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Sport: Totale Dominanz mit kleinen Schwächen

Der FC Bayern siegt 4:1 beim Karlsruher SC, lässt dabei aber die richtige Einstellung vermissen

Als die Dinge kurz aus den Fugen zu geraten schienen, stand die Sonne tief über dem Wildparkstadion. Der in Karlsruhe geborene Oliver Kahn hatte gerade aufmunternden Gesang des Karlsruher Anhangs genossen und einen haltbaren Schuss aus rund 25 Metern Distanz von Massimilian Porcello ungeschickterweise passieren lassen. Mit einem Mal war so etwas wie Gegenwehr zu spüren. Zehn Minuten lang schien der Aufsteiger nun doch in der Lage, den großen Bayern in der zweiten Halbzeit weiteren Schaden zuzufügen. Edmond Kapllani und Mario Eggimann kamen plötzlich zu guten Möglichkeiten: Einmal rettete Kahn und einmal kickte Zé Roberto als Retter den Ball von der Linie. Doch es blieb am Ende beim aufmunternden Applaus für Kahn und den KSC, die Bayern eroberten mit einem ungefährdeten 4:1(2:0)-Erfolg die Tabellenspitze der Bundesliga zurück.

Auf ihre Art, mit viel Routine und eiskalter Chancenauswertung. Nach fünf Minuten streckte Luca Toni sein rechtes wie beim Turnen hoch in die Luft, lupfte den Ball erst über Eggimann und anschließend mit links noch über KSC-Torwart Markus Miller. Miroslav Klose traf in der 21. Minute zum 2:0, als Miller Hamit Altintops scharfen Schuss nur abklatschen konnte. Beim 3:0 kurz nach der Pause durch einen schönen Schuss von Altintop schauten gleich drei KSC-Akteure fast ehrfürchtig zu. Im Übrigen war das genau die dritte Chance der Bayern, die nach Belieben die Partie kontrollierten. Zé Roberto ließ das 4:1 in der 75. Minute folgen.

So schien es fast ein bisschen übertrieben, dass Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld und sein Assistent Michael Henke mit ihren großen weißen Plastikstühlen nach dem Karlsruher Tor so nah wie sie konnten ans Spielfeld rückten. So als müssten sie jetzt gegen den Außenseiter besonders aufpassen. Schon bald stellte sich heraus, dass alle Aufregung überflüssig war. „Ich weiß, wie schnell ein Spiel kippen kann. Ich hab hier mit Borussia Dortmund mal 3:0 geführt und das 3:3 kassiert“, sagte Hitzfeld später, der ebenso wie Manager Uli Hoeneß die „lasche Einstellung“ der Bayern kritisierte. „Das Ergebnis ist in Ordnung, aber wir dürfen nicht mit dieser Einstellung spielen, wenn wir die totale Dominanz haben wollen. Da waren einige Dinge, die mir nicht gefallen haben“, sagte Hoeneß. Die Bayern hatten trotzdem die totale Dominanz, trotz der kleinen Schwächephase war die Überlegenheit nie wirklich gefährdet. „Bei so einem Tor wie von Luca Toni kannst du nur dastehen und applaudieren, das bringt nur einer wie der“, sagte KSC-Torwart Miller. Und Christian Eichner meinte: „Da liegst du zur Halbzeit 0:2 hinten und fragt dich in so einem Spiel nicht mal wieso.“

Ottmar Hitzfeld konnte es sich an diesem Tag sogar leisten, Bastian Schweinsteiger und Zé Roberto zunächst auf die Bank zu setzen und erst später einzuwechseln. Nur kurz also flammte die Gegenwehr der Karlsruher auf, deren Trainer Eduard Becker später von „Anschauungsunterricht“ sprach, ohne dabei wirklich böse zu wirken. Und Oliver Kahn konnte seinen letzten Auftritt als Profi in seiner alten Heimat in Ruhe über die Bühne bringen. Wie ein siegreicher Boxer schritt er später über den Rasen, hatte lässig ein Handtuch über die Schulter gelegt und umarmte so ziemlich jeden der Gegner.

„Man muss hier mal die Karlsruher Vereinsführung loben“, sagte Uli Hoeneß. „Die haben dazu beigetragen, dass es ein gutes Fußballspiel gab und keine Hasstiraden auf Bayern.“ Stattdessen gab es lauten Jubel für den Torwart des Gegners.

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