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Sport: Über die letzte Hürde

Zum Saisonfinale muss Hertha in Nürnberg punkten, um auf Umwegen noch den Uefa-Cup zu erreichen

Berlin - In der Mittagssonne gönnte sich Falko Götz gestern ein lockeres Läufchen. Im Hinterland des Olympiastadions, in dem sich am Vortag seine Mannschaft mit einem 4:2-Sieg über den Hamburger SV im letzten Saisonheimspiel von den eigenen Fans verabschiedet hatte, drehte der Trainer von Hertha BSC ein paar Runden. „Wir haben noch keinen Grund zum Feiern“, sagte Götz danach, „wir wollen Platz sechs.“

Mit dem Sieg über den Tabellenzweiten hat sich Hertha vor dem Saisonfinale am kommenden Samstag beim 1. FC Nürnberg in eine gute Ausgangsposition gebracht. Das eigentliche Saisonziel, nämlich Platz fünf und die damit verbundene direkte Qualifikation für den Uefa-Pokal, hat Hertha verspielt. Eine zwischenzeitliche Phase von neun nicht gewonnenen Bundesligaspielen in Folge hat sich als zu schwere Hypothek erwiesen. Bayer Leverkusen, das am vergangenen Wochenende einen Punkt gegen Nürnberg holte, ist der fünfte Platz so gut wie nicht mehr streitig zu machen. Dafür aber könnte Hertha wenigstens Platz sechs erreichen. Dieser Platz würde die Teilnahme am UI-Cup nach sich ziehen, über den Hertha durch die Hintertür noch in den Uefa-Cup gelangen könnte. Sollte Hertha Sechster werden, träfen die Berliner im verkürzten UI-Cup entweder auf Kairata Almaty (Kasachstan), MTZ Minsk (Weißrussland) oder Rubin Kazan (Russland). „Damit beschäftigen wir uns erst, wenn es so weit ist“, sagte Götz gestern. Jetzt fahre die Mannschaft erst einmal nach Nürnberg, um Rang sechs festzuzurren.

Gegenüber dem Tabellensiebten Borussia Dortmund haben die Berliner drei Punkte Vorsprung. Da das Torverhältnis beider Vereine nahezu identisch ist (Hertha plus fünf, Dortmund plus drei), benötigt Hertha mindestens ein Unentschieden, um ganz sicherzugehen. Die Dortmunder treten beim Meister FC Bayern an. „Am letzten Spieltag kommen manchmal komische Ergebnisse zu Stande“, sagte Götz. Zwar habe man den Münchnern durch den Sieg über den HSV geholfen, vorzeitig Meister zu werden, aber man könne nicht darauf setzen, dass die Bayern nun den Berlinern einen Gefallen tun. „Ich werde im Training die Spannung aufrechterhalten, damit wir mit dem nötigen Biss ins Spiel gegen den Club gehen“, sagte Götz. Auch Manager Dieter Hoeneß, der sich vom 4:2 gut unterhalten fühlte, wollte sich dem Jubel des Vortags nicht ganz hingeben. „Wir haben es in der Hand, unser Ziel noch zu erreichen“, sagte er, „hier kommt niemand auf die Idee, nachzulassen.“

Für das Spiel in Nürnberg wird sich Trainer Götz insbesondere personell etwas einfallen lassen müssen. Marcelinho, der gegen den HSV drei Torvorlagen gab, ist wegen der fünften Gelben Karte gesperrt. Das gilt auch für Andreas Neuendorf, der gegen die Norddeutschen wegen einer Schwalbe im Strafraum des Feldes verwiesen worden war (siehe dazu „Nachspiel“ auf Seite 21). Und ob die dritte gestalterische Kraft im Mittelfeld, Yildiray Bastürk, wieder einsatzbereit ist, ist alles andere als sicher. Nach einem Gespräch mit dem türkischen Nationalspieler berichtete Hoeneß: „Seine Verletzung ist eher schlimmer geworden.“

Viele Alternativen zu diesen drei Spielern hat Falko Götz nicht, weshalb sich der Trainer über die Undiszipliniertheiten der beiden gesperrten Spieler ärgerte. Beide werden dies noch zu spüren bekommen und mithin die Mannschaftskasse. Detaillierter mochte sich Götz dazu nicht äußern. Er sagte nur: „Das behandeln wir intern.“

Bis zum letzten Saisonspiel in Nürnberg werden bei den Berlinern einige wichtige Entscheidungen fallen. So geht das Gerangel um Josip Simunic in die finale Phase. Noch hat Hertha die Hoffnung, den kroatischen Nationalverteidiger weiterzubeschäftigen, nicht aufgegeben. Auf eine Verabschiedung vor den eigenen Fans am Samstag im Olympiastadion hatte er verzichtet. „Ich werte das noch nicht“, sagte Hoeneß vorsichtig. Er hatte Simunic ein gut dotiertes Angebot unterbreitet, der sondiert den Markt aber nach Alternativen. „Wenn es eine gute Aussicht gibt, werden wir alles versuchen, ihn zu halten“, sagte Götz gestern. „Wenn ich etwas dazu beitragen kann, werde ich alles unternehmen.“ Simunic äußerte sich gestern dazu nicht.

Derweil feilt Manager Hoeneß im Hintergrund an einem Vertragsabschluss mit einem neuen Trikotsponsor, der Vertrag mit dem bisherigen läuft aus. So gilt die Deutsche Bahn AG als potenzieller Partner. Hoeneß wollte das nicht bestätigen. Unterzeichnet sei noch nichts, sagte er, aber „die Gespräche sind weit vorangeschritten“. Wie zu erfahren war, soll es sich um einen Dreijahresvertrag handeln. Im günstigsten Fall könnte Hertha bis zu 20 Millionen Euro erzielen.

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