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Sport: Üben für die Play-offs

Alba kommt immer besser in Form.

Berlin - Nachdem die La-Ola-Welle durch die ausverkaufte Arena am Ostbahnhof geschwappt war, nachdem Sven Schultze mit Megaphon im Fanblock getanzt hatte, nachdem Yassin Idbihi mit stehenden Ovationen gefeiert worden war – wurde es nachdenklich bei Alba Berlin. Die Frage war, was ein 73:52-Sieg gegen diese Bayern aus München wert war. „In meinem Alter“, sagte der 33-jährige Ioannis Kalampokis, „hat man gelernt: Es kommt auf Kleinigkeiten an.“

Das war die Erkenntnis: Die Siegerposter erfolgreicher Basketballteams setzen sich aus vielen kleinen Puzzleteilen zusammen. Die hat Alba, so scheint es, nun nach vielen Höhen und Tiefen in dieser Saison zusammen. Und so waren es vor allem die feinen Details, die beim elften Bundesliga-Sieg in Folge zeigten, wie gut die Mannschaft sein kann in den Play-offs, die in einem Monat beginnen.

Eine dieser Kleinigkeiten war die schwache Wurfquote von 39 Prozent. „Darauf arbeiten wir die ganze Saison hin“, sagte Trainer Gordon Herbert, „dass wir ein Spiel mit schlechten Würfen haben und trotzdem gewinnen“ – durch schweißgetränkte Abwehr-und Reboundarbeit. 13 Abpraller ergriffen die Berliner unter des Gegners Korb, mehr als doppelt so viele wie die Münchner (sechs). Eine andere Kleinigkeit war die Ersatzbank. 46 Punkte erzielten Albas Einwechselspieler, die Münchner Reserve trug nur 13 Punkte bei. „Unsere Bank war heute herausragend, sie hat das Spiel verändert“, sagte Herbert.

Die Ausgeglichenheit und das Mannschaftsspiel waren auch Albas Stärken vor Weihnachten, als 14 von 15 Pflichtspielen gewonnen wurden. Und die im Winter verloren gingen, als im Puzzle die Center-Teile fehlten und sich die übrigen Stücke verselbstständigten.

Gegen die Münchner deutete sich an, dass neuer Leim durch die Bruchstellen geflossen ist. „Wir bleiben bei unserem Weg, keiner schert aus“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi. Der FC Bayern zeigte zwar, dass er den großen Namen, den er sich vom Fußball geliehen hat, noch nicht ganz ausfüllen kann. Aber dennoch war die langsame, physische und aggressive Spielweise der Münchner ein guter Belastungstest für die Meisterrunde. „Das war ein klassisches Play-off-Spiel“, sagte Baldi.

In der derzeitigen Verfassung beweisen die Berliner, dass die Erfolgswelle vor Weihnachten, die bis auf Tabellenplatz eins trug, kein einmaliges Naturereignis war. Es sei sogar noch „besser als im Herbst“, fand Idbihi, „denn wir wissen jetzt, wie fragil eine solche Siegesserie sein kann“. Dennoch beginne mit den Play-offs eine neue Saison.

In diese von Platz zwei zu starten, werde aber für den Tabellendritten Alba „schwierig“, sagte Baldi. Die Berliner haben nur noch zwei Heim- und drei Auswärtsspiele, unter anderem beim Spitzenduo Ulm („ein Wahnsinnsniveau“, findet Baldi) und Bamberg („weiter Topfavorit auf die Meisterschaft“).

Dass Albas Puzzle erschütterungsfest wirkt wie selten, liegt auch an Ioannis Kalampokis. Der Neuzugang zeigte, dass er das letzte fehlende Stück sein kann. „Er bringt auf höchstem Niveau ein, wofür er da ist: Er foult zur richtigen Zeit, spielt eine perfekte Defensive, hat den Blick für den freien Mann und scheut sich nicht vor dem offenen Wurf“, schwärmte Baldi. Der Grieche lächelte nur gequält bei solchem Lob. Er sieht sich nur als kleines Puzzlestück. Aber er weiß auch, dass es auf Kleinigkeiten ankommt.

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