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Sport: Totale Diskrepanz

Die Schalker hatten das Uefa-Cup-Finale als Ziel ausgegeben – jetzt sind sie in der ersten Runde draußen und wirken nur noch ratlos

Zumindest eine positive Nachricht hatten die Verantwortlichen des FC Schalke 04 gestern. Gerald Asamoah, der sich bei der 0:2-Niederlage beim AS Nancy einen Schien- und Wadenbeinbruch an seinem linken Bein zugezogen hatte, wurde noch in der Nacht in Lothringen erfolgreich operiert. Er kann im Laufe der kommenden Woche wieder nach Gelsenkirchen zurückreisen. Ansonsten beherrschen in Schalke nach dem Ausscheiden aus dem Uefa-Cup Durchhalteparolen die Szenerie. Manager Andreas Müller floskelt mit ernster Miene, dass „die Mannschaft enger zusammen rücken muss. Dann wird sie auch wieder erfolgreicher spielen.“ Trainer Mirko Slomka spricht von Unkonzentriertheiten und dass „so etwas nicht passieren darf. Wir müssen jetzt den Kopf heben, auch wenn der Hals dreckig ist. Die nächsten Spiele sind entscheidend.“

Eine Lösung dieser für den Klub sportlich als auch finanziell schwierigen Situation hatten beide nicht anzubieten. Vielmehr versuchte Müller das Ausscheiden aus dem internationalen Wettbewerb als eine Art Fauxpas zu bewerten, der mit anderen Wettbewerben nahezu problemlos aufgefangen werden könne. „Wir wissen doch alle, dass der Uefa-Cup finanziell nicht mehr so reizvoll ist. Wir können im Pokal weit kommen und haben noch unser großes Ziel Champions League. Wenn wir das erreichen, können wir auch weiterhin an der Verstärkung der Mannschaft arbeiten.“ Eine kuriose Kehrtwende Müllers, der noch vor rund zwei Wochen das Gegenteil behauptet hatte und bei einem Ausscheiden personelle Konsequenzen voraussagte.

Das Schalker Gebäude droht langsam in sich zusammen zu stürzen, und die Verantwortlichen Personen wirken nicht eben als Stütze. „Wir wollen mindestens ins Finale“, hatte Slomka gefordert, nun haben sie nicht einmal die erste Runde überstanden. In der Bundesliga rumpeln sich die Königsblauen seit dem 3:1 gegen Werder Bremen mehr schlecht als recht durch die Partien und lassen jeglichen Neuanfang, der zu Saisonbeginn als „totale Dominanz“ angekündigt wurde, vermissen. Und als Konsequenz aus dieser sportlichen Talfahrt sowie der unsäglichen Petzer-Affäre, bei der Halil Altintop kritische Worte seines Sturmkollegen Asamoah ans Management weitergegeben haben soll, dürfte im Umfeld neben der von Beobachtern immer stärker angezweifelten Autorität Müllers eine ernsthafte und intensive Trainerdiskussion beginnen. Der Name Christoph Daum ist seit Wochen am Schalker Markt zu hören. Mirko Slomkas Position wird zusehends problematischer. Ein erneutes Scheitern am Sonntag, beim Bundesligaspiel bei Bayer Leverkusen, würde den 39-Jährigen nicht gerade stärken, auch wenn Müller sagt: „Wir zweifeln nicht am Trainer“. Mit dem Ausfall Asamoahs, der erst in der Rückrunde wieder spielen kann, sowie der gleichzeitigen Verletzung von Stürmerkollege Sören Larsen (Kreuzbandanriss) verfügt Slomka kaum noch über Handlungsspielraum. Die formschwachen Angreifer Kevin Kuranyi, Halil Altintop und Peter Lövenkrands besitzen nahezu eine Stammplatzgarantie. Der Leistungsdruck lässt für sie sogar noch nach.

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