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Sport: Trübe Stimmung beim Triumph

Real Madrid feiert verhalten den 29. Meistertitel in Spanien

Madrid (dpa). Für Ronaldo war es fast eine Neuauflage des Finals der FußballWeltmeisterschaft vor einem Jahr. Wie bei Brasiliens Endspielsieg (2:0) über Deutschland trug der Stürmer im letzten Punktspiel seines Klubs Real Madrid eine besondere Frisur: ein Büschel aus Haaren über der Stirn. Und wie in Yokohama vor einem Jahr schoss „El Fenomeno“, wie ihn die Spanier nennen, wieder zwei Tore. Damit verhalf er den Madrilenen zum 3:1-Sieg über Athletic Bilbao – und zum Gewinn der 29. spanischen Meisterschaft.

Aber während Ronaldos Brasilianer ihren Erfolg über Deutschland damals ungestüm feierten, herrschte bei Real trotz des Triumphs eine eher getrübte Stimmung. Ronaldo und seine Teamkollegen liefen nach dem Spiel im Bernabéu-Stadion eine Ehrenrunde und verschwanden in der Kabine. Dort kam es nach Angaben des Radiosenders Cadena SER zu einem Streit mit Jorge Valdano. Der Manager forderte die Stars auf, für die Fans noch eine Ehrenrunde zu drehen. Aber die Kicker weigerten sich. Kapitän Fernando Hierro drohte gar damit, dass die Fußballer alle offiziellen Feierlichkeiten boykottieren würden.

Titelrivale Real Sociedad San Sebastian muss trotz des 3:0 über Atletico Madrid mit der Vizemeisterschaft vorlieb nehmen. „Reals Titel ist der Erfolg Ronaldos“, lautet die Saison-Bilanz der Zeitung „El Mundo“. Und das Sportblatt „Marca“ ergänzt: „Raúl, Roberto Carlos, Figo und Zidane sind alle Weltstars. Aber Ronaldo ist derjenige, der den Unterschied ausmacht.“ Der 26-Jährige übertraf in Madrid alle Erwartungen. Als er 2002 für 45 Millionen Euro von Inter Mailand zu Real gewechselt war, wurde er als Nachtschwärmer, als verletzungsanfällig oder schlichtweg als zu dick abgetan.

Aber der Torjäger brachte alle Kritiker zum Schweigen. „Es sei ihm auch verziehen, dass er 25 Tore versprochen, aber nur 23 geschossen hat“, witzelte das Sportblatt „As“. Ronaldo gewann mit Real seine erste Landesmeisterschaft. Dies war ihm weder mit dem PSV Eindhoven noch mit dem FC Barcelona oder Inter Mailand geglückt. Für das Saisonfinale rasierte er sich seinen Schädel und ließ nur ein Haarbüschel über der Stirn stehen. „Dieses Büschel hatte mir schon im WM-Finale Glück gebracht“, sagte er. „Im nächsten Jahr will ich damit die Champions League gewinnen.“ Mit der Meisterschaft blieb Reals Coach Vicente del Bosque, dessen Zukunft trotz des Championats weiterhin offen ist, seiner Bilanz treu. Er holte in jedem Jahr einen Titel.

Nach dem Abpfiff strömten 200 000 Real-Fans zum Madrider Cibeles-Brunnen, um den Titel zu feiern. Die Polizei hatte das Wahrzeichen der Stadt mit einer fünf Meter hohen Mauer aus Kunststoff abgeschirmt, nachdem die Brunnen-Statue in der Vergangenheit mehrfach bei Jubelfeiern beschädigt worden war. Raúl wollte die Beamten überreden, ihn auf den Brunnen klettern und der Statue einen Fan-Schal umbinden zu lassen. Aber die Polizei machte auch für den Stürmer keine Ausnahme. Der Fußballer zog ziemlich unverrichteter Dinge mit seinem Team wieder ab.

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