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Meister mit Perspektive. Emanuel Buchmann bei der Tour.

© Reuters/Tessier

Tour de France: Emanuel Buchmann: Die Zukunft klettert mit

Emanuel Buchmann profiliert sich bei der Tour de France als neuer Bergspezialist. Bei der gestrigen Etappe ließ er es zwar ruhiger angehen, doch in den Alpen will der Deutsche Meister noch einmal angreifen.

Eine Feier gab es nicht für Emanuel Buchmann nach seinem dritten Platz auf der zweiten Pyrenäenetappe der Tour de France. „Wir richten doch keine Feier für dritte Plätze aus“, sagte Ralph Denk, Teamchef von Buchmanns Rennstall Bora. „Aber einen schönen Kuchen hat ihm unsere Köchin schon gebacken“, ließ der gestrenge Bayer noch wissen beim Start der zwölften Etappe in Lannemezan. Doch natürlich war Denk zufrieden mit seinem jungen Fahrer. „Er hat das sehr stark gemacht. Es war ja schon nicht so einfach, überhaupt in die Fluchtgruppe zu kommen“, sagte Denk. „Dass Buchmann dann noch fast um den Tagessieg mitkämpfen konnte, das ist schon enorm.“

Emanuel Buchmann scheint mit erst 22 Jahren auf gutem Wege, der beste deutsche Bergfahrer bei der Tour zu werden. Sicher, es kommen noch ein paar jüngere Fahrer nach, angeführt vom Großtalent Silvio Herklotz. Aber unter denen, die gegenwärtig schon einen Profivertrag haben, sticht Buchmann heraus. Er hat bei seiner ersten Tour de France auch gleich seinen Kapitän übertroffen. Dominik Nerz, ebenfalls ein starker Kletterer, stieg just zu Beginn der Etappe aus, die Buchmanns Durchbruch besiegelte. Nerz plagten nach einer Rippenprellung zusätzlich Magenprobleme. So topfit und kaltschnäuzig zugleich wie Buchmann bei der elften Tour-Etappe hatte man Nerz in seiner Karriere allerdings nie gesehen.

Das junge Talent soll nicht überfordert zu werden

„Wir konnten schon davon ausgehen, dass Emanuel bei dieser Tour gute Leistungen zeigt“, sagt Teamleiter Denk. „Er hat zwar im Saisonverlauf bis auf die deutsche Meisterschaft keine Resultate erreicht, aber er hat eine stetige Entwicklung gemacht.“ Denk betont, dass man Buchmann dosiert eingesetzt habe und das auch weiter so halten möchte. Vor der Tour-Generalprobe in der Dauphiné hatte Buchmann nur 18 Renntage. „Das war aber genau richtig, denn er ist noch frisch. Nach der Tour werden wir ihm auch eine Pause gönnen.“

Das junge Talent soll also nicht Gefahr laufen, überfordert zu werden. Es nährt auch die Hoffnung, dass nicht an übermenschlichen Leistungen gewerkelt wird. Denk greift in Sachen Dopingvermeidungsdiskurs auf seine Standardsätze zurück: „Wir haben die härtesten Verträge gegen Doping im Peloton. Wir entwickeln im Team eine Kultur ohne Doping. Wir tun alles dafür. Man muss den Fahrern aber auch Vertrauen entgegenbringen.“

Buchmann will es in den Alpen noch einmal probieren

Teamchef Denk hält den Ravensburger Buchmann in Zukunft für fähig, bei dreiwöchigen Rennen unter die ersten Zehn zu fahren. Zeichen für eine gesunde Selbsteinschätzung ist aber, dass er nicht denkt, schon jetzt besser zu sein als die Besten. „Es ist doch etwas anderes, wenn man mit einer Fluchtgruppe vorn ankommt“, sagte Buchmann. Und er lobte auch Etappensieger Rafal Majka als den Stärksten der Fluchtgruppe. Ralph Denk hat allerdings voller Freude beobachtet, dass Buchmann sich nach Krämpfen auf der Abfahrt vom Tourmalet nicht nur wieder erholte, sondern auf dem finalen Anstieg nach Cauterets sogar schneller war als Majka.

Die Zeit und die Zahlen sprechen für den jungen Mann, auch wenn er am Donnerstag nur 49. wurde. „Ich habe mich für spätere Tage geschont“, erklärte er später. Buchmann will es im Zentralmassiv oder in den Alpen noch einmal mit einem Ausreißversuch probieren. Nach dem Jahr 2004, als Andreas Klöden im Trikot des Deutschen Meisters durch Frankreich fuhr, ist es wieder das erste Mal, dass ein Kletterer in diesen Farben bei der Tour dabei ist. Eine Zeitenwende im deutschen Radsport.

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