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Sport: Über den Berg

Die Dienstreise nach Wolfsburg war angenehm. Ein erfolgreicher Ausflug für die Fußballprofis von Hertha BSC.

Die Dienstreise nach Wolfsburg war angenehm. Ein erfolgreicher Ausflug für die Fußballprofis von Hertha BSC. In Wolfsburg haben sie am Sonnabend ihr Auswärtsspiel 3:1 gewonnen, ein unheimlich wichtiger Sieg, klar. Deshalb hatte sich Herthas Trainer Falko Götz am späten Abend auch eine hübsche Überraschung ausgedacht. Zur Belohnung schickte Götz seine Jungs am nächsten Morgen auf den Teufelsberg.

Zum Thema Fotostrecke: Bilder der Saison 01/02 Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Als die Spieler in den frühen Sonntagsstunden vor der Mannschaftskabine auftauchten, beschwerten sie sich nicht einmal, Herthas Fußballprofis lachten. Seltsam, der Teufelsberg galt bislang als Strafe. Trainer Götz sieht das anders. "Ist doch schön dort oben", sagt er, "wir haben dort schön regeneriert und das Wetter genossen." Bei Hertha BSC hat sich so einiges geändert. Sogar Alex Alves kraxelte gestern begeistert am Teufelsberg herum. In Wolfsburg hatte er noch verletzt auf der Tribüne gesessen.

Hertha BSC macht wieder Spaß. Ganz ehrlich: Wer hatte schon am Samstag mit einem Sieg gerechnet? Hertha hatte zuletzt mit beeindruckender Regelmäßigkeit bewiesen, dass die Mannschaft nach Rückschlägen immer furchtbar schwachen Fußball spielt. Zumindest unter Jürgen Röber, dem Vorgänger von Falko Götz. Hertha hatte vor einer Woche 1:3 in Mönchengladbach verloren, die erste Niederlage nach sieben Spielen, und für Götz kam die erste ernsthafte Probe in seiner Trainerkarriere.

Die Anforderung sei doch ganz einfach gewesen, sagt Götz. "Wir brauchten einen Sieg, und den haben wir jetzt." Götz plaudert nicht viel, und wenn er einen Kommentar abgibt, dann ist dieser oft furchtbar langweilig. In der Mannschaftskabine soll sich Herthas Trainer anders verhalten. Götz analysierte die Niederlage gegen Gladbach, sprach intern die Fehler an, kritisierte seine Spieler aber nicht in der Öffentlichkeit. Michael Hartmann etwa sagt: "Er gibt mir viel Selbstvertrauen. Unter Röber war das anders."

In Mönchengladbach hatte die Fachzeitschrift "kicker" ihm die Note 5 gegeben. Götz aber hielt in Wolfsburg an Hartmann fest, wohl auch, weil ihm die Alternativen fehlten. Hartmann aber spielte in Wolfsburg sehr ordentlich und schoss Hertha sogar in Führung. Nach dem Torjubel zeigte sein Finger auf Falko Götz.

Die Niederlage bei Borussia Mönchengladbach hatte die Mannschaft keineswegs vergessen. Es gab eine Zeit, da hätte eine solche Schlappe die Spieler gelähmt. Unter Götz motiviert so ein Spiel nun plötzlich. "Das war grottenschlecht, einfach enttäuschend", sagte Mittelfeldspieler Stefan Beinlich. "Wir wollten in Wolfsburg wieder so spielen wie in den Wochen zuvor. Und jeder hatte einen Willen von 120 Prozent." Beinlich zeigte im zentralen Mittelfeld eine starke Leistung. Marcelinho, Herthas Spielmacher, tobte sich vor den Spitzen aus.

Vor einer Woche hatte sich Marcelinho das zentrale Mittelfeld mit Sebastian Deisler geteilt und schlecht gespielt. In Wolfsburg war Deisler verletzt - und wieder gewann Hertha. Liegt es nun doch an Deisler? "Schmarrn", sagte Beinlich. Das Problem dürften Deislers Kollegen sein: Viele wissen einfach nicht, wie sie zwei Gestalter ins Spiel einbinden sollen. Die Diskussion um den 22-Jährigen hat sich am Donnerstag auf traurige Weise erledigt. Da erlitt Deisler einen Muskelfaserriss und wird "wohl kaum noch einmal für uns spielen", wie Herthas Manager Dieter Hoeneß sagte. Im Sommer wechselt Deisler zu Bayern München.

Hertha hat von den letzten 21 Bundesliga-Spielen nur drei verloren. Eine gute Bilanz. Und trotzdem steht der Klub nur auf dem fünften Tabellenplatz, drei Punkte hinter Schalke 04, dem Tabellendritten, dessen Position zur Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League berechtigt. Manager Hoeneß sagt: "Wir haben es erst bei einem Sieg über Rostock in der Hand, wohin die Reise geht." Das kommende Heimspiel gegen Hansa Rostock wird schwierig; sogar schwieriger als die letzten drei Spiele in dieser Saison. Da muss Hertha gegen die Bayern, Schalke und Leverkusen ran. Nur gegen jene Mannschaften sind die Berliner eh motiviert. Vielleicht wird es ja doch noch etwas mit der Champions League.

André Görke

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