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Sport: Tradition als Zukunft

Leko fordert Kandidatenkämpfe zur Schach-WM

Berlin - An guten Tagen setzt Peter Leko keiner matt. Nur wenige rühren auf dem Schachbrett so geschickt Beton an, wenn sie für ein Remis die eigenen Reihen festigen wollen. Das bekam nun auch Großmeister Jewgeni Barejew zu spüren, als er Leko beim Kandidatenkampf in Elista/Russland gegenüber saß. Barejew hätte die fünfte Partie unbedingt gewinnen müssen, um seine Chance auf eine WM-Teilnahme zu wahren. Doch ernüchtert bot er Leko schon nach 19 Zügen Remis an. „Natürlich habe ich sofort angenommen“, sagte Leko. Damit hatte er mit 3,5:1,5 Punkten gewonnen und sich einen der acht Plätze fürs WM-Turnier im September gesichert.

Neben dem 27 Jahre alten Ungarn werden mit Boris Gelfand (Israel), Levon Aronjan (Armenien) und Alexander Grischuk (Russland) drei weitere Favoriten zur WM nach Mexiko fliegen. Vier WM-Teilnehmer standen bereits vorher fest: Weltmeister Wladimir Kramnik, Viswanathan Anand, Peter Swidler und Alexander Morosewitsch.

„Ich bin mit der Qualität meiner Partien sehr zufrieden“, sagte Leko nach den drei Wochen in der russischen Steppenrepublik Kalmückien. Von allen Kandidaten setzte er sich am souveränsten durch. Nach zuletzt eher mäßigen Leistungen habe er auch wieder Selbstvertrauen gewonnen, sagte Leko.

Das Niveau aller Kandidatenkämpfe war ohnehin sehr hoch, sie verliefen in freundlich-sportlicher Atmosphäre. Umstritten bleibt hingegen die Frage nach dem künftigen WM-Zyklus. Nach Lekos Ansicht sollte der Weltschachbund Fide die zwischen den Sechziger- und Neunzigerjahren üblichen Kandidatenkämpfe dauerhaft wieder einführen. Zwar hat die Fide unlängst beschlossen, die Weltmeisterschaften vom nächsten Jahr an wieder traditionell in Zweikämpfen auszutragen, aber die Herausforderer sollen jeweils in einem Weltcupturnier ermittelt werden, aber nicht in Kandidatenkämpfen, wie sie Leko fordert. „Diese klassischen Matches sind für den WM-Zyklus das Ideale, Turniere haben wir sowieso genug“, sagte Leko. Der Kampf „von Angesicht zu Angesicht“ sei für ihn nach wie vor eine „wunderbare Sache“. In 120 Jahren habe es nur 14 klassische Weltmeister gegeben, „und deswegen spricht man eben heute noch über Fischer, Botwinnik, Spasski, Tal und all die legendären Spieler“.

Leko versteht nicht, weshalb man den WM-Zyklus erleichtern sollte. „Man musste immer unglaublich schwitzen, um diesen Titel zu erringen.“ Fast wäre es ihm selbst schon gelungen: Im WM- Kampf 2004 gegen Wladimir Kramnik führte Leko 7:6, aber der Russe gewann die letzte Partie, glich aus und durfte den WM-Titel behalten. Beim WM-Turnier 2005 in San Luis (Argentinien) stand seine Verteidigung keineswegs betonsicher. Was wird er nun in Mexiko anders machen? „Das weiß ich noch nicht. Erst einmal werde ich zehn Tage entspannen.“ Und dann wird er sich auf das Turnier in Dortmund vorbereiten. Alles schön der Reihe nach. Martin Breutigam

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