zum Hauptinhalt

Sport: Über null

Am 5. April 1908 hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das erste Länderspiel ihrer Geschichte bestritten.

Am 5. April 1908 hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das erste Länderspiel ihrer Geschichte bestritten. Sie traf in Basel auf die Schweiz und verlor 3:5. Am Samstag hat die deutsche Nationalmannschaft das 857. Länderspiel ihrer Geschichte bestritten. Sie traf in Basel auf die Schweiz und verlor – 3:5. Wenn man die allgemeine Erregung richtig deutet, ist der dreimalige Welt- und Europameister in der öffentlichen Wahrnehmung gerade wieder am historischen Nullpunkt angekommen, irgendwo am Anfang des 20. Jahrhunderts, als der deutsche Fußball sich noch vorsichtig tastend dem internationalen Niveau näherte und gerne mal 0:9 gegen England verlor.

Das ist natürlich Quatsch. Genauso wie der Satz von Sami Khedira, der die Überspannung des Publikums in die Aussage gepackt hat: „Jetzt sind wir vom EM-Favoriten zum Außenseiter geworden.“ Wenn die Nationalmannschaft die hohen Erwartungen im Lande zurechtstutzen wollte, wäre ihr das in der Tat eindrucksvoll gelungen. Aber es war ganz sicher nicht das Ziel, sich kurz vor der EM kleiner zu machen, als man inzwischen wieder ist.

Natürlich hat Bundestrainer Joachim Löw bis zum Turnierstart in nicht mal zwei Wochen noch einige Probleme zu lösen. Die Mannschaft hat gestern zum ersten Mal überhaupt in kompletter Besetzung trainieren können. Mit Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose hat Löw zudem in jedem Mannschaftsteil einen Führungsspieler, der nicht in bester körperlicher Verfassung ist. Trotzdem muss man die Niederlage gegen die Schweiz in Relation setzen. Zu den Testspielen der deutschen EM-Gegner zum Beispiel: Dänemark hat gegen Brasiliens B-Team 1:3 verloren, Holland gegen Bulgarien 1:2, und Portugal hat sich zu einem 0:0 gegen Mazedonien gequält.

Joachim Löw hat das Ergebnis gegen die Schweiz als ärgerlich empfunden, aber es lässt sich zumindest schlüssig erklären, wie es zustande gekommen ist. Dem Bundestrainer fehlten mit den Bayern acht potenzielle Stammspieler, dazu war das Training nicht auf die Begegnung in Basel ausgerichtet, sondern auf das erste EM- Spiel. „Wir wollten einige Dinge sehen“, hat Löw gesagt, „das hat nicht funktioniert.“ Aber auch unerfreuliche Erkenntnisse sind erst einmal Erkenntnisse.

Wen der Bundestrainer gestern aus dem EM-Kader gestrichen hat: Seite 2

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false