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Schiri

© dpa

TV-Beweis: Guck mal wieder Video

Die nicht gegebenen Tore in der Bundesliga entfachen eine neue Diskussion um den Fernsehbeweis. Das menschliche Auge verliert gegen Super-Zeitlupen und Hintertorkameras.

Einen halben Meter war der Ball nicht hinter der Linie, wie Bayerns Manager Uli Hoeneß es von der Bank aus gesehen haben will. Wohl aber einige Zentimeter. Der Schuss von Miroslav Klose in der 13. Minute in der Leverkusener Bayarena hätte am Samstag das 1:0 für den FC Bayern München sein müssen. Der Ball war nach einem schönen Heber Kloses erst an die Querlatte, dann deutlich hinter die Torlinie und wieder aus dem Tor von Bayer Leverkusen gesprungen.

Schiedsrichter Knut Kircher verweigerte dem regulären Treffer jedoch die Anerkennung – und das, obwohl sein Assistent eigentlich am richtigen Ort stand und die Entscheidung hätte korrigieren müssen. Am Ende gewann Bayern München trotzdem durch ein Tor von Luca Toni (40.) nach Zuspiel von Klose, der später wegen einer leichten Verletzung ausgewechselt wurde, mit 1:0.

Bereits am vorangegangenen Spieltag hatte es zwei strittige Entscheidungen in der Bundesliga gegeben. Gerald Asamoahs Tor beim 3:0 der Schalker gegen Bielefeld wurde ebenso nicht gewertet wie Roberto Hilberts Treffer bei der 1:4-Niederlage des VfB Stuttgart in Bremen.

Kircher blieb nach Ansicht der Fernsehbilder nichts anderes übrig, als seinen Fehler einzugestehen. „Sicher war es ein Tor. Für uns war es aber nicht zweifelsfrei zu erkennen“, sagte er im ZDF. Fernsehzuschauer haben es in der Tat besser: Durch zahlreiche Kameras im Stadion und Zeitlupen können die TV-Bilder bis auf wenige Ausnahmen eindeutig beweisen, ob der Ball die Linie überquert hat.

Der wiederholte Vorfall hat die Diskussion um Torkameras und Torrichter wieder neu entfacht – angestoßen von den Verantwortlichen des betroffenen Klubs Bayern München. „Wir müssen uns dringend etwas einfallen lassen. Es kann nicht sein, dass jede Woche zwei Tore nicht gegeben werden“, sagt Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Im März hatte der Weltverband Fifa verbindliche Kriterien für die Nutzung von Torkameras, die dem Schiedsrichter sofort Auskunft über den Befund – Tor oder nicht Tor – geben sollen, festgelegt. Jedoch sind die Ergebnisse zur Zuverlässigkeit der Kameras bislang „nicht zufriedenstellend“, sagt Volker Roth, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses. „Deshalb wurde entschieden, weitere Tests durchzuführen und die Entscheidung zu vertagen“, sagt Roth.

Um menschliche Irrtümer zu vermeiden, bedienen sich andere Sportarten seit langem technischer Hilfsmittel. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wurde der Videobeweis im Jahr 2000 eingeführt. Dazu werden die Bilder der laufenden Fernsehübertragung benutzt. Anfangs wurde der Videobeweis nur zu strittigen Torentscheidungen herangezogen, inzwischen können auch Abseits oder Fouls überprüft werden. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke hat nur Positives über das Hilfsmittel zu berichten: „Es ist ein wunderbares Mittel für den Schiedsrichter, um strittige Situationen zu beruhigen und die Emotionen aus dem Spiel zu nehmen.“ Das Aufrufen des Videobeweises dauert zumeist nur wenige Minuten und nimmt den Spielern jegliche Grundlage für Aggressionen gegenüber dem Schiedsrichter. Ein Problem, das sich im Fußball stellt, ist die durchlaufende Zeit. Selbst bei wenigen Minuten Unterbrechung müsste die Spielzeit von einem Oberschiedsrichter angehalten werden.

Da selbst die Fernsehbilder nicht immer zu 100 Prozent Sicherheit geben, muss in der National Football League (NFL) im American Football der Videobeweis klar die Entscheidung des Schiedsrichters auf dem Platz widerlegen. Sind die Bilder nicht eindeutig, bleibt es bei der ursprünglichen Entscheidung.

Schiedsrichter Kircher bekundete seine Sympathie für die Einführung einer technischen Hilfe: „Das hätte sicher geholfen. Aber das ist eine Sache der Fifa.“ Ähnlich sah es Bayern Manager Uli Hoeneß: „Die Torkamera ist nicht bestechlich. Sie wäre die beste Lösung.“ Allerdings gebe es für die Fehlentscheidung in Leverkusen auch ohne das technische Hilfsmittel keine Entschuldigung. „Bei aller Liebe, wenn der Ball einen halben bis dreiviertel Meter hinter der Linie ist, dann muss der Schiedsrichter das sehen“, sagte Hoeneß.

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