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EPT 4 Monte Carlo

© Neil Stoddart

Turnier in Berlin: Boris Becker: "Poker ist mein Beruf"

Boris Becker spielt seit gut zwei Jahren Poker. Beim großen Turnier in Berlin will er eine Million Euro gewinnen. Die Tennislegende spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über die Vorteile eines Leistungssportlers am Spieltisch.

Herr Becker, haben Sie Glück beim Pokern?

Um Glück geht es da gar nicht so sehr.

Worum denn dann?

Ich würde eher sagen, dass Poker ein Sport ist, ein Wettbewerb. Je mehr man trainiert, desto besser wird man auch.

Demnach trainieren Sie fleißig.

Auf das Turnier hier in Berlin habe ich mich intensiv vorbereitet und viele Stunden vor dem PC verbracht, um Online-Poker zu spielen.

Es geht am Potsdamer Platz um eine Million Euro. Welche Platzierung haben Sie sich vorgenommen?

Ich möchte einfach so weit wie möglich kommen. Aber Poker ist wenig berechenbar. Es kann passieren, dass ich schon im Laufe des ersten Tages rausfliege. Aber natürlich will ich an den Finaltisch am Sonntag.

Wie lange spielen Sie schon?

Seit zwei Jahren, damals hat ein großes Poker-Portal mich gefragt, ob ich Werbepartner werden möchte. Klar, habe ich geantwortet, wenn ich im Gegenzug zum Pokerspieler ausgebildet werde. Drei Wochen lang habe ich dann mit dem deutschen Profi Jan Heitmann geübt.

Es heißt, Sie hätten schon während Ihrer Tennis-Karriere gezockt.

Ja, Poker mit fünf Karten, das ist ein bisschen anders als die moderne Variante mit zweien. Aber auch Schach und Skat. Die Gegner waren mein Physiotherapeut und mein Schlägerbespanner. Ich bin einfach ein Spielertyp.

Und wer hat gewonnen?

Ich glaube, die beiden haben mich vor den wichtigen Tennis-Partien immer gewinnen lassen. Zumindest behaupten sie das heute. Aber vielleicht ist das ja auch nur eine Ausrede (lacht).

Muss man fürs Pokern physisch fit sein?

Klar ist: Wenn der Körper müde wird, wird es auch der Geist. Schauen Sie sich die Topspieler im Poker an: Die allermeisten sind gute Athleten. Natürlich gibt es Ausnahmen.

Sind Sie vor einem Turnier aufgeregt?

Das nicht, aber konzentriert und gespannt. Da ist eine freudige Erregung. So ähnlich war das früher beim Tennis.

Auf dem Platz galten Sie als besonders nervenstark. Hilft Ihnen das auch am Tisch?

Sicherlich hängt einiges an der Psychologie. Körpersprache ist wichtig, aber nicht alles. Es kommt auch darauf an, wie hoch man beispielsweise setzt und wann. Gerade in Drucksituationen muss man beim Poker ruhig bleiben, um die richtige Entscheidung zu treffen. Da habe ich wahrscheinlich schon einen Vorteil.

Was bedeutet Ihnen der Sieg in einem Pokerturnier, das viele nicht als Sport ansehen?

Ich nehme das schon sehr ernst. Poker ist ein Beruf für mich. Und zwar einer, der mir Spaß macht. Poker gibt mir ein bisschen das Gefühl von einem 25-Jährigen zurück. Ich bin plötzlich wieder sportlich wettbewerbsfähig – und zwar auf allerhöchstem Niveau. Und das Faszinierende ist: Ich kann mich noch immer verbessern. Wenn ich daran denke, in welchen Strukturen ich vor zwei Jahren gedacht habe – dazwischen liegen Welten.

Bei einem großen Turnier in Monte Carlo haben Sie den siebten Platz belegt, das war Ihr bisher größter Erfolg. Ist Ihnen das wirklich so wichtig?

Das ist für mich eine riesige Genugtuung. Ich habe mich auf einem mir völlig fremden Feld durchgesetzt, gegen Weltklassespieler. Die haben mir nichts geschenkt, nur weil ich berühmt bin. Den Respekt der Poker-Community habe ich mir erworben, weil ich gut bin.

Interview: Ingo Schmidt-Tychsen

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