zum Hauptinhalt
Mit Volldampf ins Glück. Christof Innerhofer rast im Super-G in Garmisch-Partenkirchen zum WM-Gold. Zuvor hatte der Italiener erst ein einziges Weltcuprennen gewonnen – und das auch noch in einer anderen Disziplin. Foto: Reuters

© REUTERS

Sport: Triumph auf der Frauenlinie

Während alle anderen Skirennfahrer mit der WM-Strecke hadern, rast der Italiener Christof Innerhofer überraschend zu Gold im Super-G

Das italienische Trainerteam dürfte die WM-Goldmedaille exakt in jenem Moment gewonnen haben, als es Christof Innerhofer zwang, sich am Starthaus ganz gegen seine Gewohnheit die Fahrt eines Konkurrenten im Fernseher anzusehen. Denn der Italiener bekam die seltsame Fahrt des Bode Miller zu sehen. Er beobachtete, wie der eigenwillige US-Amerikaner im oberen Teil am Seilbahnstadl in ein Tor raste, einen Skistock verlor – und trotzdem mit Bestzeiten weiterfuhr. Er konnte sehen, wie Miller nach einem Fahrfehler auf der Strecke querstand, das Rennen aufgab – und trotzdem mit der zwölftbesten Zeit im Ziel eintraf. Christof Innerhofer zog daraus zwei Schlüsse. Erstens, er wollte die Schlüsselstelle am Seilbahnstadl vorsichtiger angehen: „Da fahre ich lieber die Frauenlinie.“ Zweitens: „So entschlossen wie Bode Miller wollte ich auch fahren.“

Das gelang dem Italiener. Mit sechs Zehntelsekunden Vorsprung gewann Innerhofer überraschend die Goldmedaille im Super-G bei der alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen. Der 26-Jährige verwies den Österreicher Hannes Reichelt und den Kroaten Ivica Kostelic auf die Plätze zwei und drei, der große Favorit Didier Cuche musste sich mit Platz vier abfinden. „Die Skispitzen nach vorne und runter“, lautete Innerhofers Erfolgsformel. „Ich habe mich wohlgefühlt“, sagte der Italiener, der zuvor erst ein Weltcuprennen und noch nie einen Super-G gewonnen hatte. Doch seine Aussage lässt sich wohl nur mit dem Goldrausch erklären, der ihn nach dem Rennen erfasst haben muss. Alle anderen Fahrer waren der Meinung, dass diese WM-Strecke an die Grenze des Erträglichen gegangen war.

Der Österreicher Hannes Reichelt gab zu, dass er seine Taktik bereits am vierten Tor aufgegeben hatte. Danach sei es nur noch darum gegangen, heil nach unten zu kommen. Am liebsten hätte er sich im Ziel gleich Schlafen gelegt, sagt er, so erschöpft sei er gewesen. Am heftigsten beschwerte sich aber der Gesamtweltcupführende Ivica Kostelic. „Das war das schwierigste Rennen meiner Karriere“, sagte er, „ich war am Ende glücklicher, gesund unten angekommen zu sein, als über die Bronzemedaille.“

Drei Faktoren machten die Piste so schwierig: das Eis, die Schläge und die schlechten Sichtverhältnisse. „Ich habe die Strecke nach dem Rennen in meinen Knien und Rücken gespürt“, sagte Kostelic. Der Kroate hätte nach der Bronzemedaille eigentlich der männliche Star dieser Ski-WM werden können. In der Superkombination galt er als absoluter Favorit, alle drei Rennen dieser Saison hat er gewonnen. Gestern aber sagte der31-Jährige seine Starts in Superkombination und Abfahrt ab. Stattdessen will er drei Tage ans Meer fahren und dann drei Tage trainieren, ehe er wieder zur WM komme, teilte Kroatiens Teamchef Vedran Pavlek mit. Kostelic will in dieser Saison vor allem den Gesamtweltcup gewinnen, diesem Ziel ordnet er alles unter.

Kostelic findet auch, man könne den Fahrern mehr Ruhe vor einer Weltmeisterschaft gönnen. Überhaupt hatte er den Eindruck, dass 99 Prozent der Fahrer mit der anspruchsvollen Strecke nicht zufrieden waren. Auch klar im Übrigen, wer das eine Prozent darstellte, das völlig zufrieden war.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false