Sport: Überdosis Champions League
Benedikt Voigt über Bayer Leverkusens therapeutisches Geheimnis Irgendwann vor Saisonbeginn muss Klaus Toppmöller in der Abteilung vorstellig geworden sein, die sich bei Bayer auf die Erfindung neuer Psychopharmaka spezialisiert hat. Der Fußballtrainer hatte bei seiner Mannschaft Bayer Leverkusen zwei rätselhafte Probleme diagnostiziert.
Benedikt Voigt über Bayer Leverkusens therapeutisches Geheimnis
Irgendwann vor Saisonbeginn muss Klaus Toppmöller in der Abteilung vorstellig geworden sein, die sich bei Bayer auf die Erfindung neuer Psychopharmaka spezialisiert hat. Der Fußballtrainer hatte bei seiner Mannschaft Bayer Leverkusen zwei rätselhafte Probleme diagnostiziert. „Immer, wenn ich den n Berti Vogts sage, müssen meine Spieler lachen und können sich nicht mehr auf das Training konzentrieren“, wunderte sich Toppmöller. „Alles halb so schlimm“, antwortete der Professor aus der Forschungsabteilung, „benutzen Sie den Namen einfach nicht mehr.“ Fortan trainierten Bayers Fußballer ohne Unterlass. Das zweite Problem ließ sich nicht so leicht lösen. „Immer wenn wir vor einem Titelgewinn stehen, stammeln meine Spieler ,Un-ter-hach-ing’, und ihre Beine zittern“, berichtete Toppmöller. Beim Spieler Ballack sei das sogar so schlimm, dass dieser „Eigentor, Eigentor“ rufe. „ Hmm“, sagte der Professor, „mal sehen, ob wir nicht irgendein Mittelchen finden.“ Ein paar Monate später hatte er ein Medikament parat, welches das Langzeitgedächtnis für 90 Minuten ausschaltet. Er nannte es „Champions League“, nach jenem Wettbewerb also, in dem Leverkusen unbelastet antreten kann. „Aber Vorsicht, noch nicht anwenden“, mahnte der Professor, als er Toppmöller eine Packung zur Ansicht übergab, „wir wissen noch nichts über Dosierung und Nebenwirkungen.“
Doch erfolgshungrig wie Fußballtrainer nun einmal sind, mischte Toppmöller seinen Spielern das Produkt probeweise ins Essen. Das erste Mal vor dem Champions-League-Spiel in La Coruña. Und weil das gut klappte (3:1), bekamen Bayers Fußballer auch vor dem Viertelfinale gegen Liverpool eine kleine Ration. Vor dem Halbfinale in Manchester aber hatten seine Spieler in der Bundesliga verloren, und plötzlich fiel es allen wieder ein: Un-ter-ha-ching, Un-ter-ha-ching. In seiner Verzweiflung kippte Toppmöller den gesamten Rest der Probepackung „Champions League“ in die Trinkflaschen seiner Profis. In Ballacks Gefäß schüttete er besonders viel. Und siehe da, es funktionierte: Manchester United trotzte Bayer Leverkusen in Old Trafford ein 2:2 ab, und Ballack schoss sogar ein Tor. Nach dem Spiel sagte dieser: „Vielleicht verlasse ich Bayer mit vier Titeln – als Deutscher Meister, Pokalsieger, Champions-League-Gewinner und Weltmeister.“ Als Toppmöller das hörte, griff er sich Ballacks Trinkflasche und warf sie in den Müll. Über die Dosierung muss er wohl noch etwas nachdenken.
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