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© dpa

Sport: Tränen an der Platte

Die deutschen Tischtennis-Frauen unterliegen im EM-Viertelfinale Polen 1:3 und haben dennoch überzeugt

Nur nicht die Polinnen. Das war von allen Viertelfinal-Losen dasjenige, das sich keine der deutschen Spielerinnen gewünscht hatte. Doch die Befürchtungen sollten sich bewahrheiten. Bei den Tischtennis-Europameisterschaften in Stuttgart verloren die deutschen Damen ihr Match um den Einzug in die Medaillenränge mit 1:3. Gegen Polen. Danach kullerten die Tränen. „Wenn ich gewonnen hätte, wäre es anders gelaufen“, sagt Zhenqi Barthel mit brüchiger Stimme. Zwei Ziele haben die Frauen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) dennoch erreicht: Der zehnte Platz vom Vorjahr wurde getoppt. „Und wir haben viermal gut gespielt und die Zuschauer begeistert“, sagt Bundestrainer Jörg Bitzigeio.

Tatsächlich überzeugten die Frauen auch in den drei vorausgegangenen Gruppenspielen spielerisch und kämpferisch. Mit Europameister Holland sowie Italien und die Türkei hatten die DTTB-Frauen eine schwere Gruppe erwischt. Das Trio brachte Holland, das unter anderem mit der aktuellen Nummer zwei und fünf von Europa, Li Jiao und Li Jie, angetreten war, beim 2:3 an den Rand einer Niederlage und siegte in den anderen Matches jeweils 3:0. Dabei zeigte Spitzenspielerin Wu Jiaduo, dass sie sich zu einer echten Führungsspielerin entwickelt hat. Ohne Elke Schall, die wegen einer Fußverletzung nicht starten konnte, führte die 31-Jährige ihre Teamkolleginnen mit vier Siegen durch die Gruppenphase.

Vor dem Viertelfinale forderte Bitzigeio „nicht ergebnisorientiert anzutreten“, sondern aggressiv und mutig zu spielen. Das gelang fast. Polen, das wie Deutschland mit zwei gebürtigen Chinesinnen angetreten war, zeigte sich aber in den entscheidenden Phasen cleverer. Nachdem Kristin Silbereisen die Europe-Top-12-Ranglistensiegerin Li Qian beim 2:3 zeitweise stark in Bedrängnis gebracht hatte, glich Wu gegen Xu Jie zum 1:1 aus. Danach folgte das vorentscheidende Match von Barthel gegen die Linkshänderin und Paralympics-Siegerin Natalia Partyka, der von Geburt an der rechte Unterarm fehlt. Die talentierte 20-Jährige wehrte Satzbälle im zweiten und dritten Durchgang ab. „Barthel hat es nicht geschafft, in den entscheidenden Phasen mutig auf den Ball zu gehen“, analysierte Bitzigeio. Im vierten Spiel verlor Wu nach fünf Siegen in Folge ihr erstes Match in der Stuttgarter Arena gegen die Abwehrspezialistin Li Qian mit 1:3 und besiegelte die Niederlage. Polen trifft nun im Finale auf Holland.

Dennoch haben sich die Deutschen weiterentwickelt, was sie auch ihrer jüngsten Debütantin verdanken: Petrissa Solja. Die 15-jährige Europameisterin wurde vor der EM zu einem Förderungslehrgang des weiblichen Nachwuchses nach China eingeladen. Das gesamte Team nahm die Chance wahr, gegen den B-Kader der Chinesen (14 bis 20 Jahre) zu trainieren. „Die Umfänge und die Trainingsintensität waren beeindruckend“, erklärt Bitzigeio. Sein Team zog gut mit, vor allem Wu Jiaduo profitierte davon. Sie und die Polin Li Qian waren die einzigen Gäste, die in China mit einem positiven Trainingsmatch-Ergebnis aufwarten konnten.

Jörg Petrasch[Stuttgart]

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