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© AFP

Tour de France: Manuel Beltrán positiv getestet

Die Tour hat ihren ersten Skandal: Der unter Verdacht stehende Spanier Manuel Beltrán wurde positiv auf Epo getestet. Weitere 20 Radprofis stehen seit Beginn der Rundfahrt mit erhöhten Blutwerten unter Verdacht.

Nach einer Woche trügerischer Ruhe hat das Dauer-Thema Doping die Tour de France wieder eingeholt. Der 37-jährige spanische Profi Manuel Beltrán vom italienischen Liquigas-Team ist vor der 1. Etappe von Brest nach Plumelec in der Bretagne positiv auf das Blutdopingmittel EPO getestet worden. Das bestätigte am Freitag nach der in Aurillac zu Ende gegangenen 7. Etappe die für die Kontrollen bei der 95. Tour de France zuständige französische Anti-Doping-Agentur AFLD. Der Teamchef Beltráns, der früher zusammen mit dem inzwischen zurückgetretenen Jan Ullrich und dem siebenfachen Toursieger Lance Armstrong zusammen bei Bianchi und US Postal fuhr, wollte sich am Freitag zu dem Fall nicht äußern.

Bei 20 Radprofis gibt es Unregelmäßigkeiten

Am Freitagabend durchsuchte die Polizei nach Informationen der "L'Équipe" das Hotel des Liquigas-Teams in Le Rouget. Der TV-Sender France 2 meldete zudem, dass der italienische Liquigas-Rennstall den Spanier bereits suspendiert habe. Die übrigen Fahrer der Mannschaft wollen die Tour de France fortsetzen.

Vorher hatte die AFLD bekanntgegeben, dass es bei Routine-Kontrollen vor dem Tour-Start bei "etwa 20 Radprofis Unregelmäßigkeiten" gegeben hatte. "Etwa 20 Fahrer haben leicht erhöhte Ergebnisse, knapp am Grenzwert", sagte Philippe Sagot von der Anti-Doping-Agentur. Bei einigen Fahrern sei teilweise der Hämatokritwert, der ein möglicher Indikator für Blutdoping ist, erhöht gewesen. Zuvor hatte "Le Monde" berichtet, dass bei zehn Fahrern "Unregelmäßigkeiten" festgestellt worden seien. Die dabei ins Visier geratenen Profis, deren Namen noch nicht bekannt sind, waren laut "Le Monde" am Donnerstagabend in ihren Hotels informiert worden. Ob auch der Name des Bergspezialisten Beltrán auf der Liste der 20 Fahrer auftaucht, ist nicht bekannt.

Auf Anfrage hatten die Teams Milram, Gerolsteiner, CSC-Saxo-Bank, Rabobank und Silence Lotto am Freitag mitgeteilt, dass keiner ihrer Fahrer betroffen sei. "Ich habe darüber keine Informationen. Ich höre zum ersten Mal davon", sagte Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer nach dem Start der Etappe von Brioude nach Aurillac.

Die Kontrolleure hatten am 3. und 4. Juli vor dem Start in Brest den Hormonstatus und die Blutwerte aller 180 Tour-Teilnehmer getestet. Die Analysen wurden in einem von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA lizenzierten Labor in Lausanne vorgenommen. Laut "Le Monde" sollen bei den betroffenen Profis jetzt Ziel-Kontrollen vorgenommen werden. Die Informationen seien auch an den Weltverband UCI gegangen, der zum ersten Mal nicht für die Doping-Kontrollen bei der Tour zuständig ist. Die Test-Ergebnisse sollen in den Blutpass der UCI, die vor einigen Wochen bei 23 Fahrern Auffälligkeiten festgestellt hatte, einfließen. Ob es sich teilweise um dieselben Profis handelt, ist nicht bekannt.

"Die Kontroll-Behauptungen sind reine Volksverdummung"

Die jüngsten Informationen dürften Wasser auf die Mühlen des Doping-Experten Werner Franke sein, der den Tests im Radsport weiter misstraut. "Die Kontroll-Behauptungen sind - wie jedes Jahr - reine Volksverdummung", sagte der Heidelberger Molekularbiologe der "Hamburger Morgenpost". Die "große Mehrzahl" der Fahrer im Tourfeld nähme unerlaubte Mittel. Der Krebs-Spezialist wies darauf hin, dass es viele Möglichkeiten gebe, die Tests zu umgehen. Außerdem würden die Profis von ihren Teamärzten so eingestellt, dass sie trotz Kontrollen nicht auffielen. "Nur Dumme bzw. nicht fachmännisch betreute Doper können überhaupt noch erwischt werden", sagte Franke.

Unterdessen ereilte den Aspiranten auf den Toursieg, Alejandro Valverde, aus Lausanne frohe Kunde. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) teilte am Freitag mit, dass der unter Doping-Verdacht stehende Spanier vorerst keine Sanktionen zu befürchten habe. Das Verfahren gegen den Radprofi sei für eine Dauer "von maximal sechs Monaten" unterbrochen worden. Den spanischen Behörden solle Zeit gegeben werden, auf eine CAS-Anfrage zu antworten. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und die UCI hatten moniert, dass der spanische Verband gegen Valverde kein Doping-Verfahren eröffnet hat.

Franke wundert sich dagegen, warum der 28-Jährige, der zum Tour-Auftakt zwei Tage in Gelb fuhr und Kontakte zum Doping-Kartell Fuentes unterhalten haben soll, überhaupt die Starterlaubnis erhielt: "Ich habe schriftliche Unterlagen darüber, dass er zig Mal gedopt hat. Wie viel er für die Mittel bezahlt hat. Keiner weiß, warum er weiterfahren durfte." (fg/dpa)

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