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Sport: Treueschwüre für den Trainer

Ottmar Hitzfeld hat all die kleinen Gesten registriert. Sie haben ihm gut getan.

Ottmar Hitzfeld hat all die kleinen Gesten registriert. Sie haben ihm gut getan. Jede einzelne. Auf dem Spielfeld rannte Giovane Elber nach seinem Tor im Dreisamstadion zu seinem Trainer und umarmte ihn. Mehmet Scholl sah sich noch auf dem Rasen zu einem flammenden Appell veranlasst: "Wir Spieler sehen nicht ein, dass er so behandelt wird. Er verhält sich immer fair." Auf dem ehemaligen Militärflughafen in Lahr kamen auffällig viele Spieler zu Hitzfeld. Für ein paar kleine Worte, einen Händedruck, ein Scherzlein.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Viele in der Mannschaft des Champions-League-Siegers übten nun den Schulterschluss mit dem badischen Coach. "Es war mit Sicherheit auch ein Sieg für ihn", sagte Mehmet Scholl nach dem nüchternen 2:0-Erfolg beim SC Freiburg, bei dem sie weniger Glanz, dafür mehr solide Handwerkskunst boten. Das reichte, weil die Freiburger erschreckend einfallslos spielten und sich jetzt Sorgen im Abstiegskampf machen müssen. Tagelang hatte die halbe Republik an Hitzfeld herumgenörgelt. Am 12. Januar, seinem 53. Geburtstag, standen keine Lobeshymnen in der Zeitung. "Schafft Hitzfeld den neuen Negativ-Rekord?", fragte ein Boulevardblatt stattdessen voller Häme, als es fünf Auswärtsniederlagen hagelte.

Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge wurde sogar persönlich beim ehemaligen bayrischen Meistertrainer Udo Lattek vorstellig, der als Kolumnist für eine Sonntagszeitung arbeitet, und fragte, ob es denn sein müsse, dass man so sehr "auf den Ottmar" einhaut. Überall hatte Hitzfeld in den letzten Tagen lange Interviews gegeben. Sogar zwei Seiten im Freiburger Stadionheft: "Alle wollen uns stürzen sehen." "Und der stellt sich jeden Tag der Presse", schnaubte Mehmet Scholl mit einer Spur Entrüstung in der Stimme.

Es gibt viele Sorgenkinder bei den Bayern in diesen Tagen, schließlich geht auch das Theater um Stefan Effenberg weiter. Mit dem Sieg in Freiburg hat sich der Titelverteidiger erst einmal ein wenig Ruhe verschafft. Die Aufforderungen zur Geschlossenheit werden deshalb nicht weniger. "Wir brauchen unsere Fans jetzt besonders dringend. Jeden einzelnen", sagte Bixente Lizarazu, der in Freiburg mit einem Heber über Richard Golz hinweg das 1:0 erzielt hatte. Am Mittwoch spielen die Münchner in der Champions League bei Boavista Porto, eine Niederlage, und es geht wieder los mit den Aufführungen beim FC Hollywood. "Die nächsten Tage werden entscheiden, was passiert", sagte Rummenigge. Darin enthalten sind auch die latenten Drohungen an den Kader: "Wir werden genau beobachten, wer mit dieser Situation zurecht kommt." Es wird bald aussortiert und umgebaut - nicht nur in Fröttmaning beim neuen Stadion. Den Trainer, beteuerte Rummenigge mit ernstem Gesicht, beträfe das nicht: "Zehn Fragen werden zehn Dementis folgen."

Jetzt habe jeder begriffen, was die Stunde geschlagen habe, versicherte Thorsten Fink, der im Kreis der eisernen Schweiger zum Sprecher aufstieg. "Noch eine Niederlage hätten wir uns nicht leisten können", sagte Fink. Das Wort Titelverteidigung fiel nicht an diesem Tag, obwohl die Münchner Punkte aufholten. Rummenigge sagte: "Wir machen uns jetzt an die Aufholjagd für Platz drei, das ist realistisch. Sonst ist es besser, nicht viel zu sagen."

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