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Triathlon-Weltmeister Daniel Unger: „Es dauert, bis ich das begreife“

Sein Ziel war das Olympiaticket, aber es kam noch besser: Daniel Unger über seinen WM-Titel im Triathlon.

Herr Unger, haben Sie schon richtig begriffen, was da am Sonntag passiert ist? Ihr Gewinn der Goldmedaille bei der WM in Hamburg war die erste WM-Medaille für einen deutschen Triathleten seit 1995.

Zurzeit läuft immer noch alles wie ein Film ab, wie im Zeitraffer. Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis ich das begreife.

Wie haben Sie selbst das Rennen erlebt?

Das Schwimmen war mittelmäßig. Eigentlich hatte ich einen guten Start, bin dann aber nicht so um die erste Boje herumgekommen, wie ich mir das vorgestellt habe. Dann hatte ich einen guten Wechsel und habe schnell gespürt, dass ich gute Beine habe. Ich konnte ohne Probleme auf dem Fahrrad mitfahren,vor dem Wechsel zum Laufen habe ich mich dann nach vorne geschoben. Ich habe gemerkt, dass ich gut in Form bin und bin dann die besten zehn Kilometer meines Lebens gelaufen. Trotzdem hat mich Javier Gomez rund einen Kilometer vor dem Ziel überholt ...

Doch Sie haben gekontert ...

Als Javier mich eingeholt hatte, ist er ziemlich schnell an mir vorbeigelaufen. Doch als er sich 700 Meter vor dem Ziel zum ersten Mal umgedreht hat, um nach mir zu schauen, habe ich gedacht: Was ist da los? Da habe ich noch mal alles auf eine Karte gesetzt und ihn im Endspurt eingeholt.

Sie hatten als Ziel ausgegeben, das Olympiaticket zu lösen. Inwieweit haben Sie da auf die anderen Deutschen geachtet?

Ich habe den Wettkampf schon auch taktisch bestritten. Mein Ziel war es, auf Maik Petzold aufzupassen. Als ich gesehen habe, dass er Probleme hat, habe ich die Flucht nach vorne angetreten und das Tempo hoch gehalten.

Wie fiel denn die Feier aus? Sie hatten versprochen, Ihrer Freundin im Falle eines Sieges einen Heiratsantrag zu machen ...

Wir waren bei der offiziellen Abschiedszeremonie. Da ging ich dann noch einmal aufs Podium und habe mich nochmals bedankt. Dann habe ich meiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht. Sie hat zum Glück angenommen.

Was bedeutet der Titel für den deutschen Triathlonsport? War das der Startschuss, die Initialzündung?

Die Deutsche Triathlon-Union muss mit der Euphorie um diesen WM-Titel arbeiten. Jeder sagt: Das war genau richtig, ein Jahr vor Peking. Diese WM im eigenen Land war das Beste, was dem Triathlonsport passieren konnte.

Und für Sie selbst? Was versprechen Sie sich vom Titel?

Viele haben mir schon gesagt: Das musst du ausnutzen vor Peking. Aber wie? Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.

Das Gespräch führte Marc Dittmann.

Daniel Unger, 29, ist neuer Weltmeister im Triathlon. Zuvor hatte er Pech in der Karriere: Bei den Olympischen Spielen 2004 konnte er nicht starten, weil er unter Pfeifferschem Drüsenfieber litt.

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