob – allerdings aus Abseitsposition. Mehr bekam Marchetti, der den bandscheibengeplagten Gianluigi Buffon vertrat, im ersten Durchgang nicht zu tun.

Die Italiener stürmten nach vorne, immer wieder über die rechte Seite mit Gianluca Zambrotta, Simone Pepe und Vincenzo Iaquinta, doch für ein Tor musste schließlich Schiedsrichter Batros eingreifen. Nachdem Verteidiger Tommy Smith nach einer Flanke die Reißfestigkeit von de Rossis Trikot getestet hatte, gab es Elfmeter für den Weltmeister. Iaquinta schoss sicher in die rechte Ecke und feierte seinen Torriecher, indem er auf seine Nase deutete. De Rossi feierte seinen Instinkt, indem er mit beiden Hände eine Vuvuzela-Tröte andeutete.

Danach versiegten die Angriffsbemühungen irgendwo im Rund von Nelspruit. Italien fiel nichts ein, um den Abwehrriegel der Neuseeländer zu durchbrechen. Wurde es doch einmal gefährlich, waren meist Schüsse aus der Distanz dafür verantwortlich. Mitte der ersten Halbzeit traf Riccardo Montolivo nur den Pfosten, im zweiten Abschnitt war es erneut Montolivo, der Mark Paston im Tor der Neuseeländer prüfte.

Irgendwie erinnerte das Spiel Italiens an den Auftritt der spanischen Mannschaft gegen die Schweiz, als Spanien auch enorm viel Ballbesitz hatte, jedoch nie wirklich gefährlich werden konnte. Neuseeland beschränkte sich dagegen fast ausschließlich aufs Verteidigen – mit Erfolg.

Die Zuschauer schienen trotzdem ihren Spaß zu haben. Auf den Rängen begannen die neuseeländischen Fans zehn Minuten vor dem Abpfiff zu feiern. Sie ahnten, dass von diesem Gegner keine Gefahr mehr ausgeht. Tsp

Nun reift auch in der Gruppe F die Erkenntnis. Was daran liegt, dass es nach den beiden Unentschieden am ersten Spieltag und dem erneuten Remis zwischen Italien und Neuseeland endlich einen ersten Sieger gegeben hat. Paraguay konnte vor 26 643 Zuschauern in Bloemfontein mit dem 2:0 (1:0) über die Slowakei einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale machen. Nach Toren von Enrique Vera in der ersten und Cristian Riveros in der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft von Trainer Gerardo Martino nun vor dem abschließenden Spiel gegen Neuseeland vier Punkte und ist damit Tabellenführer der Gruppe F. „Wir sind auf einem guten Weg. Ziel ist es jetzt, auch Gruppenerster zu werden, das können wir schaffen“, sagte Torschütze Enrique Vera. Roque Santa Cruz war noch euphorischer. „Das ist die stärkste Mannschaft, die wir in Paraguay je hatten“, sagte der ehemalige Bayern-Stürmer.

Die Slowakei hingegen muss in der abschließenden Partie am Donnerstag gegen Italien unbedingt gewinnen, wenn die erste WM-Teilnahme nicht nach drei Spielen wieder beendet sein soll. Um ein vorzeitiges Scheitern doch noch abzuwenden, müsste sich die Mannschaft von Trainer Vladimir Weiss aber gewaltig steigern. Gegen Paraguay enttäuschten die Slowaken über die gesamte Spielzeit. Vor allem in der Offensive agierte das Team kraft- und ideenlos. Paraguay zeigte sich in allen Belangen überlegen und hätte bei einer besseren Chancenverwertung durchaus höher gewinnen können. Tsp

Bei Vizeweltmeister Frankreich überschlagen sich in Südafrika die Ereignisse. Das für Sonntag in Knysna angesetzte öffentliche Training der Franzosen wurde nach einem handfesten Streit zwischen Kapitän Patrice Evra und Konditionstrainer Robert Duverne auf Forderung der Spieler abgesagt. Coach Raymond Domenech musste die beiden Streithähne trennen, um eine Eskalation zu verhindern. Duverne warf seine Stoppuhr zu Boden und ging verärgert davon. Daraufhin weigerten sich die Spieler, das Training zu absolvieren. Der Französische Fußball-Verband (FFF) wies das Verhalten der Spieler als „inakzeptabel“ zurück und versicherte, die Krise werde nach dem Turnier Folgen haben. Man habe die Trainings-Verweigerung der Profis mit „Bestürzung“ zur Kenntnis genommen, hieß es in einem auf der FFF-Seite veröffentlichten Kommuniqué. Man entschuldige sich für das Verhalten der die Nation vertretenden Spieler. Über die Konsequenzen solle bei einer unmittelbar nach WM-Ende einzuberufenden Verbands-Versammlung debattiert werden. Mit nur einem Punkt aus zwei Spielen steht der Weltmeister von 1998 in der Gruppe A vor dem Aus.

„Die Spieler werden sagen, warum sie diese Entscheidung getroffen haben“, sagte Delegationsleiter Jean-Louis Valentin und gab seinen Rücktritt bekannt. „Ganz ehrlich, ich verlasse Südafrika und fliege heim nach Paris“, sagte er sichtlich erschüttert. „Ich bin empört und angewidert, ich gebe meinen Job hier auf. Was hier passiert, ist ein Skandal für den Verband, für die Mannschaft und für das gesamte Land. Die wollen nicht trainieren. Das ist inakzeptabel.“

Laut der Sportzeitung „L’Équipe“ hatten die französischen Nationalspieler vor dem Training den Fans noch Autogramme gegeben, als sie Zeuge der Auseinandersetzung zwischen Evra und Duverne wurden. Danach sollen sie das Training beendet und sich in den Mannschaftsbus zurückgezogen haben, um hinter zugezogenen Vorhängen eine zwanzigminütige Krisensitzung abzuhalten. Danach händigte Kapitän Evra dem französischen Pressechef einen Brief aus, der kurz darauf von Domenech vorgelesen wurde. „Alle Spieler der Mannschaft wollen ohne Ausnahme ihre Opposition gegen den vom Französischen Fußball-Verband beschlossenen Ausschluss von Nicolas Anelka bekanntgeben“, hieß es in dem Kommuniqué. Der Verband teilte mit, der Ausschluss sei „im Gegensatz zur Behauptung der Spieler“ erst nach „einem langen Treffen mit dem Betroffenen und dem Kapitän beschlossen“ worden.

Nicolas Anelka war am Samstag aus dem WM-Kader ausgeschlossen worden, weil er Trainer Domenech in der Halbzeit des Vorrundenspiels gegen Mexiko (0:2) obszön beleidigt hatte. Am Sonntagabend flog der Angreifer vom FC Chelsea von Kapstadt aus nach London. Die französischen Spieler suchen derweil nach demjenigen, der Anelkas Beleidigung an die Presse weitergegeben hatte. „Ein Verräter hat einige Sachen ausgeplaudert. Wir werden erst erleichtert sein, wenn wir wissen, wer es war“, sagte Franck Ribéry am Sonntag im französischen Fernsehen. Domenech sei zwar der Boss, „aber die Sachen, die in der Kabine passieren, müssen auch in der Kabine bleiben“, sagte der Mittelfeldspieler vom FC Bayern.

Ribéry schloss sich damit Evra an, der zuvor angeprangert hatte, dass ein Spieler die Vorkommnisse ausgeplaudert hatte. „Er muss gefunden und ausgeschlossen werden“, forderte Evra. „Wir stehen schon mitten im Debakel und da legt einer noch nach. Das Problem ist nicht Anelka. Es ist der Verräter, der den Medien das alles enthüllt hat“, sagte Evra. „L'Équipe“ stellte allerdings klar, dass es „mehr als einen Zeugen“ für den Vorfall gebe.dpa/Tsp

1. Gonzalo Higuain (Argentinien) 3

2. Diego Forlan (Uruguay) 2

Asamoah Gyan (Ghana) 2

Luis Fabiano (Brasilien) 2

Elano (Brasilien) 2

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