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Tour de Ski: Angerer ist die Nummer eins

Tobias Angerer hat die Tour de Ski gewonnen. Mit dem Sieg bei dem erstmals augetragenen Wettbewerb erfüllte sich der Vachendorfer einen Traum und darf sich nun als komplettester Langläufer der Welt bezeichnen.

Val di Fiemme - Die Deutschland-Fahne auf der Schulter, ein triumphierendes Lachen im Gesicht - so stapfte Tobias Angerer die letzten 70 Meter des 3,5 km langen Anstiegs zum Alpe Cermis hinauf und feierte anschließend völlig erschöpft den größten Einzelerfolg seiner Laufbahn. Noch im Zielbereich entkorkten die Teammitglieder Sektflaschen, umarmten den Gesamtweltcup-Gewinner der vergangenen Saison, dem die achtzehnbeste Zeit auf der Schlussetappe in Val di Fiemme zum Gesamtsieg reichte. Bei den Frauen sicherte sich Weltcup-Spitzenreiterin Virpi Kuitunen den Erfolg. Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) wurde Achte, Viola Bauer belegte Platz zehn.

"Es ist einfach überwältigend, unbeschreiblich, wenn du mit der Fahne und dem Applaus der Leute ins Ziel läufst. Ich bin den Berg gelassen angegangen, habe versucht, meinen Rhythmus durchzuziehen. Dabei habe ich mir in den steilen Stücken immer wieder schöne Dinge vorgestellt, um nicht in meinen Körper zu hören", beschrieb Angerer die entscheidenden Minuten vor dem Erfolg. Immerhin mussten bei dem Höllenritt auf den 1278 m hohen Alpe Cermis 423 Höhenmeter überwunden und eine durchschnittliche Steigung von 12 bis 14 Prozent bewältigt werden. Selbst das zeitige Herankommen seines Kontrahenten Simen Östensen (Norwegen), der am Ende noch vom Russen Alexander Legkow überholt wurde, störte den Bayern nicht.

Dank an Axel Teichmann

Angerer widmete seinen Tour-Erfolg dem gesamten Team und vor allem dem krankheitsbedingt ausgeschiedenen Axel Teichmann. Der Bad Lobensteiner hatte auf der 2. Etappe in Oberstdorf Angerer nach dessen Sturz uneigennützig wieder an die Spitzengruppe herangeführt und ihm so die Chance auf den Gesamtsieg gewahrt. Aber auch die Techniker und die medizinische Abteilung haben ihren Anteil am größten Einzelerfolg Angerers. "Sie haben einen Klassejob gemacht", lobte der Vachendorfer das Team und will es anteilmäßig an seinem Preisgeld in Höhe von 73.146 Euro beteiligen. Nebenbei heimste er für den Gesamtsieg bei der Tour über sechs Etappen in acht Tagen auch noch 400 Weltcup-Punkte ein und kann nun seinen Vorjahressieg verteidigen.

Für Bundestrainer Jochen Behle stand der Erfolg Angerers nicht lange in Frage. "Er ist die Nummer eins, und das nun schon im zweiten Jahr", lautete die kurze Erklärung des Coaches, warum sein Schützling so souverän triumphierte. "Aber auch wir als gesamte Mannschaft sind stolz, dass wir solche Athleten haben und sie begleiten dürfen. Tobi auf eins, Franz Göring auf sechs und Jens Filbrich auf neun ist ein ganz starkes Ergebnis und Lohn für harte Arbeit", betonte Behle.

Gute Platzierungen für Bauer und Sachenbacher-Stehle

Evi Sachenbacher-Stehle war nur glücklich, angekommen zu sein. "War das ätzend. Die Anstrengung ist nicht zu beschreiben. Es ist zu steil, um Langlauftechniken ordentlich anwenden zu können", meinte die Bayerin, die sich mehr ausgerechnet hatte. "Manchmal habe ich gedacht, ich muss eine Pause machen. Ich hatte mir vorgenommen, mit Walentina Schewtschenko mitzugehen, aber das habe ich nicht geschafft", sagte die Achte der Gesamtwertung.

Eine enorme Leistung vollbrachte auch Viola Bauer, die am Ende Zehnte wurde. "Das hätte ich nicht gedacht vor der Tour. Heute wollte ich die Position nur halten", sagte die Oberwiesenthalerin, die hofft, dass der Alpe Cermis letztmalig im Tour-Programm war. "Das sollte man nicht wiederholen. Das war nur eine Quälerei, die nichts mit Skilanglauf zu tun hat", betonte die Sächsin.

Bei den Frauen hatte Kuitunen die Grundlagen für den Gesamtsieg am Samstag gelegt, als sie den 15-km-Klassiklauf überlegen vom Start weg dominierte und die entscheidenden Minuten auf die Konkurrenz herauslief. Mit dem Tour-Sieg steht die Finnin, die für ihren Erfolg in der Gesamt- und Sprintwertung das Rekordpreisgeld von 83.500 Euro einheimste, zugleich vor dem Gewinn des Gesamtweltcups. (Von Gerald Fritsche, dpa)

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