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Sport: Trainer bis auf Abruf

Kaiserslauterns Coach Jara muss wohl bald gehen

Rene C. Jäggi kann auf einen reichen Schatz an Lebenserfahrung zurückgreifen. Selbst in alpinistischen Notsituationen kennt sich der Vorstandsvorsitzende aus der Schweiz aus. „Es ist wie in der Schweiz, wenn du an einem Seil über der Gletscherspalte hängst. Du musst es schaffen oder du fällst“, sagte der ehemalige Judoka nach dem 0:0 gegen Bayer Leverkusen. Jäggis kleine Geschichte gilt nicht erst seit dem Wochenende vor allem für Kaiserslauterns Trainer Kurt Jara.

Das Gesicht des 54 Jahre alten Österreichers war blass, als er sich nach dem Spiel verzweifelt verteidigte. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mit mir zusammen arbeiten will“, sagte Jara. „Sie hat gekämpft, nur die Tore haben gefehlt.“ In dem Moment wird Jara bewusst gewesen sein, dass er beim Tabellenletzten der Bundesliga allenfalls noch Trainer bis auf Abruf ist. Schon am Dienstag nach der Partie bei Hannover 96, spätestens aber nächsten Sonntag nach dem Spiel gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld wird ihn wohl der Rauswurf ereilen.

Obwohl Klubchef Rene C. Jäggi in einer Art Ultimatum einen Sieg gegen Leverkusen gefordert hatte, übte sich der Schweizer nun in schwammigen Treuebekenntnissen für Jara. „So lange ich das Gefühl habe, der Trainer erreicht die Mannschaft, bleibt er“, sagte Jäggi. „Es gibt keine Frist, aber einen schlimmsten Fall.“ Stück für Stück aber ging Jäggi schon auf Distanz zu Jara. „Das heute war eine Stabilisierung auf niedrigstem Niveau.“ Nur Platz elf oder zwölf könne die Trainerdiskussion beenden. Offen tadelte Jäggi Coach Jara für dessen jüngste Kritik an den eigenen Fans an.

Längst kursieren Namen von möglichen Nachfolgern für Jara. Innerhalb des FCK-Kaders werden mit Werner Lorant, Klaus Toppmöller und FCK-Profi Ciriaco Sforza drei Namen heiß gehandelt. Mittelfeldspieler Sforza stand im wichtigen Spiel gegen Leverkusen wieder einmal nicht zur Verfügung, obwohl er seit Wochen am Training teilnimmt. Er fühle sich müde, ließ er mitteilen.

Zur leidvollen Trainerdiskussion sieht sich der Verein einem „Maulwurf-Problem“ ausgesetzt. Einer der Profis hatte Inhalte einer Brandrede von Jäggi an die Presse weitergegeben. Jäggi hatte darin vergangenen Mittwoch auch indirekt Trainer Jara in Frage gestellt. „Da gibt es einen, der wohl gegen die Mannschaft ist“, klagte Kapitän Timo Wenzel. Nach der Indiskretion sah sich Wenzel zu einer in der Bundesligageschichte wohl einzigartigen Maßnahme gezwungen. Der frühere Stuttgarter sammelte am Donnerstag vor dem Nachmittagstraining die Handys der Kollegen ein, um zu schauen, wer den Pressemann angerufen hat. Das Training fand deshalb einen halbe Stunde später statt. Aber der Maulwurf wurde nicht gefunden.

Kurt Jara lächelte am Sonnabend nur einmal. Wie ein väterlicher Freund hatte ihm Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler noch auf dem Rasen einen Arm um seine Schulter gelegt. Innig plauderten die beiden miteinander. Später zeigte Jara dann, wie angegriffen sein Nervenkostüm tatsächlich ist. Wieder griff er Teile der eigenen Fans an, die die schwache Vorstellung mit Pfiffen und Raus-Rufen quittiert hatten. Nur ein paar mit wenig Hirn hätten heute im Stadion noch gegen ihn gepfiffen, sagte Jara.

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