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Fahrig

© ddp

Turnen: "Rüpel" Fahrig gibt sich reuig

Nach seinem Rauswurf aus dem deutschen Turn-Team hat Matthias Fahrig Fehler eingeräumt. "Das war dämlich von mir", erklärte der 21-Jährige in Hinblick auf seine Eskapaden bei den nationalen Meisterschaften.

Der Rüffel zeigt Wirkung. Nach dem Rauswurf aus der deutschen Turn-Riege für die am Samstag beginnenden Weltmeisterschaften in Stuttgart wegen nächtlicher Eskapaden bei den nationalen Meisterschaften gibt sich Matthias Fahrig geläutert. "Meine Schuld. Ganz klar, das war dämlich von mir", sagt der 21-jährige Hallenser und hat mittlerweile sogar Verständnis für die Suspendierung durch den Deutschen Turner-Bund (DTB). "Ich kann das jetzt nachvollziehen, letzten Endes mussten sie so handeln", fügt er hinzu. Man spürt, wie schwer ihm diese Worte fallen.

Jetzt ist Fahrig nur WM-Zuschauer. "Natürlich ist das bitter. Schließlich war die Form ja da", bedauert er seine Kneipen-Tour von Gießen. Mit weiteren Turnern hatte er erst ausgiebig in einem Restaurant und dann auf einem Hotelzimmer bis nach drei Uhr weitergefeiert, obwohl wenige Stunden später die Finals an Boden und Sprung anstanden.

Fauler Apfel im Korb

Da es sich bei dem Heißsporn nicht um die erste Verfehlung handelte, entschied sich der DTB für die harte Linie. "Das Maß war voll", meinte Sportdirektor Wolfgang Willam. "Jeder muss selber wissen, wie er lebt. Seine negative Einflussnahme auf andere Turner aber wurde immer größer. Es ist fast wie mit dem faulen Apfel im Korb", sagt Cheftrainer Andreas Hirsch, für den das Thema Fahrig zumindest bis zur WM ad acta gelegt ist. "Der Präsident, seine Team-Gefährten und ich haben ihm mehrfach Partnerschaft angeboten: Er hat alle mit Füßen getreten", macht Hirsch aus seiner Gefühlssituation keinen Hehl.

Im Wiederholungs-Konflikt - schon 2005 war Fahrig wegen Verfehlungen aus dem "Team Peking" gefeuert worden - wurden aber auch Kommunikations-Defizite deutlich. "Ich habe von meinem Rausschmiss erst eine Woche später von meinem Trainer erfahren", beklagt sich Fahrig. "Ich wollte mit ihm ein Gespräch in Kienbaum. Da hat er sich wegen Ausbildungs-Terminen entschuldigt. Ich lasse das mal so stehen", hält Hirsch dagegen.

"Natürlich müssen wir reden"

Doch dem Hallenser ist klar, dass er sich jetzt auf den "Chef" zubewegen muss, wenn seine Karriere, die nach EM-Bronze von Amsterdam im April steil nach oben zeigte, nicht zu Ende sein soll. "Natürlich müssen wir reden. Eines steht fest: Ende Oktober will ich beim DTB-Pokal unbedingt wieder im Team stehen."

Enttäuscht von seinem "Kumpel" ist Fabian Hambüchen. "Mit Matze gibt es immer viel Spaß. Keiner von uns weiß aber, was in ihm vorgeht. Er soll jetzt bloß zusehen, dass er das wieder in Ordnung bringt", meint der zweimalige Reck-Europameister, der oft mit Fahrig das Zimmer teilte. In Melbourne zog der Champion aber bei der WM 2005 vorzeitig aus, da er sich bei dem "chaotischen" Verhalten seines Zimmergefährten nicht optimal auf das Reck-Finale vorbereiten konnte.

Der Traum vom WM-Endkampf am Sprung ist für Fahrig geplatzt. Aber auf seiner Homepage ist auch ein zweites, noch größeres Ziel nachzulesen: Olympiasieger Sprung oder Boden. "Ich bin von der Qualifikation nicht ausgeschlossen. Ich werde alles dafür geben, mit den Jungs nach Peking zu reisen." Damit die "Jungs" überhaupt die Olympia-Tickets buchen, drückt er ihnen kräftig die Daumen. "Ich haben allen per SMS viel Glück gewünscht." Fahrig will die Zwangspause nutzen und mit seiner Ausbildung als Sport- und Fitness-Kaufmann voran zu kommen.

Frank Thomas[dpa]

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