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Sport: Trickreiche Soldatin

Conny Pohlers hat für Potsdam im Uefa-Cup in zwei Spielen fünfmal getroffen

Es war früh morgens, als das Malheur passierte. Die Sportsoldatin Conny Pohlers war noch müde, und prompt stolperte sie bei dem Unteroffizierslehrgang mit einer ungeladenen Panzerfaust auf der Schulter über eine Bordsteinkante. „Ich habe mich blöd abgefangen“, erinnert sie sich an jenen Tag im Februar 2003, „die Panzerfaust sollte ja nicht runterfallen.“ Die Waffe nahm keinen Schaden, das Knie der Potsdamer Fußballweltmeisterin schon: Kniescheibenabsplitterung lautete die Diagnose, erst nach vier Monaten war die Stürmerin wieder ganz fit.

„Das sollte wohl so sein“, sagt die 25-Jährige, „dafür läuft es jetzt umso besser.“ Sechs Tore hat sie zwischen Sonntag und Donnerstag für den Deutschen Meister und Pokalsieger 1. FFC Turbine Potsdam geschossen, eins in der Bundesliga in Rheine, fünf beim Uefa-Cup-Turnier im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion. Beim 6:0 gegen Montpellier HSC gelangen ihr zwei ihrer drei Treffer in den ersten acht Minuten, zwei weitere kamen beim 4:1 gegen KS AZS Wroclaw hinzu. Damit ist Turbine bereits vor dem Spiel heute gegen den italienischen Pokalsieger Torres Terra Sarda (14 Uhr) für das Viertelfinale Ende Oktober qualifiziert. „Jetzt wollen wir den Uefa-Cup gewinnen“, kündigt Pohlers an. Ihr Selbstbewusstsein ist den vergangenen 18 Monaten stetig gewachsen. Bei einem halbjährigen Engagement als Fußballprofi bei Atlanta Beat errang sie Platz zwei in der US-Meisterschaft. Der WM-Titel und der erste Pokalsieg und Meistertitel mit Potsdam folgten. Turbine begeisterte, Pohlers traf. Vor drei Wochen gewann sie bei Olympia mit dem DFB-Team die Bronzemedaille.

Ob mit dem Uefa-Cup ein weiterer Titel hinzukommt, wird auch von Pohlers’ Treffsicherheit abhängen. Den Spitznamen „Chancentod“ hat ihr einmal jemand verpasst, weil sie zu viele Torgelegenheiten auslässt. Zwar nur 1,63 Meter groß, ist Pohlers unglaublich schnell und trickreich und hat „immer die besten Ausdauerwerte in der Nationalmannschaft“. Gute Kondition ist auch vonnöten für drei Spiele in fünf Tagen, eine Belastung, die Pohlers eigentlich für unmöglich hält, „aber was soll man machen. Frauen sind ja strapazierbarer als Männer.“

Was den Stress erträglich macht, sind die jeweils rund 1500 Zuschauer, die sich gegen Montpellier und Wroclaw im Stadion verloren und dankbar die Tore beklatschten. Trotz der vielen freien Plätze fand Pohlers die Stimmung „genial“, besser als in den sehr leeren Stadien bei Olympia, „weil die Zuschauer näher dran sind und das Stadion kleiner ist“. Tina Theune-Meyer, die Bundestrainerin, hat Pohlers von der Tribüne aus beobachtet und sich vielleicht überlegt, wie sie diese weiter anstacheln könnte. In der vergangenen Saison forderte sie im Spaß 18 Bundesliga-Tore von Pohlers. Bis zum letzten Spieltag waren es 15, dann traf sie beim 7:2 bei Vizemeister 1. FFC Frankfurt dreimal.

Im DFB-Team kommt sie im Sturm nicht an Weltfußballerin Birgit Prinz vorbei. Auch bei Olympia wurde Pohlers nur ein- und ausgewechselt – bis zum Spiel um Platz drei. Gegen Schweden spielte sie durch, im Mittelfeld. In einem Testspiel vor Athen hatte Theune-Meyer sie erstmals auf ungewohnter Position eingesetzt, mit Erfolg. „Ich wusste selbst nicht, dass ich das kann“, staunte Pohlers, der sich nun ganz neue Perspektiven bieten. Vorausgesetzt, sie bleibt gesund. Der nächste Unteroffizierslehrgang steht im Herbst an.

Helen Ruwald[Potsdam]

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