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Überblick: "Festival der Meister" als Probelauf für den Ernstfall

Die sportliche Leitung um Jürgen Klinsmann muss in den ersten Wettbewerbs-Spielen ihrer knapp einjährigen Amtszeit unter Beweis stellen, dass die deutsche Nationalmannschaft inzwischen wieder konkurrenzfähig ist. Und auch die Organisation steht auf dem Prüfstand.

Frankfurt (04.06.2005, 17:39 Uhr) - Im Juli 1999 reiste eine deutsche B-Mannschaft unter Führung von Erich Ribbeck nach Mexiko - nach drei blamablen Vorstellungen gegen Brasilien, USA und Neuseeland kehrte der damalige Europameister bereits nach der Vorrunde aus Guadalajara wieder zurück. Sechs Jahre nach jenen rufschädigenden Darbietungen nimmt Deutschland vom 15. bis 29. Juni zum zweiten Mal am Confederations Cup teil, diesmal als Ausrichter und angehender WM-Gastgeber - und daher in zweifacher Hinsicht mit einer gänzlich anderen Einstellung.

«Der Veranstalter hat die Gelegenheit, seine organisatorischen Truppen zu testen. Die Mannschaft des Gastgeberlandes, die ja keine Qualifikationsspiele bestreiten muss, hat erstmals wieder die Gelegenheit, Temperatur zu nehmen», sagte Weltverband-Präsident Joseph Blatter und brachte die Situation für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf den Punkt. Denn der Probelauf wird zeigen, ob der vermeintliche Organisations-Weltmeister Deutschland tatsächlich bestens für die WM im kommenden Jahr präpariert ist.

«Gerade weil wir keine Qualifikationsspiele haben, ist der sportliche Stellenwert für uns viel höher als für alle anderen Mannschaften», weiß Trainer Jürgen Klinsmann und spricht von einer «Mini-Test-WM».

Allein schon mit der Titelprämie von 50.000 Euro pro Spieler hat der DFB verdeutlicht, wie ernst er die WM-Generalprobe nimmt. Auch die Fifa lässt sich nicht lumpen: 2,275 Millionen Euro lobt der Weltverband für den Gesamtsieg aus, 853.000 Euro hat jeder Verband allein schon durch die Teilnahme sicher.

Für die deutsche Mannschaft ist in den Vorrundenspielen gegen Ozeanien-Meister Australien (15. Juni/Frankfurt), Afrika-Champion Tunesien (18. Juni/Köln) und Olympiasieger Argentinien (21. Juni/Nürnberg) der Halbfinal-Einzug Pflicht. Klinsmann aber will mehr: «Unser Ziel ist der Titel». Rekord-Weltmeister Brasilien, Europameister Griechenland mit Trainer Otto Rehhagel sowie Asien- Meister Japan und Mexiko als Vertreter von Nord-/Mittelamerika komplettieren das exklusive Feld beim Festival der Meister. Kein Wunder, dass Blatter das Turnier eine «großartige Sache» nennt.

Der wohl entscheidende Schritt zum Überleben gelang dem 1997 erstmals ausgetragenen und seitdem heftig umstrittenen Wettbewerb, als er als so genannte Generalprobe im Land des künftigen WM-Ausrichters verankert wurde. Dies hatte schon Japan und Südkorea 2001 bei der Präparierung für die erste WM auf asiatischem Boden geholfen, und auch die deutschen Organisatoren erhoffen sich wertvolle Erkenntnisse. Für die fünf Teilnehmerstädte und für uns ist das ein wichtiger Test, um zu sehen, wie alles funktioniert», sagt OK-Chef Franz Beckenbauer, der gar nicht erpicht auf einen reibungslosen Ablauf ist: «Ich hoffe, dass es Fehler und Pannen gibt, damit wir sie bei der WM abstellen können.»

Von den fünf Austragungsorten Nürnberg, Köln, Leipzig, Hannover und Frankfurt steht vor allem die hessische Main-Metropole, zugleich auch DFB-Sitz, als sportlicher und organisatorischer Mittelpunkt im Blickfeld. Im Waldstadion sollen die WM-Bedingungen getestet werden, beispielsweise die Chiptechnologie beim Einlass der Zuschauer sowie das Volunteers-Programm. «Die Spiele sollen ein echter Probelauf werden», meint OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt.

Wie gut, dass alle Verbände bestrebt sind, schlagkräftige Mannschaften nach Deutschland zu schicken und sich kein Beispiel am deutschen Confederations-Cup-Team 1999 nehmen. Dass der DFB damals überhaupt in Mexiko antrat, hatte nur einen Grund: Hätte er die Veranstaltung boykottiert, hätte er nie und nimmer den Zuschlag für die Weltmeisterschaft erhalten, auf die er sich jetzt so freut. (Von Oliver Hartmann, dpa) (tso)

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