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Lockeres Verhältnis? Horst Hrubesch mit seinen Spielern.

© dpa/Singer

U-21-Europameisterschaft: Horst Hrubesch und sein großer Traum

Über Tschechien nach Rio: Trainer Horst Hrubesch will mit den U-21-Junioren den EM-Titel holen und zu den Olympischen Spielen.

Welches Ziel kann ein Junioren-Trainer von 64 Jahren noch haben? Horst Hrubesch, der Coach der deutschen U-21-Nationalelf, braucht nicht lange zu überlegen: Er träumt von Olympia. Noch ein Jahr läuft sein Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), und der Weg nach Rio 2016 führt nur über eine erfolgreiche EM in Tschechien. Ein vierter Platz muss es dort mindestens sein.

Die Deutschen gehen als einer der Favoriten ins Turnier, am Mittwoch treffen sie in Prag zum Auftakt auf Serbien (20.45 Uhr, live in der ARD). Zwar warnt Kapitän Kevin Volland davor, dass die Gruppe mit den weiteren Widersachern Dänemark und Gastgeber Tschechien schwierig und unangenehm sei. Doch das Vertrauen in Fußballlehrer Hrubesch und seine Mannschaft scheint im DFB so groß, dass alles andere als der Titel als eine Enttäuschung empfunden werden würde. Das Finale hat Hrubesch selber als Ziel ausgeben: „Die Mannschaft hat die Qualität.“

Er weiß ja, wie so was geht. Hrubesch, der 2008 mit der U 19 und 2009 mit der U 21 den EM-Titel gewonnen hat, wurde zurückgeholt, nachdem der Nachwuchs ohne ihn auf die schiefe Bahn geraten war. Sein Nachfolger Rainer Adrion hatte die Sache nicht im Griff, die Qualifikation für 2011 wurde mit einer historischen 1:4-Pleite gegen Island verspielt. Bei der EM vor zwei Jahren in Israel scheiterte das Team in der Vorrunde. In der Theorie hätte Trainer Adrion eine wahrhaft furchterregende Mannschaft auf den Platz stellen können. André Schürrle, Julian Draxler und Ikay Gündogan wären spielberechtigt gewesen. Doch damals galt, dass Bundestrainer Joachim Löw jederzeit Zugriff haben sollte. Und der setzte die besten Talente gern in der A-Elf ein. Zudem hatte Sportdirektor Robin Dutt ein paar Tage vor dem Beginn der EM seinen Posten als DFB-Sportdirektor geräumt, den er nur zehn Monate zuvor angetreten hatte. Dass die von vornherein wenig aussichtsreiche Titelmission in Israel früh scheiterte, war da keine Überraschung.

Horst Hrubesch durfte zurückkehren - wohl, weil es keine Alternative gab

Die Reaktion des DFB war so drastisch wie nötig. Der Nachwuchsbereich wurde wieder massiv aufgewertet. Und auch Horst Hrubesch durfte zurückkehren, was wohl auch einem Mangel an Alternativen entsprang.

Hrubesch fand sich auf Anhieb an alter Stelle zurecht. In den Play-offs gegen die Ukraine gewann die U 21 zweimal deutlich und qualifizierte sich souverän. Und mittlerweile kann man sagen: Es ist ein ziemlich gutes Team, mit dem Hrubesch da in Tschechien antritt. Mit Volland, dem Hoffenheimer Stürmer, dem Mainzer Mittelfeldspieler Johannes Geis und natürlich mit Emre Can, der in Liverpool schon zum Nachfolger von Steven Gerrard ausgerufen wird. Und mit Spielern wie Max Meyer aus Schalke und dem Wolfsburger Maximilian Arnold kann das deutsche Mittelfeld ein Spiel bestimmen. Die Qualität der Torhüter dürfte nicht nur Englands A-Nationaltrainer neidisch werden lassen: Mit dem Leverkusener Bernd Leno, dem Kölner Timo Horn und Barcelonas Marc-André ter Stegen war nie ein Juniorenteam besser besetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass manche Vergleiche zu 2009 ziehen, als die internationalen Karrieren von Manuel Neuer, Mats Hummels, Mesut Özil, Sami Khedira und Jerome Boateng im Team von Hrubesch begannen. Olympia erreichten sie zwar nicht. Aber dafür den WM-Titel fünf Jahre später in Brasilien.

Stefan Osterhaus

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