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Turbine Potsdam: Alles auf Sieg

Heute starten Turbine Potsdams Fußballerinnen in Saarbrücken in die neue Bundesligasaison.

Berlin - Jemanden anzugreifen, der gerade den EM-Titel gewonnen hat, ist schwierig, das ist Bernd Schröder klar. Aber nur brav applaudieren will der Trainer des deutschen Frauenfußballmeisters Turbine Potsdam dem DFB und Bundestrainerin Silvia Neid dann doch nicht zehn Tage nach dem EM-Titelgewinn in Finnland. „Es gab nicht ein Wort des Dankes an die Klubs“, moniert Schröder, „dabei gehört sich das einfach. Die Spielerinnen werden schließlich nicht als Nationalspielerinnen geboren.“ Soll heißen: Sie werden in Potsdam von ihm erst dazu gemacht und das möge man bitteschön würdigen.

Fünf Deutsche und eine Norwegerin stellte Turbine wochenlang ab und bestritt die gesamte Vorbereitung auf die heute beim 1. FC Saarbrücken beginnende Bundesligasaison ohne die besten Spielerinnen. Die, die ihm fehlten, kamen in Finnland teilweise nur sporadisch zum Einsatz – auch das missfällt ihm. „Wenn andere gespielt hätten, hätte man besseren Fußball gesehen“, behauptet Schröder, fügt aber hinzu: „Fußball wird nicht im Konjunktiv gespielt. Der Titel ist immer ein Erfolg.“

Ob Turbines Europameisterinnen Euphorie ins Team tragen, dessen ist er sich nicht so sicher. Nur Babett Peter hatte bei der EM einen Stammplatz, auch Bianca Schmidt spielte viel, und Fatmire Bajramaj schoss dreimal in der 90. Minute ein Tor. Jennifer Zietz war durchgehend Zuschauerin, Stürmerin Anja Mittag durfte insgesamt nur vier Minuten aufs Feld, weil Neid lieber auf die mit Ausnahme des Finales erfolglose Birgit Prinz setzte. „Das Gute ist, dass sie nicht überspielt sind, das Schlechte, dass natürlich Unmut aufkommt und wir nicht eingespielt sind“, sagt Schröder. Ohne starkes Team fehlten in der Vorbereitung auch starke Gegner. In der vergangenen Woche folgte auf das 24:0 gegen Sansibar das einzige Testspiel, in dem Turbine wirklich gefordert wurde. Gegen die Männer des Brandenburgligisten FSV Brieske/Senftenberg verlor Potsdam 2:5.

Heute soll ein guter Start gelingen, schließlich wollen die Potsdamerinnen ihren Titel verteidigen, den sie sich vorige Saison erst am letzten Spieltag in einem dramatischen Fernduell mit dem FC Bayern und dem FCR Duisburg gesichert haben. In der neu gegründeten Champions League möchte Schröder „weit kommen und im Pokal das Ergebnis aus dem Finale verwischen“. Im Mai blamierte sich Turbine im Endspiel beim 0:7 gegen Duisburg. Damals triumphierte Fatmire Bajramaj mit dem FCR, nun will sie, wie auch die Zugänge Corina Schröder (ebenfalls aus Duisburg) und Nadine Keßler (Saarbrücken), mit Potsdam Titel sammeln. Auf dem Weg dorthin wird Bernd Schröder so manche Trainingseinheit mit kleinem Kader absolvieren müssen, wenn Silvia Neid ruft. Gut möglich, dass er dann sogar auf mehr als fünf Spielerinnen verzichten muss. Nadine Keßler, glaubt Schröder, könnte die nächste Potsdamerin im DFB-Trikot sein.

Helen Ruwald

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