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Und hoch die Hände. Herthas Spieler bei ihren ersten Übungen für die neue Bundesliga-Saison.

© dpa

Trainingsauftakt: Freudig und erregt: Hertha startet in die Vorbereitung

Der Fußballer läuft wieder, aber noch ganz entspannt. Beim Trainingsauftakt von Hertha BSC verkündet Markus Babbel seine Zielsetzung für die Saison. Wie auch seine Spieler hält er dabei den Ball zunächst einmal flach.

Irgendwann reichte es den Herrschaften hinterm Zaun, dann rührten sie ihre Hände zu einem ersten, seichten Applaus. Erst etwas zaghaft, bald aber stimmten mehrere ein. Und es war auf den ersten Blick gar nicht so klar, wem der Applaus galt: den Fußballprofis von Hertha BSC, die am Samstag ihre ersten Trainingsrunden nach der Sommerpause drehten, oder wollten sich die Anhänger des Bundesligaaufsteigers ein bisschen Mut machen für das, was auf dem Klub demnächst zukommt?

500, vielleicht auch 600 Fans, waren aufs Trainingsgelände von Hertha BSC gekommen, die meisten von ihnen stramme Herthaner, wie unschwer zu erkennen war. Eine Würstchenbude und ein Anhänger voll mit Hertha-Devotionalien waren in Stellung gebracht worden. Der ganz große Ansturm aber blieb aus. Es herrschte vielmehr eine familiäre und freundlich-erregte Atmosphäre unterm Fanvolk.

Sechs Wochen sind vergangen seit dem letzten Zweitligaspiel von Hertha, nun startete mit dem Trainingsauftakt die Mission Bundesliga-Klassenerhalt. Bevor kurz vor zehn Uhr die Profis den Platz betraten, hatte in der Kabine Michael Preetz ein paar Worte an den Kader gerichtet. „Wir freuen uns sehr, dass es wieder los geht, wir freuen uns auf die Vergleiche mit den besten deutschen Mannschaften“, sagte Herthas Manager hinterher. Trainer Markus Babbel konnte 23 Spieler begrüßen, unter ihnen die vier Neuzugänge Andreas Ottl, Thomas Kraft, Tunay Torun und Maik Franz. „Ich denke, wir haben mit ihnen an Qualität dazugewonnen, das wird auch nötig sein, um in der Bundesliga bestehen zu können“, sagte Babbel. Nicht dabei waren der Kanadier Rob Friend, der nach dem Gold-Cup noch Urlaub hat, und Adrian Ramos, der mit Kolumbien an der Südamerikameisterschaft teilnimmt. Außerdem musste Nico Schulz wegen einer Mandelentzündung passen, und der Schweizer Fabian Lustenberger spielte am Abend das EM-Finale der Unter 21-Jährigen. Dass auch Kaka fehlte, sei ebenfalls abgesprochen. Bis zum 30. Juni ist er noch an den portugiesischen Europa-League-Finalisten Sporting Braga ausgeliehen. Derzeit würden Gespräche laufen, ihn an Braga zu verkaufen. Andernfalls würde Kaka zum 1. Juli nach Berlin zurückkehren.

„Ich habe den Berliner Wind vermisst“, sagte Babbel nach der ersten, knapp zweistündigen Trainingseinheit. Seine Spieler würden alle „gut ausschauen“, aber wie fit sie wirklich sind, werden erst die Werte aufzeigen, die in den nächsten Tagen ermittelt werden. „Im vorigen Jahr sahen die Spieler auch alle gut aus, bis wir dann die Laktatwerte bekamen“, erzählte Babbel, der dieses Mal alle Spieler mit einem klaren Programm in den Urlaub entlassen hatte. Selbst Ronny, der im vorigen Sommer wie ein Pralinchen aussah, hat sich in seinem jetzigen Brasilienurlaub zusammengerissen. Diesmal sah er vergleichsweise fit aus, wenngleich nicht so, wie er Berlin verließ.

Besonders gefragt bei den Fans waren die Neuzugänge, die neben Pierre-Michel Lasogga und Patrik Ebert zahlreiche Autogrammwünsche zu erfüllen hatten. „Wir sind hier herzlich empfangen worden, von der Mannschaft, vom Betreuerteam und den Fans“, sagte Andreas Ottl. Der 26-jährige Mittelfeldspieler ist ebenso wie Thomas Kraft ablösefrei vom FC Bayern nach Berlin gewechselt. „Ich freue mich, dass es losgegangen ist. Die kommenden Tage werden sicher noch intensiver werden“, sagte der 22-jährige Torwart, dem im abschließenden Trainingsspielchen gleich ein erster Fehler unterlief. Maik Franz, der erst am Freitag einen Dreijahresvertrag bei den Berlinern unterzeichnet hatte, absolvierte am Samstag ein individuelles Training. Der Abwehrspieler vom Absteiger Eintracht Frankfurt hatte sich vor zehn Wochen einen Fußbruch zugezogen, Ende der kommenden Woche möchte der 29-Jährige wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.

Unter normalen Umständen wird Hertha keine personellen Veränderungen im Stammkader vornehmen. Zudem wird es auch in der Kapitänsfrage zu keiner Veränderung kommen. „Andre Mijatovic wird es bleiben“, sagte Markus Babbel, „er hat in der vergangenen Saison die Mannschaft klar geführt. Für mich gibt es keinen Grund, daran etwas zu ändern.“ Allerdings gilt der 31-jährige Innenverteidiger vielen Hertha-Fans als Wackelkandidat in Babbels Stammelf.

Ab sofort stehen für die Hertha-Profis täglich drei Trainingseinheiten (7.30 Uhr, 10 Uhr und 15 Uhr) auf dem Programm. Zu einem ersten Höhepunkt kommt es am kommenden Freitag, dem 1. Juli. Einen Tag bevor Hertha ins Trainingslager reist, wird der Klub die offizielle Saisoneröffnung in Form einer nachmittäglichen Trainingseinheit auf der Hanne-Sobek-Sportanlage in Wedding abhalten, Herthas eigentlicher Heimat. Dort wird dann sicherlich sehr viel mehr los sein, als an diesem Samstag.

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