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Lima

© dpa

Transfer: Hertha wird stürmischer

Ersatz für Gimenez: Der brasilianische Angreifer André Lima soll den Berliner Bundesligisten verstärken.

Berlin - Lucien Favre war am Mittwochabend mal wieder in der Gegenwart. Herthas Trainer schaute Fußball, aber diesmal nicht aus der Konserve, was er in den vergangenen Wochen zu Genüge getan hat. Sein neuer Job in Berlin bringt es mit sich, dass der Trainer die Konkurrenz aus der Bundesliga kennen lernt. Und nachdem dem Verein ein halber Kader abhanden gekommen ist, fahndet Favre nach adäquatem Ersatz. Auch hierbei muss sich Favre auf DVD-Material und die Augen von Manager Dieter Hoeneß verlassen. Mittwochabend aber guckte er Fußball quasi live. „Einen Teil England gegen Deutschland“, wie er erzählt, und dann noch im Internet ein wenig Schweiz gegen Holland. „Die Schweiz hat 2:1 gewonnen“, sagte Favre.

Der Erfolg seines Heimatlandes kommt ihm gar nicht so unrecht. Schließlich bedient sich Hertha vorwiegend am Markt des EM-Gastgebers. Neben Favre kommen dessen Kotrainer sowie die Spieler Fabian Lustenberger und Steve von Bergen aus der Schweiz. Der Sieg über Holland könnte also auch heißen: Seht her, so schlecht ist der Schweizer Fußball gar nicht.

Zwar hat diese Aussage auch schon vorher ihre Berechtigung gehabt, aber es ist nicht zu übersehen, dass Hertha noch mehr Qualität benötigt. Die Spieler, die Hertha bisher verpflichtet hat, brauchen bis auf Torwart Jaroslav Drobny und Lucio ihre Zeit. Selbst der 27 Jahre alte schwedische Nationalspieler Tobias Grahn, Herthas bisher sechster Zugang, wird sehr wahrscheinlich kommenden Samstag beim Auswärtsspiel in Bielefeld nicht auflaufen. „Er ist ein polyvalenter Spieler, der Kreativität besitzt, aber er hat lange nicht gespielt und braucht daher noch Zeit, um das nötige Tempo zu bekommen“, sagt Favre.

Wenn man die Aktivitäten des Managements der Berliner in den vergangenen Tagen richtig interpretiert, deutet einiges daraufhin, dass Hertha noch drei offene Planstellen besetzen möchte. Für die rechte Abwehrseite, die zuletzt Sofian Chahed besetzte, plant der Bundesligist mit der Verpflichtung von Loukas Vyntra (26, Panathinaikos Athen). Hertha bietet 1,75 Millionen Euro und lockt den Spieler mit einem Dreijahresvertrag. Im Sturm dagegen deutet sich der bislang teuerste Transfer der Berliner in diesem Sommer an. Gestern kehrte Dieter Hoeneß von einem mehrtägigen Brasilien-Abstecher zurück – und zwar nicht mit leeren Händen, was allerdings nicht von Hertha, sondern aus Brasilien, von Botafogo Rio de Janeiro, bestätigt wurde. Demnach wird der Stürmer André Lima von der Copacabana an die Spree wechseln. „Es war ein Angebot, das wir nicht ausschlagen konnten“, sagte Botafogos Vizepräsident Carlos Augusto Montenegro brasilianischen Medien. Lima, 22 Jahre alt, wäre nach Gilberto, Mineiro und Lucio der vierte Brasilianer im Kader der Berliner.

Lima ist ein kopfballstarker Angreifer (12 Tore in 15 Spielen), der die Lücke füllen soll, die Christian Gimenez (in der Vorsaison Herthas zweitbester Torschütze) hinterlassen hat. Nach Informationen aus Brasilien soll der Stürmer schon heute in Berlin eintreffen. Für den 1,85 Meter großen Spieler wird eine Ablösesumme in Höhe von 3,5 Millionen Euro fällig. Bei Hertha soll Lima einen Vierjahresvertrag erhalten.

Verschoben hätte sich damit der Transfer von Favres Wunschspieler Raffael. Hertha hatte mehrmals das Angebot für den 23 Jahre alten Stürmer des FC Zürich nachgebessert, zuletzt lag es dem Vernehmen nach bei knapp über sechs Millionen Euro. Der Schweizer Meister aber leistete Widerstand und pochte auf den bis 2011 laufenden Vertrag mit Raffael. Als wahrscheinlicher gilt, dass der Stürmer nächsten Sommer kommt. Es sei denn, André Lima würde sich als Volltreffer herausstellen. „Die Qualitäten hat er“, sagte Favre gestern. Er hat Highlights von Lima gesehen – auf DVD.

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