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Sport: Turbulenzen überstehen

Das deutsche Team will den dürftigen Auftritt in Holland vergessen machen

Beim Anflug auf Bratislava dröhnte ein ungesundes Brummen durch die Kabine. Die seltsamen Geräusche kurz vor dem Ziel hätten gewöhnliche Fluggäste wohl ziemlich irritiert, nicht jedoch die Passagiere, die sich gestern Nachmittag in einer Boeing 737 der slowakischen Hauptstadt näherten. So schnell lässt sich die deutsche Nationalmannschaft nicht aus der Ruhe bringen: weder durch Turbulenzen in der Luft, noch durch die Dauerdiskussion um ihre Torhüter (siehe Kasten) und auch nicht durch die Kritik, die ihr dürftiger Auftritt vor zwei Wochen beim glücklichen 2:2 in Holland hervorgerufen hat. Was denn passiere, falls die Mannschaft an diesem Samstag gegen die Slowakei verlieren sollte, wurde Kapitän Michael Ballack gestern gefragt. „Als Sportler gehe ich grundsätzlich nie mit der Einstellung ins Spiel, was wäre, wenn wir verlieren“, antwortete er.

Die Aussichten, dass sich die deutsche Mannschaft in Bratislava ein bisschen Aufbruchstimmung aus seligen Confed-Cup-Zeiten zurückholt, sind ungleich günstiger als vor zwei Wochen in Rotterdam. Kotrainer Joachim Löw hat in den Trainingseinheiten „eine klare Verbesserung“ ausgemacht: „Die Spieler sind sehr viel konzentrierter, dynamischer und explosiver in ihren Aktionen.“ Die Leistung in Holland wird nun vor allem mit der kurzen Pause für die Nationalspieler zwischen Confed-Cup und Bundesligastart begründet. „Die Mannschaft hatte noch nicht die Spannung aufgebaut, um gegen einen großen Gegner wie Holland zu bestehen“, sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann.

Gegen die Slowaken soll das anders sein, zumal deren Mannschaft selbst bei bestem Willen nicht den ganz großen Gegnern zugerechnet werden kann. In ihrem letzten WM-Qualifikationsspiel in Liechtenstein blamierte sie sich mit einem 0:0. Trotzdem äußerte Klinsmann „einen enormen Respekt“ für den Gegner. Immerhin liege die Mannschaft in ihrer Qualifikationsgruppe drei Punkte vor Russland (bei einem Spiel mehr allerdings).

Die Slowaken haben die Chance, sich erstmals für ein großes Turnier zu qualifizieren. Am Mittwoch steht die wichtige Begegnung in Lettland an, und die stellt selbst das angebliche „Spiel des Jahres“ gegen Deutschland deutlich in den Schatten. Das Duell mit dem Vizeweltmeister wird nicht einmal im slowakischen Fernsehen übertragen. „Unsere Fernsehgesellschaften haben nicht genug Interesse gezeigt“, sagte Nationaltrainer Dusan Galis. Vor allem haben sie nicht genug Geld geboten. Umgerechnet 5800 Euro wollten sie laut dem slowakischen Fußballverband für die Übertragungsrechte zahlen.

„Ein Vizeweltmeister kommt nicht jedes Jahr in die Slowakei“, sagt der Nürnberger Stürmer Robert Vittek, neben Marek Mintal und Miroslav Karhan einer von drei Bundesligaspielern im slowakischen Aufgebot. Trotzdem ist das Spiel gegen die Deutschen für seine Mannschaft nur der Test für den Ernstfall; für die Deutschen hingegen geht es darum, bis zur WM den Ernstfall in den Testspielen möglichst realistisch zu simulieren. „Wir gehen in unsere eigene Endphase“, sagt Klinsmann. Nur noch sieben Länderspiele bleiben ihm, bis er seinen WM-Kader bestimmen muss. „Die Spieler müssen sich zeigen“, fordert er daher. Ob auch die beiden Neulinge Lukas Sinkiewicz (1.FC Köln) und Marcell Jansen (Borussia Mönchengladbach) die Gelegenheit dazu bekommen, ist noch offen. In der Abwehr muss Klinsmann ohnehin improvisieren, weil Arne Friedrich (Hertha BSC) wegen eines Magen-Darm-Virus ausfällt und nicht mit nach Bratislava gereist ist. Jansen könnte als linker Außenverteidiger von Beginn an spielen. Aber unabhängig davon, wie die Mannschaft aussehen wird: „Wir wollen das Spiel, wenn möglich, auch gewinnen“, sagte Klinsmann. „Weil es in unserem Naturell liegt.“

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