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Sport: Turbine mit Herz

Mit einem 3:0 über Frankfurt holen Potsdams Fußballerinnen erstmals den Pokal

Berlin - Teilweise war es mehr ein Gehen denn ein Laufen. Schritt für Schritt genossen Turbine Potsdams Fußballerinnen die Ehrenrunde im endlich gut gefüllten Olympiastadion. Nach dem 3:0 (1:0) im DFB-Pokal-Finale gegen den schwachen amtierenden Meister 1. FFC Frankfurt trugen sie den Pokal langsam um das Spielfeld, ließen sich von Aachener und Bremer Fans feiern. Peggy Kuznik schwenkte die Turbine-Flagge, mit der sie zuvor bei der Siegehrung schon an Bundespräsident Johannes Rau vorbeispaziert war. Rau hatte Spielführerin Ariane Hingst den Pokal überreicht, und die Weltmeisterin hatte gewusst, was zu tun war: Sie hatte den Cup mehrfach in die Höhe gerissen und ihn geküsst, ehe sie ihn weiterreichte. „We are the Champions“, tönte aus den Lautsprechern, und Fans des Männermeisters Bremen jubelten mit. Durch den Sieg ist Potsdam erstmals für den Uefa-Cup qualifiziert.

„Die Art und Weise, wie wir gewonnen haben, ist toll, wir haben uns in einen Rausch gespielt“, sagte Nationalspielerin Navina Omilade nach den Toren von Conny Pohlers, Jennifer Zietz und Anja Mittag. Frankfurts Weltfußballerin des Jahres, Birgit Prinz, spielte schwach, Spielmacherin Renate Lingor fehlte verletzt, ebenso Nia Künzer, im WM-Finale gegen Schweden im Oktober Schützin des Golden Goals. Diese Ausfälle konnte der Meister nicht verkraften.

Der Seriensieger war müde. Frankfurt hatte den DFB-Pokal zuletzt fünfmal in Folge gewonnen, Potsdam war in den letzen Jahren dreimal im Halbfinale gescheitert und hatte die Meisterschaft 2003 durch ein 0:0 am letzten Spieltag gegen Frankfurt vergeben. Anfang März hatte Turbine das Spitzenspiel der beiden besten deutschen Teams 0:3 verloren. „Wir haben es denen gezeigt, die gesagt haben, dass wir der ewige Zweite sind. Wir wussten, wenn wir unsere Nervosität in den Griff kriegen, können wir es packen“, erzählte Hingst. Und tatsächlich waren es die Potsdamerinnen, die Fußball „mit Herz“ boten, wie Trainer Bernd Schröder befand. Das mit einem Altersdurchschnitt von knapp über 22 Jahren jüngste Team der Bundesliga begeisterte mit schnellem Offensivspiel. Allein Anja Mittag hätte in den ersten rund zehn Minuten drei Tore schießen können. Omilade setzte den Ball nach 20 Minuten am leeren Tor vorbei, und Petra Wimbersky verschoss kurz darauf einen Elfmeter.

Doch nach 27 Minuten war es dann so weit: Sportsoldatin Conny Pohlers brachte Potsdam aus wenigen Metern in Führung. In der 49. Minute erhöhte die 20-jährige Jennifer Zietz auf 2:0. Das schönste Tor des Tages war Anja Mittag vorbehalten, der Schröder in der Pause gesagt hatte, „dass sie ihr Tor noch macht“. Die 19-Jährige erhielt den Ball bei einem Konter kurz nach der Mittellinie und setzte sich nach 55 Minuten gegen zwei Frankfurter Feldspielerinnen und Torhüterin Wissink durch.

Gestern Abend feierten die Siegerinnen in einem Potsdamer Hotel, heute Vormittag fährt das Team nach Saarbrücken, wo es morgen das nächste Bundesligaspiel bestreiten muss. „Vielleicht ist das unsere Rettung, sonst würden wir saufen bis zum Umfallen“, sagte Omilade lachend. Dabei braucht ihre Mannschaft noch Kondition und Konzentration. Am Donnerstag spielt sie gegen FSV Frankfurt, am kommenden Sonntag gegen Duisburg. In zwei Wochen kann es am letzten Bundesligaspieltag zu einem Endspiel um den Titel kommen. Dann tritt Turbine Potsdam beim 1.FFC Frankfurt an.

Helen Ruwald

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