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Kicken für die Völkerverständigung: Die Potsdamerin Julia Simic (l) im Zweikampf mit der Nordkoreanerin Kim Nam Hi.

© dpa

Turbine Potsdam: 2:2 im Testspiel gegen Nordkorea

Turbine Potsdam testet einen seltenen Gast: die Frauen-Nationalmannschaft aus Nordkorea, beim 2:2 in Deetz ging es um Völkverständigung und Sport.

Es war ein Mannschaftsfoto der besonderen Art, das am gestrigen Abend in Deetz, einem Ortsteil von Groß Kreutz im Havelland, geschossen wurde. Nach einem 2:2-Unentschieden in einem Testspiel zwischen den Frauen-Fußball-Teams von Turbine Potsdam und der Nationalelf Nordkoreas hockten sich die Spielerinnen beider Mannschaften und einige Fans für diesen Schnappschuss in ein Tor.

Eine Antrittsprämie sollen die Asiatinnen nicht erhalten haben. „Es ging um Völkerverständigung und Sport. Sie spielen jetzt gerade in Europa. Eine Agentur hat das organisiert“, sagte Turbines Trainer Bernd Schröder, der dem großen Ganzen auch eine sportliche Bedeutung abgewinnen konnte. „Diese Begegnung war wichtig für uns. Wir haben in der Vorbereitung bisher nur gegen Männer gespielt“, erklärte Schröder.

Der Test hat vor 980 Zuschauern bei Dorffest-Atmosphäre hatte unabhängig von den Toren von Jennifer Cramer (11.) und Antonia Göransson (83.) für Potsdam sowie Choe Mi Gyong (16.) und Spielführerin Ra Un Sim (60.) für Nordkorea eine große Bedeutung. „Der kalte Krieg ist vorbei“, sagte Schröder. „Ich freue mich, dass wir hier in Deutschland so freundlich begrüßt wurden“, meinte Nordkoreas Trainer Kim Kwang Min. Und winkte und lächelte.

Neben freundlichem Beifall gab es nach der Nationalhymne für Nordkorea und einer Vereinshymne für Turbine schon vor dem Spiel Blumen für eine Nordkoreanerin. Kim Un Hyang bekam einen Strauß zu ihrem 20. Geburtstag. Sie war eine der beiden Nordkoreanerinnen, die vor vier Jahren ein Probetraining bei Turbine Potsdam absolviert hatten. „Wir haben uns wiedererkannt. Damals kamen die beiden mit vier Aufpassern. Das war ganz normal. Man sollte akzeptieren, woher sie kommen“, sagte Schröder. „Es ist nicht einfacher geworden, aus dem Land herauszukommen. Aber sie müssen sich öffnen. Sie haben die WM in den Sand gesetzt und haben danach die ganze Mannschaft und den Trainer rausgeschmissen.“

Der politischen Bedeutung des Spiels waren sich die Behörden durchaus bewusst. 500 Meter vor dem Deetzer Sportplatz parkte das erste Polizeiauto. In unmittelbarer Rasennähe taten acht Polizisten und zahlreiche Ordner ihren Dienst, doch sie mussten beim wohl größten Event in der Geschichte von Deetz nicht eingreifen. „So ein Ereignis habe ich in 25 Jahren hier noch nicht erlebt. Natürlich sind wir wegen der Nationalelf Nordkoreas hier“, sagte Polizeioberkommissar Frank Richter aus Brandenburg. „Es gab jedoch keine Probleme.“

Die Spielerinnen Nordkoreas, die in der vergangenen Woche schon beim Deutschen Meister VfL Wolfsburg gespielt und mit 0:1 verloren hatten, können sich in Deutschland frei bewegen. Ihnen stehe auch ein bisschen Geld zur Verfügung, sagte Reise-Organisator Thomas Huber. Huber ist gleichzeitig auch Agent des Weltverbandes Fifa.

Vielleicht kommt es ja irgendwann zu einem Rückspiel in Nordkorea, wurde geulkt. „Wir waren tatsächlich schon einmal eingeladen. Ich hatte aber das Gefühl, dass es eine taktische Einladung war“, sagte Schröder. „Die wussten, dass wir das wegen eines Termins nicht machen konnte. Man müsste es noch mal versuchen.“ Nordkoreas Trainer sagte vor dem gemeinsamen Abendessen, dass dies durchaus möglich sei. Und dann lächelten alle.

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