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Sport: Trügerische Ruhe zwischen den Jahren

Die Stille auf den Strecken trügt. Während die Motoren in der Formel 1 vor den ersten Tests Anfang Januar schweigen und die Fahrer ihren Urlaub genießen, knirscht es hinter den Kulissen.

Die Stille auf den Strecken trügt. Während die Motoren in der Formel 1 vor den ersten Tests Anfang Januar schweigen und die Fahrer ihren Urlaub genießen, knirscht es hinter den Kulissen. Alleinherrscher Bernie Ecclestone schlägt sich mit Dissidenten herum. Sein Allmachtsanspruch wird in einem Konflikt herausgefordert, der schon länger schwelt und im neuen Jahr eskalieren könnte. Ärger gibt es, seit Ecclestone Anteile seiner Holding-Gesellschaft SLEC an den Medienunternehmer Leo Kirch verkauft hat. Die Formel-1-Konstrukteure, die anders als noch in den Siebzigerjahren heute durch Weltkonzerne wie Daimler-Chrysler, BMW oder den ab der nächsten Saison antretenden Toyota-Rennstall repräsentiert werden, weigern sich, die Formel 1 als Zugpferd für Kirchs defizitäres Bezahlfernsehen herzugeben. Sie sehen die Rennserie als sportliche Werbeveranstaltung für ihre Marken und wollen eine breitere Öffentlichkeit erreichen. Kein Wunder, dass mit Jaguar, Toyota, Ferrari und Renault 2002 vier reinrassige Werksteams mit von der Partie sind.

Die ACEA, eine Vereinigung der Teams, die eine eigene Rennserie ab 2008 plant, falls die Formel 1 tatsächlich nur noch gegen Cash im Fernsehen zu sehen ist, demonstriert die neue Geschlossenheit der Hersteller. Plötzlich wird auch gegen etwas aufbegehrt, was seit Jahren stillschweigend akzeptiert wurde. Ferraris Präsident Luca di Montezemolo etwa ist unzufrieden mit dem Verteilungsschlüssel der Einnahmen (siehe Seite 23). Auch wenn Jaguars Teamchef Niki Lauda die angedrohte Absplittung als "Säbelrasseln der Hersteller" bezeichnet, ist diese Möglichkeit wegen Ecclestones Unbeugsamkeit durchaus realistisch.

Max Mosley, Präsident des Weltverbandes FIA, warnt zu Recht: "Das Beispiel aus Amerika sollte uns eine Lehre sein." Dort ist der Autorennsport in der Krise, seit sich die populäre Indycar-Serie in Cart und Indy Racing League aufsplittete. Die einst beliebten Ovalrennen finden seither vor Geisterkulissen statt. Zuschauer und Sponsoren haben sich der Nascar-Serie zugewandt, die eher seichte Unterhaltung als hochklassigen Rennsport bietet.

In Europa droht ein noch größeres Fiasko. Denn hier würde zusätzlich zu den verfeindeten Rennserien noch der ab 2003 geplante, von Fußballklubs gesponserte Premier 1 Grand Prix um Kundschaft buhlen. Welches Szenario droht, zeigt ein Blick ins Jahr 1980. Damals führte ein Streit zwischen Teams und FIA dazu, dass auf der Rennstrecke nicht gefahren, sondern von boykottierenden Herstellern Fußball gespielt wurde. Ecclestone war damals auch schon dabei, allerdings noch auf Seiten der Konstrukteure. Vielleicht erinnert er sich daran in der jetzigen Krise.

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