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Sport: U-21-Trainer bleibt trotz EM-Pleite

Bundestrainer Löw setzt Vertrauten Adrion durch

Berlin - Die Blamage hatte historische Ausmaße. Nie zuvor in ihrer Geschichte hatte Deutschlands U-21-Nachwuchsmannschaft ein Qualifikationsspiel höher verloren als beim 1:4 vor zwei Wochen in Island. Bereits zwei Spieltage vor Abschluss der Qualifikation hatte das Team von Trainer Rainer Adrion damit die Chance verwirkt, an der EM 2011 und den Olympischen Spielen 2012 teilzunehmen – als amtierender Europameister. Angesichts dieses Desasters konnte die Nachricht, die am Montagnachmittag aus der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sickerte, schon überraschen: Adrion bleibt Trainer der wichtigsten deutschen Nachwuchsmannschaft. „Er wird seinen Vertrag beim DFB weiterhin erfüllen“, ließ Verbandschef Theo Zwanziger nach einem Treffen mit Bundestrainer Joachim Löw und Sportdirektor Matthias Sammer in Frankfurt am Main wissen.

Die Personalie dürfte allerdings nur vorläufig gelöst sein. Denn der Kompetenzstreit um die Schnittstelle zwischen Nachwuchs und Nationalmannschaft, also zwischen den Zuständigen Sammer und Löw, schwelt weiter. Dass Adrion Trainer bleibt, kann dabei als ein vorläufiger Sieg Löws interpretiert werden – schließlich ist Adrion sein Vertrauter. Zudem teilte Zwanziger mit, dass „Bundestrainer Löw den U-21-Trainer benennen kann“ – allerdings nur „in enger Abstimmung mit Sportdirektor Sammer“. Schon dieses Detail zeigt: Eine alleinige Entscheidungshoheit hat niemand.

Matthias Sammer, der sich gestern auf Nachfrage nicht äußern wollte, hatte beim letzten Spitzengespräch vor einem Monat mehr Kompetenzen für sich ausgehandelt. „Es ist positiv, dass der Sportdirektor auch die administrative Verantwortung für die U 21 trägt“, sagte Sammer damals dem Tagesspiegel. Der DFB hatte die Macht gesplittet: Einfluss auf Trainingsinhalte und Personalentscheidungen darf demnach Sammer nehmen, Trainerfrage und Spielphilosophie soll Löw bestimmen – in Abstimmung mit Sammer, der ansonsten den Nachwuchsbereich im DFB verantwortet. Das misstrauische Grummeln beider Seiten ist seither nicht verstummt. Und das Gerangel um die Details darf weitergehen. Robert Ide

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