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Sport: Träume sind wieder erlaubt

Beide würden auch in einem Modemagazin eine gute Figur machen. Elegant gekleidet, modisch stets auf der Höhe.

Beide würden auch in einem Modemagazin eine gute Figur machen. Elegant gekleidet, modisch stets auf der Höhe. Und sie verkaufen sich gut, sympathisch und eloquent. Was sie unterscheidet, ist die sportliche Bilanz im Jahr 2002. Der eine, Jürgen Röber, schlidderte von einem Desaster ins andere. Falko Götz, sein Nachfolger als Trainer, holte in zwei Spielen auf Anhieb die optimale Punktzahl und lässt Hertha BSC wieder träumen. Nicht vom Titel, das ist vorbei. Aber doch von der Champions League.

Zum Thema Fotostrecke I: Bilder der Saison 01/02 Fotostrecke II: Hertha Backstage Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Trotzdem wäre es naiv, Götz schon nach zwei Spielen für den besseren Trainer zu halten. Schließlich hat Röber Hertha aus der Zweiten Liga in die Champions League geführt. Ohnehin gehen die Meinungen, wie stark ein Trainer die Leistungen einer Mannschaft beeinflussen kann, weit auseinander. Zur Saison 1983/84 hatte Hertha Martin Luppen verpflichtet, der gerade den Zweitligisten Fortuna Köln ins DFB-Pokalfinale geführt hatte. Die Erwartungen an den neuen Trainer waren entsprechend hoch, doch Luppen konnte sie nie erfüllen. Er fand keinen Draht zu den Spielern und wurde noch vor dem letzten Spieltag der Saison wieder entlassen.

Bei Röber war es anders. Doch nach sechs Jahren hatte sich manches eingeschliffen. Das Neue wird dann einfach schon deshalb als erfrischend empfunden, weil es neu ist. Röber hatte gesagt, er werde zurücktreten, wenn er das Gefühl habe, der Mannschaft nichts mehr geben zu können. Vielleicht war der Zeitpunkt erreicht, ohne dass Röber es merkte. Trainerwechsel bieten keine Garantie für Erfolge. Doch manchmal bringen sie zumindest kurzfristig Besserung. So wie jetzt bei Hertha. Ob er eine Erklärung für das plötzliche Hoch habe, wurde Götz nach dem 3:0 beim TSV 1860 München gefragt. "Wir arbeiten hart", lautete die lapidare Antwort. Harte Arbeit - das wäre das Letzte, was man Röber hätte absprechen können.

Vielleicht liegt der Schlüssel in der Psychologie. Die Verkrampfung in den Köpfen lösen war das Ziel des 13-Spiele-Trainers Götz. Vielleicht ist Götz, der nach der Saison von Huub Stevens abgelöst wird, das schon gelungen. Sicher ist, dass er neue Motivation geweckt hat. Vor allem bei jenen, die zuvor nicht zur Stammelf gehörten und auch keine Aussichten hatten, dass sich kurzfristig daran etwas ändern würde. Wie Thorben Marx, Gabor Kiraly, auch Denis Lapaczinski.

Marx schien mit seinen 20 Jahren noch nicht so weit zu sein, um sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Den hat er auch jetzt noch nicht, doch er ist auf einem guten Wege. Und er weiß, dass er in Götz einen starken Mentor hat. Götz ging das Risiko ein, Marx von Anfang an zu bringen. Es hätte passieren können, dass er dem jungen Mann damit keinen Gefallen tut. Der Mut wurde belohnt. "Er hat mein Vertrauen gerechtfertigt", sagte Götz. Auf die Frage, ob Marx auch am Sonnabend im Heimspiel gegen Kaiserslautern in der Anfangself stehen werde, hielt er sich bedeckt: "Da muss ich erst mal das Training in der Woche abwarten."

Götz setzt auch auf Alex Alves, der in Röbers Planungen nur noch eine völlig untergeordnete Rolle spielte. Bisher hat der teuerste Spieler der Vereinsgeschichte das nicht rechtfertigen können. Gegen Stuttgart spielte er ebenso wie in München: harmlos, ideenlos, eigensinnig. Also so wie meist in der Vergangenheit. "Ich hoffe, dass bei ihm noch der Knoten platzt", sagt Götz. Das hat Röber auch getan. Es blieb bei der Hoffnung.

Dass Götz wie sein Vorgänger an Michael Preetz festhielt, war nicht selbstverständlich. Schließlich gab es nicht wenige, die längst forderten, der Kapitän möge doch bitte schön auf der Bank seinen Platz einnehmen. Götz hätte also Verständnis gefunden, wäre neben Christian Fiedler und Rob Maas auch Preetz dem Revirement zum Opfer gefallen. Vielleicht hat er einen solchen Schritt erwogen, aus Mangel an Alternativen aber unterlassen. Es hat sich gelohnt. Preetz erzielte seine Saisontore Nummer sechs und sieben. Sollte sich der 34-Jährige schon entschieden gehabt haben, am Saisonende seine Karriere zu beenden, könnte er nun wieder wankelmütig werden. "Wir diskutieren über dieses Thema nicht nach jedem Spiel", sagte Manager Dieter Hoeneß, der sich mit Preetz auf dessen Eintritt ins Hertha-Management zu einem noch offenen Zeitpunkt vertraglich geeinigt hat.

Es könnte sein, dass Preetz den neuen Trainern noch wertvolle Dienste leistet. Dem jetzigen und dem ihm folgenden.

Klaus Rocca

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