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Johann Just

© privat

TSG Hoffenheim: 100 Millionen Euro für Lederhosen

Die TSG 1899 Hoffenheim will sich in der Bundesliga als Spitzenklub etablieren. Deshalb gibt es jetzt auch einen Fanklub in Berlin. Ganze zwölf Mitglieder hat er schon.

„Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“ – das klingt vermessen, wenn es durch die Festhalle eines 3250-Seelen-Stadtteils von Sinsheim schallt. Doch nach dem Aufstieg der TSG 1899 Hoffenheim in die Bundesliga glaubt nicht nur Freiburgs Trainer Robin Dutt, der Dorfklub aus dem Kraichgau sei der einzige, der die Bayern wirklich in Bedrängnis bringen könnte.

Auch der Mann, der mit seinem Geld dafür die Voraussetzungen geschaffen hat, träumte nur einen Tag nach dem Aufstieg schon von Höherem. Als Dietmar Hopp am Ende der Feier vor die Anhänger trat, milde lächelnd wie ein zufriedener Vater, brach ein Jubelsturm los. Man wolle zum „Ausrufezeichen des deutschen Fußballs“ werden, sagte Hopp. „Unsere Tradition ist unsere Zukunft.“ Und: „Wir haben eine große Zukunft vor uns.“ Er lobte den „Zauberfußball“ der Mannschaft, die es innerhalb von zwei Jahren mit seinem Geld und vor allem mit Hilfe eines nirgendwo anders in dieser Güteklasse wirkenden Expertenkreis schaffte, den Weg aus der dritten Liga bis hinauf in die Bundesliga zu gehen.

Vor Wochen schon hatte Hopp erklärt, man wolle irgendwann einmal zu den besten Klubs des Landes gehören. Das könnte nun schneller gehen als es die Macher selbst vorsahen. Fünf Jahre sollte es dauern, bis Ralf Rangnick in der Bundesliga angekommen sein würde. Der 49-Jährige, der bereits Ulm und Hannover in die erste Liga führte, hat es jedoch in zwei Jahren geschafft und wurde mit lobpreisenden Gesängen belohnt. Erst als Hopp für alle stellvertretend sagte, der „heutige Tag stellt alles in den Schatten“, trat Rangnick etwas auf die Bremse. „Die Bundesliga ist noch mal eine andere Nummer. Wir haben jetzt drei Monate Zeit, bundesligatauglich zu werden“, sagte Rangnick. Blickt man zurück auf die Einkäufe im Wert von rund 20 Millionen Euro, die der Klub vergangenen Sommer tätigte, kann man erahnen, was noch alles passieren könnte.

„Drei bis vier Neue“ (Rangnick) sollen es sein, Nachkäufe nicht ausgeschlossen. Zur neuen Saison stehen außerdem gleich zwei Umzüge an: Zunächst spielt 1899 in Mannheim, weil das 6350 Zuschauer fassende Dietmar-Hopp-Stadion zu klein ist. In der Winterpause wird die neue Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim für 30 500 Zuschauer und rund 60 Millionen Euro fertig sein. Im nahen Zuzenhausen entsteht in einem alten Jagdschloss ein 15 Millionen teures Trainings- und Klubzentrum. Mittlerweile sind es weit über 100 Millionen Euro, die Hopp investierte. Es kostet eben etwas, wenn man den Bayern die Lederhosen ausziehen will.

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