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Transfermarkt: Herthas Simunic: Sag mir, ob du gehst

Angeblich will er unbedingt weg, der HSV hat schon vier Millionen Euro geboten: Wie Hertha BSC trotzdem versucht, Josip Simunic zu halten.

Berlin - Heute wird Lucien Favre mit dem Zug nach Zürich fahren, mit vielen Koffern im Gepäck und wahrscheinlich dem unvermeidlichen DVD-Player auf dem Schoß. Mögliche Verstärkungen wollen studiert werden, aber es dürfte ein bisschen knapp werden bis zum Trainingsbeginn am Donnerstag. Wahrscheinlicher als die Präsentation eines neuen Spielers ist, dass bei Hertha BSC noch einer abspringt. Josip Simunic ist sich offenbar mit dem Hamburger SV einig. Und das nur vier Wochen nach seinem Auftritt bei der Mitgliederversammlung, als Simunic unter Tränen versprochen hatte: „Irgendwann werden wir Deutscher Meister.“

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Seitdem ist viel passiert. Simunics Abschied wäre die zweite spektakuläre Personalie der vergangenen Wochen nach der Trennung von Manager Dieter Hoeneß. Am Telefon sagt Favre auf Nachfrage, er bitte um Verständnis dafür, dass er sich zurzeit nicht öffentlich äußern wolle, und genauso werde er es auch in Berlin halten.

Alle Welt will mit Lucien Favre reden, bis auf einen, und das ist ausgerechnet der, mit dem er gern reden würde. Aus seinem Umfeld heißt es, Favre habe in den vergangenen Tagen öfter die Nummer von Simunic gewählt, aber der sei nicht ans Telefon gegangen. Es geht darum, ein vermeintliches Missverständnis aus der Welt zu schaffen: dass nämlich der Schweizer Trainer dem kroatischen Innenverteidiger nicht mehr eine so überragende Saison wie die vergangene zutraue und deshalb für einen Verkauf plädiere.

Gegenbauer: "Über Herrn Simunic habe ich nicht mit Favre gesprochen"

Josip Simunic hat in mehreren Zeitungsinterviews unwirsch auf diesen angeblichen Vertrauensentzug reagiert und über seinen Berater Gordon Stipic seinen Abschied aus Berlin annonciert. Die Basis aller Spekulationen ist allerdings dünn. Es gibt nämlich kein aktuelles Zitat von Favre zu Simunic, nur den vagen Bezug auf angebliche Zweifel, die der Trainer angemeldet haben soll. Nun reduzieren sich Favres Kontakte nach Berlin während der vergangenen Woche auf Telefonate mit Manager Michael Preetz und ein mehrstündiges Gespräch vor zwei Wochen mit Präsident Werder Gegenbauer in Zürich. „Dabei ging es um die generelle strategische Ausrichtung, über einzelne Personen haben wir nicht gesprochen, auch nicht über Herrn Simunic“, sagt Gegenbauer. Und Preetz beharrt darauf, „dass der Trainer unbedingt weiter mit Simunic arbeiten möchte. Alles andere, was in der Öffentlichkeit behauptet wird, ist schlichtweg falsch.“ Genau das habe er Simunic in einem persönlichen Gespräch auch mitgeteilt. Die Reaktion des Spielers sei sehr reserviert ausgefallen.

Bei Hertha vermuten nicht wenige, dass es gar kein Missverständnis gibt, sondern dass Simunic das Gerücht um Favres Misstrauen gerade recht kam, als moralische Rechtfertigung für einen Wechsel. Simunic weiß, dass er mit Hertha kaum um die Meisterschaft spielen kann. In seinem Vertrag ist eine Ablöse von sieben Millionen Euro fixiert, aber wer zahlt die schon für einen 31-Jährigen? Die Zeit wird knapp für ihn. Der Hamburger SV bot in der vergangenen Woche am Telefon vier Millionen, wohl auch im Wissen um den Transferüberschuss von fünf Millionen Euro, den Hertha im Geschäftsjahr 2009/2010 erwirtschaften muss. Preetz lehnte sofort ab – „für sieben Millionen müssen wir ihn laut Vertrag gehen lassen, sonst bleibt er“. Der HSV verfügt über 18 Millionen Euro Investitionskapital. Simunics Verpflichtung wäre eine Chance zur Profilierung für Bernd Hoffmann. Hamburgs Vorstandschef hat sich mit Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer überworfen.

Zum Trainingsauftakt am Donnerstag wird Simunic auf keinen Fall erscheinen. Wegen Verpflichtungen mit der kroatischen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation hat ihm Hertha neun Tage länger Urlaub gewährt.

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