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Sport: Turbulente Zeiten

Von Helen Ruwald Berlin. Das Räumkommando kam noch in der Nacht.

Von Helen Ruwald

Berlin. Das Räumkommando kam noch in der Nacht. Mitglieder von Spandau 04 fischten nach dem großen Sturm über Berlin am Mittwochabend Äste aus dem Schwimmbecken des Forumbads an der Hanns-Braun-Straße, schafften umgeknickte Bäume beiseite und sammelten die weggeblasenen Zelte ein, die für ein mögliches fünftes Finalspiel um die Deutsche Wasserballmeisterschaft am Sonntag aufgebaut waren. Die Spandauer hoffen allerdings, dass es zu diesem Spiel gar nicht erst kommen wird. Sie wollen schon heute mit einem Sieg bei Waspo Hannover den Titel holen.

Die ersten beiden Partien hatten die Berliner gewonnen, dann aber am Sonntag das dritte Spiel , in dem sie Meister hätten werden können, 5:7 verloren. „Wir haben eine peinliche Vorstellung abgeliefert“, sagt Kapitän Patrick Weissinger, „ich selber habe noch nie so schlecht gespielt.“ Weissinger ist 29, Nationalspieler und hat schon unzählige Wasserballspiele bestritten.

„Körperliche Anwesenheit im Wasser reicht nicht“, hatte Präsident Hagen Stamm nach der Niederlage gesagt, „so hat Spandau den Titel nicht verdient.“ Neben dem echten Sturm suchte auch interner Wirbel die Spandauer heim. Er zerstörte nicht, sondern rüttelte wach. „Wir haben lange miteinander gesprochen, das war konstruktiv, wir haben dann sehr gut trainiert“, sagt Weissinger. Schon 2001 führte Spandau in der Finalserie 2:0 gegen Waspo - und wurde erst im fünften Spiel in der Verlängerung Meister. Daraus habe das Team lernen wollen, erzählt Weissinger, „aber es gibt psychologische Gesetze, die schwer zu brechen sind“. Ein solches Gesetz ist, dass man nach null Niederlagen in der Bundesliga, 2:0-Führung im Finale und acht Meistertiteln in Folge den Gegner unterschätzt, unterbewusst.

Folgen hatte die Niederlage für einen, der keine Minute spielte: Ersatztorhüter Igor Uchal, der nach Esslingen wechselt. Er sei vom Spielbetrieb suspendiert worden, meldete die Deutsche Presseagentur. „Er hat das Team in beiderseitigem Einvernehmen verlassen. Er ist arbeitsmäßig sehr eingespannt und in Gedanken schon in Esslingen“, sagt Trainer Peter Röhle. Uchal vernahm es gestern mit Erstaunen. „Ich habe mich noch nicht verabschiedet. Ich wäre bei den Finalspielen gerne dabei.“ Weil er im Strandbad Halensee als Rettungsschwimmer arbeite, könne er nur vormittags, nicht aber abends trainieren. „Ich habe vom Trainer noch keine Aussage, ob ich in Hannover dabei bin.“ Wahrlich stürmische Zeiten bei Spandau 04.

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