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© dpa

Tour de France: Sastre steht vor Gesamtsieg

Am vorletzten Tag der 95. Tour de France konnte der spanische Profi Carlos Sastre das Gelbe Trikot im Zeitfahren behaupten. Etappensieger war der Nürtinger Stefan Schumacher - bereits sein zweiter Coup bei der Frankreich-Rundfahrt.

Am zweiten Triumphtag von Stefan Schumacher hat Carlos Sastre den Gesamtsieg bei der 95. Tour de France praktisch unter Dach und Fach gebracht. Der spanische Radprofi verteidigte einen Tag vor dem abschließenden Schaulaufen in Paris sein Gelbes Trikot. Sollte der 33-Jährige auf der Schlussetappe am Sonntag nicht stürzen, wird er wohl für den dritten spanischen Tour-Sieg in Serie sorgen. Maß aller Dinge im Kampf gegen die Uhr war am Samstag wieder einmal Schumacher, der 18 Tage nach seinem Zeitfahr-Coup von Cholet erneut der versammelten Weltelite das Nachsehen gab und vor dem zweifachen Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara und dem Luxemburger Kim Kirchen gewann. "Ich habe gezeigt, dass ich noch da bin", sagte der Nürtinger, der in den Vortagen immer wieder durch kraftraubende Attacken aufgefallen war.

Sastre darf der 143 Kilometer langen 21. Etappe von Étampes auf die Pariser Champs-Élysées gelassen entgegenblicken, denn dort wird traditionell vor allem Champagner getrunken, die Klassements sind längst gemacht. Spannung verspricht nur noch die Frage nach dem Etappensieger. Daher sind auch keine Attacken von Sastres schärfsten Verfolgern Cadel Evans (+ 1:05 Minuten) und Bernhard Kohl (+ 1:20) mehr zu erwarten. Dem jubelnden Sastre, der sich vor der Zieldurchfahrt bekreuzigte, reichte der zwölfte Platz, um seine Rivalen in Schach zu halten. Sein vermeintlicher Hauptkonkurrent Evans erwischte einen rabenschwarzen Tag und enttäuschte als Siebter in seiner Paradedisziplin.

Bergtrikot-Gewinner Kohl behauptet dritten Gesamtplatz

Gerolsteiner-Profi Schumacher, der schon das erste 29,5 Kilometer lange Zeitfahren rund um Cholet überraschend gewonnen hatte, war wieder bärenstark. Mit der Zeit von 1:03:50 Stunden gab der Schwabe den Topfavoriten eine Zeit mit auf den Weg, an der sich Sastre, Evans und Co. die Zähne ausbissen. Sein österreichischer Teamkollege und Bergtrikot-Gewinner Kohl fuhr ebenfalls beherzt und behauptete sensationell seinen dritten Gesamtplatz. "Ich habe in der Mitte mit Absicht rausgenommen, weil ich wusste, dass der letzte Anstieg entscheidend ist. Da habe ich alles reingelegt", sagte Schumacher, der von "einer Welle" der Gerolsteiner-Equipe sprach. Selbst als er kurzzeitig den Funkkontakt zu seinem Teamchef Hans-Michael Holczer verlor, brachte ihn dies nicht aus der Erfolgsspur.

Auf dem 53 Kilometer langen Streckenabschnitt von Cérily nach Saint-Amand-Montrond blieb es spannend bis zur letzten Sekunde. Der 33-jährige Madrilene Sastre, der nicht als Spezialist im Kampf gegen die Uhr gilt, wehrte sich gegen den neun Minuten vor ihm gestarteten Evans, der zuvor einen Rückstand von 1:34 Minuten hatte, erfolgreich. Nun darf sich Sastre auch dank seines starken CSC-Saxo-Bank-Teams vor dem Schlussakkord in Paris von den Kollegen zu seinem ersten Tour- Sieg gratulieren lassen. Vor ihm hatten seine Landsleute Oscar Pereiro (2006) - damals wurde Sastre Gesamt-Dritter - und Alberto Contador (2007) triumphiert.

Evans enttäuscht in seiner Paradedisziplin

Im Vorjahr hatte sich der Australier Evans am Ende mit einem Rückstand von nur 23 Sekunden Contador, dessen Astana-Team in diesem Jahr wegen der Doping-Fälle der Vergangenheit nicht eingeladen wurde, geschlagen geben müssen. Die knappste Entscheidung war 1989 gefallen, als der Amerikaner Greg LeMond den führenden Franzosen Laurent Fignon erst beim Schluss-Zeitfahren auf den Champs-Élysées mit der Winzigkeit von acht Sekunden auf den zweiten Rang des Gesamt-Klassements verwiesen hatte.

Der Erfurter Sebastian Lang hatte knapp drei Stunden vor Sastres Zieldurchfahrt zwischenzeitlich in 1:06:09 Stunden für eine Bestzeit gesorgt. "Es ist ein Kurs, bei dem man viel Kraft braucht. Er ist maßgeschneidert für Evans", hatte der Profi vom Gerolsteiner-Team eine gute Evans-Zeit vorhergesagt. Lang wurde wenig später von Cancellara als Spitzenreiter abgelöst, der 1:04:12 Stunden für den Parcours benötigte. Schumacher lag bei der ersten Zwischenzeit gleichauf mit dem vor ihm gestarteten Schweizer, ehe er in der zweiten Rennhälfte noch mehr Gas gab und 21 Sekunden auf den CSC-Saxo-Bank-Fahrer herausfuhr. Der Berliner Jens Voigt, Siebter beim ersten Zeitfahren, konnte in 1:00:47 Stunden diesmal nicht mit den Allerbesten mithalten.

Benjamin Haller, Andreas Zellmer[dpa]

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