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Sport: Trainer aus dem Volk

Der VfL Wolfsburg will sich mit Klaus Augenthaler endlich lockerer geben

Wolfsburg empfängt Klaus Augenthaler mit prächtigem Winterwetter. Es hat zehn Zentimeter Neuschnee gegeben, die Sonne scheint, und auf dem Spielfeld der Volkswagen Arena, auf dem Augenthaler für die Fotografen posiert, könnte man einen Biathlon-Weltcup veranstalten – ganz ohne Kunstschnee.

Unter solchen Bedingungen wirkt selbst das graue Wolfsburg idyllisch. Die Szenerie wird dem neuen Trainer des VfL den Einstieg erleichtern. Nicht Ralf Rangnick, sondern Augenthaler folgt Holger Fach als Trainer des Dreizehnten der Fußball-Bundesliga. Die Entscheidung kam überraschend, schien Wolfsburg doch der ideale Ort für einen Fußballfachmann mit großen Visionen wie Rangnick. Der von VW dominierte Aufsichtsrat entschied sich aber für den ehemaligen Nationalspieler Augenthaler und damit für den größeren Namen – als Spieler. „Während seiner aktiven Zeit hat er unzählige Erfolge erreicht“, sagt Aufsichtsratchef Lothar Sander.

Nach dem verbissenen Holger Fach und dem aalglatten Manager Thomas Strunz spielte vor allem die Sehnsucht nach einem volkstümlichen Trainer eine Rolle. Augenthaler jedenfalls tut bei seiner Vorstellung wenig, um mögliche Klischees vom kauzigen Bayern zu entkräften. Er erinnert in Gestik, Frisur und Humor ein wenig an Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. „Ich habe mich schon mit der Mannschaft beschäftigt“, sagt Augenthaler. „Die Spieler haben fünf Hunde und drei Hasen, einer heißt Lucio.“ Oder: „Den ersten Teil meines Hauswirtschaftskurses habe ich hinter mir. Der hat mit Kartoffelschälen geendet.“ Im September dieses Jahres wurde der 48-Jährige in Leverkusen entlassen. Große Erwartungen will er vorerst nicht wecken: „Wir peilen jetzt zunächst den zwölften Tabellenplatz an.“

Dieser Humor gefällt auch Manager Klaus Fuchs. „Klaus Augenthaler und ich sind uns vom Naturell sehr ähnlich“, sagt Fuchs. Zuletzt sah man den für Marketing zuständigen Geschäftsführer nur, wenn es um Veranstaltungen wie ein Elton-John-Konzert ging, nun soll er zusätzlich die Aufgaben von Strunz übernehmen. Seit 1999 ist Fuchs beim Bundesligisten tätig. Er ist einer der Schöpfer der Wolfsburger Fußballfabrik.

Schon bevor Strunz vor einem Jahr kam, war Fuchs vorübergehend fürs Sportliche verantwortlich. Fraglich bleibt, wie lange er den Posten des Supermanagers bekleiden wird. „Wir überlegen, die Geschäftsführung neu zu strukturieren“, sagt Aufsichtsratschef Sander. Eine Entscheidung sei aber in den nächsten zwei Monaten nicht zu erwarten. Gut möglich, dass im Sommer ein Sportdirektor hinzukommt, der Fuchs unterstützen wird. Als einer der Kandidaten gilt Michael Preetz, derzeit Assistent der Geschäftsführung bei Hertha BSC. Namen bestätigt der Klub aber nicht. „Wir nehmen gerne entgegen, dass wir für andere Leute attraktiv sind“, sagt Sander.

Klaus Augenthaler hat sich für den Silvesterabend erst einmal drei Videokassetten mit Spielen des VfL mitgenommen. „Das Fernsehprogramm“, findet der neue Trainer, „ist sowieso nicht so gut.“

Steffen Hudemann[Wolfsburg]

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