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Dortmunder Meistermannschaft: Triumph des Teamgeistes

Die Mannschaft von Borussia Dortmund hat in diesem Jahr so dominant gespielt wie niemand zuvor. Dafür war harte Arbeit und bedingungsloser Einsatz nötig – und ein bisschen Glück.

Zwei Wörter kamen auch in den zahlreichen, auch von den Konkurrenten ehrlich gemeinten Gratulationen vor. „Kloppo finde ich geil. Ich freue mich total für ihn. Dortmund ist ein Meister, der es absolut verdient hat“, sagte zum Beispiel Bruno Labbadia, der Trainer des Hamburger SV. Geil und verdient. Ersterer Begriff gehört seit langem zur deutschen Umgangssprache, am Samstag wurde er bei Borussia Dortmund noch häufiger als ohnehin schon benutzt. Natürlich auch von Trainer Jürgen Klopp und der Mannschaft. Sie sprechen dieselbe Sprache, und sie haben einen Pakt geschlossen, er heißt „Das Versprechen“ und hängt handschriftlich verfasst und unterschrieben von allen am Trainingsgelände aus. „Bedingungsloser Einsatz“ und „Leidenschaftliche Besessenheit“ sind zwei der sieben dort postulierten Grundsätze. Mit ihnen hat der BVB auch die gesamte Liga beeindruckt. Die Hilflosigkeit der Konkurrenten fand am Samstag Ausdruck in den Glückwünschen, nach denen der BVB so dominant wie seit Menschengedenken kein Team war und so verdient Meister geworden ist wie niemand zuvor.

Ohne Bedingungslosigkeit und Besessenheit wäre der Fußball, den Borussia Dortmund in dieser Saison spielt, nicht möglich. Die Grundlage des Dortmunder Offensivspiels bildet das aggressive Arbeiten gegen den Ball, der unbedingte Wille, auch diesen Weg noch zu gehen oder besser zu sprinten, ohne im Einzelfall darüber nachzudenken. Die immense Laufstärke ist eng verbunden mit dem schnellen Umschalten. Man muss die Bundesligatabelle nicht weit vom Meister heruntergehen, um zu sehen, dass diese Taktik state of the art ist. Vor allem Hannover und Mainz beherrschen diese Spielweise und stehen damit überraschend auf einem Europapokalplatz. Das hört sich einfacher an als es ist, denn man muss nicht bloß mit den gegnerischen Spielern und dem Ball zurechtkommen, sondern auch mit den Mitspielern. Das Ergebnis dieser komplexen Aufgabe ist Fußball mit hoher Intensität und großem Unterhaltungswert für Taktikfreunde ebenso wie für Eventfans.

Der dritte Grundsatz des Versprechens lautet „Zielstrebigkeit unabhängig vom Spielverlauf“. Die Dortmunder haben oft zu wenig aus ihrer Überlegenheit gemacht, unter den vielen nicht genutzten Möglichkeiten waren im Saisonverlauf allein 50 Großchancen. Doch Jürgen Klopp hat eine Mannschaft geformt, die aus Spaß an der Freude immer weitergemacht hat. Das liegt sicher an der Jugend und der damit verbundenen Begeisterungsfähigkeit des Kaders, dessen Mitglieder auch mit der Umsetzung des vierten und des fünften Grundsatzes keine Probleme haben: „Jeden zu unterstützen“ und „Sich helfen zu lassen“. Hierin besteht das Geheimnis des Titelgewinns. Nur wenn einer dem anderen hilft und sich helfen lässt, funktioniert das gemeinsame Pressing auf einem solchen Niveau. Wer möchte, kann darin sogar Ruhrgebietsromantik finden. Nach drei Jahren des Schwaben Jürgen Klopp im Ruhrgebiet ist ohnehin kaum zu glauben, dass der nicht dort geboren wurde.

Sicher musste für die Meisterschaft Vieles zusammenkommen, man kann weitere notwendige Bedingungen von der Klubstruktur bis hin zur Verpflichtung des Glücksfalls Shinji Kagawa oder den Leistungen Einzelner wie dem 18-jährigen Mario Götze aufzählen. Entscheidend für die den Gegner ebenso überfordernde wie begeisternde Spielweise aber ist, dass alle in jeder Sekunde mitgemacht haben und der BVB auf dem Platz so zu einem einzigen festen Gebilde wurde. Denn wenn nur einer gerade eine kleine Auszeit nimmt, ist der Erfolg des Pressings gefährdet und das schnelle Spiel in die Spitze wertlos, weil die Anspielstationen fehlen. Man kann nicht wie aus einem Guss spielen, wie man früher gesagt hätte. „Jeder stellt seine Qualität zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft“, heißt der sechste Grundsatz des Versprechens, „jeder übernimmt Verantwortung“ der siebte. Und mit Vollgas ist das am geilsten.

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