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Sport: Trauriger Jubel

Den Italienern gelingt spät das 2:1-Siegtor – trotzdem scheiden sie aus

Das fröhliche, erlöste Gesicht von Antonio Cassano verwandelte sich mit einem Schlag in eine entsetzte Miene. Gerade eben hatte der Stürmer das 2:1 für Italien erzielt. Er war losgelaufen Richtung Auswechselbank in der Annahme, Italien mit seinem Tor ins Viertelfinale befördert zu haben. Doch seine Mannschaftskollegen beendeten den Siegeslauf. Sie teilten ihm mit, dass der Treffer wertlos war. Durch das 2:2 der Schweden gegen Dänemark nützt den Italienern ihr Sieg nichts mehr. Sie sind wegen der geringeren Tore im direkten Vergleich ausgeschieden.

Nach dem Schlusspfiff verließen die meisten Italiener fluchtartig den Innenraum, allen voran ihr Trainer Giovanni Trapattoni. Einiges deutet daraufhin, dass das EM-Aus seiner Mannschaft auch das Ende seiner Tätigkeit als Nationaltrainer bedeutet. Die Italiener sind mit ihren großen Ambitionen gescheitert. Von vielen als Mitfavorit genannt, fahren sie nun als Gruppendritter nach Hause.

Es schien schon am Anfang so, als sollte dies vor 15 000 Zuschauern ein trauriges Abschiedsspiel für die Italiener und die ohnehin chancenlosen Bulgaren werden. Ein ums andere Mal rutschten die Spieler beider Mannschaften auf dem von Regen durchnässten Rasen in Guimaraes aus, und beide Mannschaften hatten in der ersten Halbzeit nur wenige gute Torchancen. Zunächst schoss Stefan Fiore in der 14. Minute aus acht Metern aufs Tor, und nur ein glänzender Reflex des bulgarischen Torwarts Zdrawko Zdrawkow verhinderte die Führung für Italien. Den Nachschuss setzte Alessandro del Piero neben das Tor. Für Bulgarien verpasste Martin Petrow in der 29. Minute aus der Distanz die Führung. Antonio Cassano verfehlte nur drei Minuten später knapp das Tor. Mehr hatte die erste Halbzeit eigentlich nicht zu bieten.

Doch dann verhakten sich in der 44. Minute Marco Materazzi und Dimitar Berbatow im italienischen Strafraum ineinander. Sie wollten unzertrennlich sein für einen Moment und ließen sich gegenseitig nicht los, bis Berbatow auf den Italiener fiel. Schiedsrichter Walentin Iwanow wertete dies als Foul und gab Elfmeter. Diese Entscheidung war vor allem eine Belohnung für Berbatows Geschick, eindeutig war sie jedenfalls nicht. Martin Petrow interessierte das gleichwohl wenig, der Bundesligaprofi vom VfL Wolfsburg verwandelte den Strafstoß.

Immerhin war es diese Szene, die das Spiel erst richtig anfachte. Die Italiener kamen mit viel mehr Körperspannung aus der Kabine und gaben sich gleich mehr Mühe – mit Erfolg. Erst traf Cassano die Unterkante der Latte, den abprallenden Ball köpfte Simone Perrotta in der 48. Minute zum Ausgleich ein. Mehr Gefahr im Strafraum sollte fortan Christian Vieri erzeugen, den Trainer Giovanni Trapattoni in der 53. Minute ins Spiel schickte. Doch der Stürmer von Inter Mailand ließ eine Chance nach der anderen ungenutzt. Die Italiener scheiterten auch mehrere Male mit dem Versuch, einen Elfmeter herauszuholen. Er wäre ausgleichende Gerechtigkeit gewesen. Vor lauter Nervosität produzierten die Italiener in der Schlussphase reihenweise Fehlpässe – bis Cassano traf. Doch es wurde ein trauriger Jubel.

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