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Überraschender erster Spieltag: Der Aufstand der ganz Kleinen

Stefan Hermanns über ein paar unerwartet Resultate zum Saisonauftakt.

Heribert Bruchhagen, der Manager von Eintracht Frankfurt, ist in der Scheinwelt Bundesliga eine bemerkenswerte Figur. Obwohl er seit Jahrzehnten in diesem realitätsfeindlichen Umfeld arbeitet, hat sich Bruchhagen einen gesunden Sinn für das Machbare erhalten. Manche halten das für langweilig, allen voran Michael Skibbe, der Trainer der Eintracht. Skibbe will mehr: Für die aktuelle Spielzeit peilt er mit seiner Mannschaft 50 Punkte an – eine kühne Rechnung, die sein Vorgesetzter Bruchhagen ein wenig irritiert zur Kenntnis nahm: „Noch hat mir niemand gesagt, gegen wen wir die 50 Punkte holen sollen.“ Wahrscheinlich gegen Mannschaften wie St. Pauli und Kaiserslautern, Nürnberg, Freiburg, Mainz und vor allem Hannover. An Füllmaterial, so die herrschende Meinung, besteht in dieser Saison in der Bundesliga wahrlich kein Mangel.

Und dann kam der erste Spieltag.

Die Bundesliga hat zum Auftakt ihrer 48. Spielzeit einen Aufstand der ganz Kleinen erlebt: Nürnberg, Fastabsteiger der Vorsaison, ergatterte einen Punkt in Mönchengladbach, die Aufsteiger St. Pauli und Kaiserslautern siegten in Freiburg und Köln, Mainz bezwang Stuttgart; vor allem aber haben die Pokaldeppen aus Hannover die Frankfurter Eintracht und ihren ehrgeizigen Trainer Skibbe geschlagen.

Man kann das für eine zufällige Häufung halten; man kann aber auch an die Mainzer erinnern, die als erster Absteiger in die vorige Saison gestartet sind und am Ende auf dem neunten Platz landeten. Es ist auf jeden Fall kein Nachteil, wenn die Konkurrenz einen nicht richtig ernst nimmt. Dieter Hecking, der Trainer der Nürnberger, hat offen zugegeben, dass ihn die allgemeine Geringschätzung ein bisschen beleidigt hat. Mit Trotz allein ist noch niemand in der Liga geblieben. Aber Trotz ist wenigstens eine Haltung.

So groß sind die Unterschiede nicht zwischen den ganz Kleinen der Liga und den Kleinen, den Kölns, Gladbachs und Frankfurts, als dass ein bisschen mehr Wille und Zusammenhalt nicht den entscheidenden Unterschied ausmachen könnten. Für das vermeintliche Establishment ist das manchmal nur schwer zu akzeptieren, wie die Reaktion des Kölners Lukas Podolski auf die Niederlage gegen Kaiserslautern zeigt. „Die Lauterer waren ganz schlecht“, verkündete Podolski. Für den 1. FC Köln waren sie offenbar nicht schlecht genug.

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